MarienschuleAuffallend hohe Rate an Erkrankten

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In der Marienschule wurden erhöhte PCB-Werte gemessen.

In der Marienschule wurden erhöhte PCB-Werte gemessen.

Euskirchen – Schüler, Eltern und Lehrer der Marienschule werden am nächsten Mittwoch (12. September) umfassend über die erhöhten PCB-Werte in der Marienschule informiert. Dies hat der Schulleiter Jürgen Antwerpen in einem Rundschreiben angekündigt.

Sein Fazit darin lautet: „Die Belastung durch PCB in den Klassenräumen unserer Schule ist nicht besorgniserregend, aber auch bei weitem nicht akzeptabel. Von Seiten der Stadt müssen unverzüglich Sanierungsarbeiten eingeleitet und zügig umgesetzt werden.“ Dass dies geschieht, daran habe die Marienschule keinen Zweifel, so Antwerpen weiter.

Die Belastung der Raumluft in den Fluren der Marienschule liegt nach Angaben des Direktors in der Größenordnung von 3000 Nanogramm je Kubikmeter. Dieser Wert erfordere „zeitnahe Maßnahmen“, die das Zentrale Immobilien-Management (ZIM) der Stadt Euskirchen ja auch angekündigt hat, nämlich für die Herbstferien. Bis dahin muss die Schule in den Gängen ein von Sachverständigen erstelltes Lüftungskonzept umsetzen.

Fünfminütige Stoßlüftung

Für die Klassen- und Kursräume gelten eigene Bestimmungen: Zu Beginn jeder Unterrichtsstunde ist eine fünfminütige Stoßlüftung vorgeschrieben. Dies sei eine „sehr wirksame Sofortmaßnahme zur Verringerung der aktuellen Belastung“, die sich in der Größenordnung von 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft bewege. Primärquellen, etwa in Form von PCB-haltiger Fugenmasse wie in den Fluren, existieren nach Angaben der Schule in den Klassenzimmern nicht.

Die Belastung ist vielmehr darauf zurückzuführen, dass sich Luft aus den belasteten Gängen in den Räumen verteilt. Diese und nächste Woche stehen weitere Luftmessungen an – sowohl an Stellen, die ein Sachverständiger festlegt, als auch an solchen Punkten, die die Schule vorschlägt. Alle bekannten Primärquellen sollen in den Herbstferien entfernt werden, die Sekundärquellen bis zum Sommer 2013, schreibt Antwerpen.

Während der Schulleiter betont, dass alle neuen Erkenntnisse unverzüglich an Lehrer, Schüler und Eltern weitergegeben werden, erhebt ein ehemaliger Lehrer des Gymnasiums, Manfred Müllers, schwere Vorwürfe.

Gesundes Misstrauen

In einem Brief an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ legt er der Stadtverwaltung und der Schule zur Last, das von PCB ausgehende Gefahrenpotenzial herunterzuspielen – „obwohl es bereits seit vielen Jahren existiert“. Den Eltern und dem Kollegium rät er zu einem gesunden Misstrauen, „um einer weiteren Verschleierung des Problems entgegenzuwirken“.

Müllers berichtet auch von einer Liste mit den Namen von rund 30 Lehrkräften der Marienschule, die an Krebs erkrankt seien. Dies sei auch im bundesweiten Vergleich eine dramatisch hohe Rate. Etwa die Hälfte der Betroffenen sei mittlerweile gestorben.

Er selbst habe 1978 seinen Dienst an dem Gymnasium angetreten, sei 2007 an Krebs erkrankt und 2009 krankheitsbedingt in den vorzeitigen Ruhestand gegangen. Nun gelte es, die Eltern sensibel zu machen gegenüber der Situation in der Schule und dem Material PCB, das als krebsfördernd gilt. Abschließend fordert Müllers sorgfältige Messungen in allen Schulräumen und den Austausch aller belasteten Bauteile.

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