KunstKünftiger Fortuna-Köln-Torjäger ist auch auf der Leinwand ein Künstler

Lesezeit 4 Minuten
Künstler Tom Wüstenberg malt mit Acryl. Seine künstlerische Ader entdeckte er bei einem Abend mit seinen Freunden.

Künstler Tom Wüstenberg malt mit Acryl. Seine künstlerische Ader entdeckte er bei einem Abend mit seinen Freunden.

Euskirchen – Es war ein gemütlicher Abend unter Freunden. Einer von vielen. Einer, in dessen Verlauf über den Sinn des Lebens philosophiert wurde und der Wunsch aufkeimte, etwas zu schaffen, das bleibt – am liebsten für ewig. Also schnappten sich Tom Wüstenberg, Jannik Straube und Lukas Klünter etwas Acrylfarbe von Wüstenbergs Schwester und eine Leinwand.

„Wir haben einfach wild die Farbe auf die Leinwand geschmissen und geguckt, was dabei herauskommt“, erinnert sich Wüstenberg, der das Bild seiner Mutter schenkte und bei der Malerei blieb.

Eine Entscheidung, die sich bereits ausgezahlt hat. „Ich habe zwei meiner Bilder verkauft und insgesamt einen hohen vierstelligen Betrag dafür erhalten“, sagt der 20-Jährige. Doch wie ermittelt man eigentlich den Wert eines Bildes?

Nicht für 300 Euro

„Ich hatte keine Ahnung. Ich habe einfach mal einen Betrag genannt und dann haben wir uns geeinigt. Fest stand nur, dass ich es nicht für 300 Euro oder so abgeben wollte“, antwortet Wüstenberg.

Der Käufer war ein Geschäftsmann aus Berlin, der dem Künstler sogar noch den Flug in die Hauptstadt spendierte. Wüstenberg machte sich also auf den Weg nach Berlin, gab das Bild als Sondergepäck auf und nahm es eine Stunde später wieder in Empfang. „Da muss man dem Personal schon vertrauen“, sagt er.

Er war gerade erst wieder zurück in der Eifel, da erreichte ihn schon die nächste Anfrage. Diesmal über das soziale Netzwerk Instagram aus Singapur.

„Das war schon komisch. Wir haben ein bisschen hin und her geschrieben und uns auf einen Betrag geeinigt. Er hat mir 2700 Euro überwiesen“, so Wüstenberg. Mit dem Geld finanzierte er einen Besuch bei seiner Freundin Isabelle in Australien

Isabelle unterstützt den jungen Maler nicht nur moralisch, sondern auch materiell. „Die Bilder sind mitunter vier Quadratmeter groß. Dann lassen sie sich am einfachsten mit dem Pferdehänger meiner Freundin transportieren“, sagt Wüstenberg mit einem Augenzwinkern.

Kunst habe er zwar immer schon gerne gemacht, doch an diesen Erfolg habe er nicht geglaubt. Und deshalb bleibt Wüstenberg auch auf dem Boden: „Es reicht mir, wenn mir die Bilder gefallen. Dass sie anscheinend auch bei anderen gut ankommen, freut mich natürlich, ist mir allerdings nicht wichtig. Ich lasse mir auch künftig nicht reinreden. Ich male so, wie ich es will und gut finde.“

Der 20-jährige Sportstudent malt ausschließlich mit Acryl auf Leinwand: „Das Material ist praktisch, da es schnell trocknet. Ich komme damit einfach gut klar.“

Nachlass eines verstorbenen Künstlers

In der Ecke seines Ateliers in einer alten Scheune, das einem angrenzenden Modegeschäft auch noch als Lager dient, steht eine große Rolle Leinwand. Direkt daneben stehen eine Staffelei und zahlreiche Tuben Farbe – alle samt aus dem Nachlass eines verstorbenen Künstlers. Zwei Meter von der Staffelei entfernt steht ein Stuhl. Auf dem nimmt der Nachwuchskünstler Platz, wenn er die Bilder und Farben auf sich wirken lassen will.

„Es ist die perfekte Atomsphäre, um seine Ideen und Vorstellung zu verwirklichen und dabei keine bekannten Normen einzuhalten“, sagt der künstlerische Autodidakt, der in den vergangenen Wochen viel Zeit in die Programmierung seiner Website und die Organisation seiner ersten Vernissage gesteckt hat (siehe „Alte Scheune dient als Atelier“).

Nicht unter Druck

Ins Atelier gehe er vor allem dann, wenn er Bock darauf habe. Unter Druck lasse er sich nicht setzten, denn dann seien die Bilder eh zum Scheitern verdammt. Ein Markenzeichen auf seinen Werken seien die Farbspritzer auf den Bildern. „Ohne die sind mir die Bilder zu eintönig“, sagt Wüstenberg, der künftig für Fortuna Köln auf Torjagd gehen wird.

Seine Freunde Jannik Straube und Lukas Klünter sind nach dem schicksalhaften, gemeinsamen Abend übrigens keine Künstler geworden. Das Trio verbindet eher der Fußball. Alle drei spielten in der Jugend beim Euskirchener TSC.

Der Weilerswister Klünter gehört zum Profi-Kader des 1. FC Köln und feierte in der abgelaufenen Saison sein Bundesliga-Debüt. „Die beiden bekommen von mir natürlich auch noch ein Bild. Das bin ich ihnen nach dem Abend einfach schuldig“, sagt Wüstenberg.

Alte Scheune dient als Atelier

Der Hobbymaler und Fußballer Tom Wüstenberg veranstaltet am 9. September in Lechenich eine Vernissage. 16 Bilder will der 20-jährige Künstler in einer alten Scheune, die direkt an ein Modegeschäft grenzt, ausstellen.

Die Scheune an der Klosterstraße 6 dient Wüstenberg auch als Atelier. Die Vernissage beginnt um 17 Uhr. „Es wird hoffentlich ein kurzweiliger Abend, an denen ich den Besuchern auch einen Einblick in meine praktische Arbeit geben möchte“, sagt Wüstenberg.

KStA abonnieren