Nach mehr als 40 JahrenMassenware beschert den Wachsfiguren aus Kall-Golbach das Aus

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Wilhelm Spelter hält eine seiner Wachsfiguren in der Hand.

Auf Märkte will Wilhelm Spelter mit seinen Wachsfiguren nicht mehr gehen.

1979 war Wilhelm Spelter aus Kall-Golbach zum ersten Mal Aussteller auf einem Markt. Inzwischen ist dem 83-Jährigen der Aufwand zu groß.

Wie eine kleine Krippenwunderwelt wirkt das Kellergeschoss im Haus von Wilhelm Spelter in Golbach. Handgebaute Krippen, teilweise mit Fossilien aus der Eifel, viele Figuren und Engel aus den verschiedensten Materialien stehen in den Regalen an den Wänden. Doch dazwischen finden sich noch mehr der verschiedensten kleinen Figuren und anderer Nippes.

Dieser Anblick soll, wenn es nach Spelter geht, nicht mehr lange so bleiben. Denn er gibt den Verkauf der Figuren auf, mit denen er viele Jahre über die Märkte in der Region gezogen ist.

Seit mehr als 40 Jahren war Wilhelm Spelter auf Märkten anzutreffen

1979 stand er zum ersten Mal beim Deutschen Wandertag des Gebirgs- und Wandervereins in Trier auf einem Markt. Damals hatte er hölzerne Modelle von Bollerwagen, Spinnrädern und Ähnliches im Angebot. „Das war die Attraktion“, erinnert sich der gelernte Schlossermeister.

Eine der Weihnachtskrippen ist mit zahlreichen Figuren ausgestattet.

Auch die Weihnachtskrippen gehen nun in den Ausverkauf.

Bei dieser Gelegenheit sei die Freude entstanden, auf Märkte zu gehen. Mit seiner Frau war er viel unterwegs: auf dem Flachsmarkt in Krefeld, in Schloss Burg an der Wupper, auf dem Weihnachtsmarkt in Botrange in Belgien oder in der Dürener Gegend. „Der Reiz war die Kommunikation mit den Menschen“, sagt er. Die Holzmodelle seien schnell den Krippen- oder Porzellanfiguren gewichen.

Der aufwendige Weg zur Wachsfigur

Eine besondere Spezialität von Spelter ist bis heute die Wachskunst. „Wahrscheinlich bin ich einer der Letzten, die das hier machen“, vermutet er. Massenware aus China habe das Geschäft kaputtgemacht. „Der Aufwand ist ungewöhnlich hoch“, erläutert er. Denn wenn die Kautschukform mit dem Gießwachs gefüllt sei, müsse immer wieder nachgegossen werden, weil das Wachs schrumpfe. „Das ist und bleibt Handarbeit“, so Spelter.

Wenn die Figur fertig gegossen sei, müsse sie noch patiniert werden. „Da werden im Reibeverfahren Pigmente in das Wachs gerieben und später ein Schutzlack aufgetragen“, erklärt er. Vereinzelt fertige er noch Figuren an. „Die Wachskunstzeit ist zu Ende gegangen, es gibt jetzt andere Materialien.“

Der Weihnachtsmarkt in Floisdorf war die letzte Gelegenheit, bei der Spelter seine Figuren auf einem Markt angeboten hat. „Die Vorbereitungen, die Organisation, der Aufbau, das wird mir alles zu viel“, sagt der 83-Jährige. Ihm habe das immer Spaß gemacht, und es habe immer ein Hobby bleiben sollen. Er werde aber nicht aufhören, kreativ zu sein. „Ich arbeite jetzt wieder an einer kleinen Krippe“, verrät er.


Ausverkauf daheim in Kall-Golbach

Die Figuren, die jetzt noch bei ihm in den Regalen stehen, in einen Container zu werfen, ist für Spelter undenkbar. „Dafür sind sie mir zu schade“, sagt er deutlich. Deshalb bietet er alles, was sich bei ihm findet, von der großen Krippe eines Regensburger Krippenbauers bis zur kleinsten Figur zum halben Preis an. „Das ist teilweise unter Einkaufspreis“, betont Spelter.

Die Figuren und Krippen von Wilhelm Spelter sind zu finden in Golbach, Straßbüscher Weg 11. Um Anmeldung wird gebeten unter Tel. 0 24 41/77 97 98.

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