MarienschuleHohe PCB-Werte in der Sporthalle

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In der Halle der Marienschule finden regelmäßig Handballspiele statt.

In der Halle der Marienschule finden regelmäßig Handballspiele statt.

Euskirchen – Die Stadtverwaltung hat am Dienstag Fehler im Umgang mit der PCB-Belastung im Gymnasium Marienschule eingeräumt. Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) sagte in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften: „Mit den Messergebnissen aus dem Jahr 2012 sind wir nicht sensibel genug umgegangen.“ Der CDU-Stadtverordnete Gero Schmidt (CDU) hatte zuvor die Kommunikationsstrategie der Verwaltung kritisiert.

Friedl betonte allerdings auch, dass die Stadt in den Jahren zuvor stets „vorbildlich reagiert“ habe, sobald in einem ihrer Gebäude zu hohe PCB-Werte ermittelt worden seien: „Als eine der wenigen Kommunen in Nordrhein-Westfalen sind wir von Anfang an offensiv an dieses Problem herangegangen.“ Als Beispiele nannte er die Sanierungsmaßnahmen im Emil-Fischer-Gymnasium, der Grundschule Flamersheim und der Peter-Weber-Halle in Kuchenheim.

Dehnungsfugen als Auslöser

In der Marienschule waren im April dieses Jahres in den Treppenhäusern im ersten und im zweiten Obergeschoss des Südflügels Werte von 3200 und 3300 Nanogramm je Kubikmeter Raumluft gemessen worden. Sie lagen damit über dem Interventionswert in Höhe von 3000 Nanogramm, der zeitnahe Gegenmaßnahmen erforderlich macht. Als Auslöser („Primärquelle“) wurden PCB-haltige Dehnungsfugen ausgemacht.

Dem Zentralen Immobilien-Management (ZIM) der Stadt wurden die Ergebnisse im Mai übermittelt, der Schulleitung vor Beginn der Sommerferien. Die breite Öffentlichkeit erfuhr davon nach den Ferien. Unter Lehrer, Schülern und Eltern machte sich Sorge breit. Am 12. September informierte die Stadtverwaltung in einer schulinternen Versammlung in „zum Teil aufgeladener Atmosphäre“, so der Technische Beigeordnete Paul Zündorf, über den Stand der Dinge. Am Dienstag nun befassten sich erstmals die Ratsfraktionen ausführlich mit dem Thema.

ZIM-Chef Dietmar Danz legte eine detaillierte Chronologie zur PCB-Belastung in der Marienschule vor. Die Belastung ist seit 2004 bekannt ist. Die Stadt hat seither in mehreren Abschnitten belastete Bauteile entfernen lassen. Für die anstehenden Herbstferien war die Sanierung des Südflügels geplant. Bei vorbereitenden Messungen traten besagte Werte von über 3000 Nanogramm zutage – allerdings nur in den Fluren, nicht in Unterrichtsräumen, wie ZIM stets betonte. Als erste Gegenmaßnahme wurde ein Lüftungskonzept erstellt, mit dessen Umsetzung es gelang, die Werte unter die Interventionsgrenze zu drücken, wie es am Dienstag hieß.

Nicht zuletzt auf Drängen von Lehrern und Eltern veranlasste die Stadt weitere Messungen an insgesamt 26 Stellen in der Schule. Erste Ergebnisse gab am Dienstag der Gutachter Dr. Gerd Zwiener bekannt. Er erinnerte an die geltenden Richtlinien, denen zufolge Werte unter 300 Nanogramm unbedenklich sind. Liegt die Belastung zwischen 300 und 3000 Nanogramm, müssen mittelfristig Sanierungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Die jüngsten Untersuchungen ergaben in sechs Klassenräumen im Erdgeschoss Werte um 600 Nanogramm. Als „Ausreißer“ bezeichnete Zwiener den Raum 56 mit über 1200 Nanogramm: „Den Grund dafür müssen wir klären.“ Für das erste Obergeschoss lagen noch keine Resultate vor. In den Fluren des zweiten Obergeschosses lägen die Werte dank des konsequenten Lüftens mittlerweile unter 2000 Nanogramm.

Überrascht von den Werten

Erstmalig wurden auch Ergebnisse aus der Aula (1700 Nanogramm) und aus der Sporthalle bekannt. „Die Werte dort haben uns überrascht“, räume Zwiener ein. Nach „unkritischen“ Ergebnissen um 300 Nanogramm aus dem Jahr 2005 seien nun in der Halle 850, im Turnschuhgang 1300 und in den Umkleidekabinen 1600 Nanogramm ermittelt worden. „Es muss dort Primärquellen geben. Und die werden wir finden“, sagte der Gutachter.

Als recht hoch belastet erwies sich mit 2700 Nanogramm auch die Hausmeisterloge im Erdgeschoss des Schulgebäudes. In seinem Fazit sagte Zwiener, in Deutschland sei noch nie eine Schule aufgrund von Werten in der vorliegenden Größenordnung geschlossen worden. Das Ziel der Sanierungsmaßnahmen, die in der ersten Oktoberwoche beginnen, seien Werte von unter 300 Nanogramm je Kubikmeter Raumluft.

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