PorzellanmanufakturIm Brauhaus in Kreuzweingarten soll wieder Bier gebraut werden

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Das Tor zum Biergarten muss historischen Vorbildern folgen. Thomas von Döllen und Corinna Relles besprechen die Pläne.

„Ursprünglich wollten wir das Projekt »Kulturgutshof« nennen“, erzählt Thomas von Döllen. „Aber ich bin eines Besseren belehrt worden, dass das kein Gutshof ist“, ergänzt er mit Blick auf Corinna Relles. Auch bei dem Wunsch nach einem barocken Hoftor machte die Denkmalpflegerin der Stadt Euskirchen von Döllen einen Strich durch die Rechnung. Denn das hätte zur Historie des Gebäudes so gar nicht gepasst.

Dennoch sind von Döllen und Relles von ihrer Zusammenarbeit begeistert. Thomas von Döllen kernsaniert mit seinem Partner André Thoß das alte Brauhaus in Kreuzweingarten. Im Oktober haben sie den Bruchsteinhof gekauft. 50 Tonnen Krempel haben sie mittlerweile ausgemistet. Der Umbau ist in vollem Gange.

„Es stand ja alles offen, da haben wir es uns mal angeguckt. Ich habe ganz viel Potenzial gesehen. Und viele Mängel nicht gesehen“, erzählt von Döllen. Das Potenzial ist offenbar so groß, dass er und Thoß ein ganzes Bündel an Plänen haben.

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Den bisherigen Charakter des Saals will Thomas von Döllen verändern. In die Decke wurde bereits ein riesiger Leuchter eingelassen.

Zum einen wollen sie ihre Porzellanmanufaktur, die sie derzeit in von Döllens elterlichem Haus in Bad Münstereifel betreiben, nach Kreuzweingarten verlagern. „Wir brauchen mehr Platz“, erklärt er. Im Haupthaus werden Übernachtungszimmer und später auch eine Gaststätte eingerichtet. Der große Saal wird wiederbelebt. Er kann für private Feiern gemietet werden. Zudem wollen von Döllen und Thoß Kunstausstellungen sowie Jazz- und klassische Konzerte auf die Beine stellen.

Die Porzellanmanufaktur stellt exklusive Produkte her. Die Palette der Manufaktur werde sich mit dem Umzug verändern – dann gibt es auch Windlichter und Weihnachtsschmuck. Von Döllen betont, dass der „Eventhof zum alten Brauhaus“ – so der künftige Name – für alle Menschen gedacht sei. „Wir begrüßen, dass das Haus wieder für alle Bürger offensteht“, freut sich Relles. „Es soll ein Ort zur Einkehr sein“, wünscht sich von Döllen.

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Der gekachelte Fußboden und die Holztreppe sollen erhalten bleiben und aufgearbeitet werden.

Das wird sich im Gasthaus widerspiegeln. „Ich bin jemand, für den gehört zum Bier ein Halver Hahn“, sagt er. Dementsprechend sollen die angebotenen Speisen regionalen Charakter haben – wie etwa Grünkohl und Sauerbraten. Die Gaststätte zählt zu den – wenn auch recht konkreten – Zukunftsplänen: „Das muss alles wachsen.“ So hofft von Döllen auch, dass sich später weitere künstlerische Betriebe in dem Ensemble ansiedeln.

Vor allem wird das Brauhaus seinen Namen künftig wieder zu Recht tragen. Die beiden Besitzer werden Bier brauen. „Ein helles und ein dunkles Bier“, verrät von Döllen. Die Idee entstand erst nach dem Kauf der Immobilie aufgrund ihrer Geschichte. Die Brauanlage wird in der ehemaligen östlichen Hofzufahrt untergebracht und mit Glaswänden versehen, so dass man sie auch von außen beobachten kann. Den ersten hauseigenen Gerstensaft sollen die Gäste im Spätsommer im Biergarten bestellen können. „Auch ein Holzbackofen ist angedacht. Und eventuell irgendwann eine Kaffeerösterei“, kündigt von Döllen an.

Seit Oktober wird an dem Hof gewerkelt. Dabei packt von Döllen selbst kräftig mit an. „Außer am ersten Weihnachtstag gab es keinen Tag, an dem ich nicht hier war“, erzählt er. Das Haus, das rund fünf Jahre leer stand, sei in einem katastrophalen Zustand gewesen. Dennoch habe er keine bösen Überraschungen erlebt. „Sie sind da total professionell rangegangen“, erwidert Relles den Einwand von Döllens, er sei etwas blauäugig gewesen. Schon vor dem Kauf hatte er sich mit der Unteren Denkmalbehörde in Verbindung gesetzt und seine Vorstellungen mit den Vorgaben abgestimmt.

„Es wird viel zurückgebaut und wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt“, kündigt Relles an. Dennoch wird modernste Technik eingebaut. Dankbar ist von Döllen für die zahlreichen Ratschläge der Fachfrau. Über Relles gelangte er etwa an den Kirchheimer Schreinermeister Hermann Hündgen. „Er weiß ganz genau, wie man vor 200 Jahren in der Eifel Fenster gemacht hat und wie man das heute mit heutiger Bauweise verbindet“, schwärmt er, „seit er dabei ist, rollt der Käse.“

In den Gästezimmern wurden neue Eichendielen verlegt. Zuvor lag dort Teppichboden. Jedes Gästezimmer wird zu einem anderen Thema gestaltet. „Es wird ein schöner Mix aus Designermöbeln, Antiquitäten und Kunst“, verrät von Döllen. „Es ist schön, welche Spannungen da entstehen“, freut sich auch Relles. Viele Kreuzweingartener zeigen bereits Interesse an den Brauhaus-Plänen. „Es gibt keinen, der hier nicht schon auf einer Hochzeit war“, erzählt der Investor. „Viele Nachbarn aus dem Ort kommen rein und wollen mal gucken, was wir hier machen.“ Es habe sogar bereits Tränen der Rührung gegeben, dass endlich wieder etwas im Brauhaus stattfindet. Einiges weiß er mittlerweile über die Geschichte des neuen Domizils. Doch er ist auf der Suche nach weiteren Bildern und Geschichten. So würde er etwa gerne erfahren, wo genau die Brauerei einst untergebracht war. „Das konnten wir noch nicht herausfinden.“ Auch wenn es noch keinen Eröffnungstermin gibt, am Tag des Denkmals am 11. September ist das alte Brauhaus offen.

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