JubiläumDie Salvatorianer haben in 100 Jahren in Steinfeld manchen Krisen getrotzt

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Das Luftbild zeigt das Gebäudeensemble des Klosters in Steinfeld. Im linken Bereich ist die Basilika mit ihren Türmen zu sehen.

Seit 900 Jahren besteht das Kloster Steinfeld, seit einem Jahrhundert ist der Orden der Salvatorianer dort ansässig.

1923 hat der Orden der Salvatorianer das Kloster in Steinfeld übernommen. Die Anlage war damals baufällig.

Mit einem großen Festakt wird am 8. Dezember die Übernahme von Kloster Steinfeld durch den Orden der Salvatorianer vor 100 Jahren gefeiert. Dass die Gemeinschaften heute noch mit acht Brüdern und Patres und drei Salvatorianerinnen vor Ort sind, ist einem Glücksfall zu verdanken.

Selbstbewusst wirkt die Statue von Franziskus Maria vom Kreuze Jordan (1848-1918) im Innenhof von Kloster Steinfeld. Er hat 1881 den Orden der Societas Divini Salvatoris (Gesellschaft des göttlichen Heilands, Ordenskürzel SDS), kurz: der Salvatorianer, gegründet. So imposant, aber auch bescheiden wie Jordans Abbild ist in gewisser Weise auch die barocke Klosteranlage: Gästehaus, Wohntrakte, Basilika Minor – 1960 als solche per päpstlichem Dekret erhoben – und die Parkanlagen. Doch was heute so selbstverständlich aussieht, war 1923, bevor die Salvatorianer nach Steinfeld kamen, baufällig.

Das Erzbistum Köln bot dem Orden das baufällige Kloster Steinfeld an

Man habe damals größere Räume für die 1920 gegründete Schule für den Ordensnachwuchs gesucht, so der 84-jährige Pater Hermann Preußner, der zur 100-jährigen Residenz seines Ordens in Steinfeld einige historische Daten zusammengestellt hat. Das Erzbistum Köln bot die altehrwürdige Klosteranlage, die nicht mehr im besten Zustand war, zur Unterpacht an.

Drei Ordensschwestern der Salvatorianerinnen stehen in der Basilika in Steinfeld.

Drei Salvatorianerinnen leben in Steinfeld: Schwester Germana Hartmann (r.) leitet die kleine Gruppe, zu der auch Schwester Maria Goretti Augustin (l.) und Schwester Veronika Rupp gehören.

Hier waren die Salvatorianerinnen seit 1916 in der 1857 gegründeten Preußischen Erziehungsanstalt als Hauswirtschafterinnen und Lazarettpflegerinnen tätig. Nach Schließung der Einrichtung 1923 kamen Ende jenes Jahres ihre Mitbrüder und Patres dazu. Am 8. Dezember wurden der Salvatorianer Pater Hubert Kreuzer als Pfarrer und Superior und Pater Sulpitius Schmitz als Prokurator der Pfarrei Steinfeld feierlich in ihre Ämter eingeführt.

Es war der Beginn eines bis heute ununterbrochenen Seelsorgeauftrags. Erst die Pfarrei, dann die heutige GdG Steinfeld werden vom Pfarrhaus vor der Basilika aus geleitet. Elf Steinfelder Pfarrer stellten die Salvatorianer bisher. Mit 28 Dienstjahren ist der aktuelle, Pater Wieslaw Kaczor, der Rekordhalter.

Die Salvatorianer hatten in 100 Jahren manche Krisen zu bewältigen

Seelsorgearbeit über den Kirchensprengel hinaus leisteten die Steinfelder Salvatorianer in der Nachkriegszeit. Eine zwölfköpfige Volksmissionsgruppe hielt zwischen 1947 und 1958 unter anderem in den Bistümern Paderborn, Trier und Aachen, in den Erzbistümern Köln, Münster, Hildesheim und Berlin mehr als 250 Gemeindemissionen und religiöse Wochen ab.

Schon in der Anfangszeit waren die Umstände für die Bewohner des Klosters in jeder Hinsicht ärmlich.
Pater Hermann Preußner über die Zeit vor 100 Jahren

„Wer zum ersten Mal nach Steinfeld kommt, der fragt uns oft, wie wir das alles am Leben erhalten können“, sagt Pater Lambertus Schildt, Provinzökonom der deutschen Ordensprovinz der Salvatorianer, und Geschäftsführer der verschiedenen Bereiche im Kloster. Das angeschlossene Gymnasium wiederum wird von den Werken der Deutschen Provinz der Salvatorianer getragen. Tatsächlich wäre die von Superior Pater Paul geleitete heutige Gemeinschaft aus acht Brüdern und Patres, von denen die Hälfte über 80 Jahre alt ist, sowie die von Schwester Germana geleitete dreiköpfige Gemeinschaft der Salvatorianerinnen dafür zu klein.

Dabei hatte der Orden in den 100 Jahren seiner Präsenz in Steinfeld immer wieder vor den Fortbestand gefährdenden Situationen gestanden. „Schon in der Anfangszeit waren die Umstände für die Bewohner des Klosters in jeder Hinsicht ärmlich“, so Pater Hermann. Eine Einschätzung, die auch Steinfeld-Historiker Helmut J. Kirfel teilt.

Die Klosterschule wurde von den Nationalsozialisten geschlossen

Für den Unterrichtsbeginn im April 1924 wurden die Schulräume notdürftig hergerichtet. Auch angeordnete Umnutzungen des Klosters während des Zweiten Weltkriegs machten das Leben schwer. Ab 1941 und mit Unterbrechungen bis 1953 war Kloster Steinfeld Waisenhaus für Bedürftige aus Köln. Von Oktober 1944 bis Januar 1945 diente das Gebäudeensemble als Feldlazarett und Hauptverbandsplatz der Wehrmacht. Bis zum Herbst 1946 war hier der Sitz des damaligen Landratsamtes Schleiden.

Das alles hat den Orden nicht daran gehindert, zu bleiben, Klostergebäude und Basilika zu sanieren. Die einstige Klosterschule wurde nach der zwischenzeitlichen Schließung durch die Nationalsozialisten am 11. Oktober 1945 wiedereröffnet. Seitdem wurden auch externe Schüler aufgenommen, seit 1971/72 auch Mädchen.

3214 junge Menschen haben seit 1961 in Steinfeld ihr Abitur abgelegt

1961 wurde hier das erste Abitur abgelegt, bis 2022 am heutigen Hermann-Josef Kolleg mit mehr als 700 Schülern und Schülerinnen sind es 3214 Abiturienten. Kloster und Schule erhalten: Das war etwa 1937 für damals 23 Patres, 31 Brüder, fünf Brüderkandidaten und neun Schwestern vielleicht auch einfacher als heute, wo sich die Zahl über die Jahrzehnte auf aktuell elf drastisch verringert hat.

Entweder wir finden einen starken Partner, oder wir können hier auf Dauer nicht bleiben.
Pater Lambertus Schildt über die Krise vor 10 Jahren

Hätte es 2013 nicht „den Glücksfall“, so Pater Lambertus, gegeben, wer weiß, ob es Steinfeld als 900 Jahre altes geistiges Zentrum der Eifel noch geben würde. Er war 2012 vom deutschen Provinzialat in München mit einem klaren Auftrag in die Eifel geschickt worden: „Entweder wir finden einen starken Partner, oder wir können hier auf Dauer nicht bleiben.“

Vor zehn Jahren rettete Wolfgang Scheidtweiler das Kloster

Akut war damals die Insolvenz der vom Kloster betriebenen Biogasanlage. Das bedrohte das gesamte Klosterleben. In der aus Wachendorf stammenden Familie Scheidtweiler – Wolfgang Scheidtweiler kennt Kloster Steinfeld von Kindesbeinen an – fand sich der Retter. Auch wenn Scheidtweiler das nicht so gerne hören will. „Er hat es zur Bedingung für seine Mitarbeit gemacht, dass wir hier bleiben“, so Pater Lambertus.

Um das zu ermöglichen und vor allem die Klosteranlage zu erhalten, wurde die Kloster Steinfeld GmbH & Co. KG gegründet, es wurden Millionen etwa in den Umbau des heutigen Gästehauses investiert. „Alles, was wir seitdem verdienen, dient nur dem Erhalt des Klosters und wird dafür investiert“, so Pater Lambertus.

Acht Patres und Brüder der Salvatorianer stehen in der Basilika in Steinfeld.

Acht Patres und Brüder der Salvatorianer leben im Kloster. Seit 28 Jahren ist Pater Wieslaw Kaczor zudem der Pfarrer der GdG Steinfeld, Pater Lambertus Schildt (r.) ist der Provinzökonom des Ordens.

Im 100. Jahr der Salvatorianer in Kloster Steinfeld, dem neben dem Benediktinerkloster Maria Laach in der Osteifel einzigen noch übrig gebliebenen, vitalen geistigen Ordenszentrum in der Eifel, ist dessen Zukunft erst einmal gesichert. Doch die Gewinnung von Ordensnachwuchs bleibt ein Problem.

Auch den Salvatorianer-Orden plagen in Europa große Nachwuchssorgen

„Außerhalb Westeuropas geht das gut, aber innerhalb ist es schwierig“, so Pater Lambertus. Ganze 42 Brüder und Patres und 78 Schwestern bei den Salvatorianerinnen gibt es noch in Deutschland. Die Konsequenz: Die Zahl der Klöster wurde von elf noch vor wenigen Jahren auf vier „Fokusniederlassungen“ in Berlin, München, Bad Wurzach und Steinfeld, sowie das Kloster Maria Steinbach halbiert. Die Niederlassung in Gurtweil bei Waldshut, am Geburtsort des Ordensgründers P. Jordan, bleibt ebenfalls erhalten.

Wie Ordensnachwuchs gewinnen? Die Frage stellt sich auch in Steinfeld, wo zwar immer mal wieder Aspiranten eine Zeit lang bleiben, sich aber doch nicht für ein Ordensleben entscheiden. „Ein Idealrezept hat noch keiner gefunden“, sagt Pater Lambertus. Doch dass es eines Tages keine Ordensleute mehr in Steinfeld geben könnte, wo gerade das 900-jährige Bestehen des Klosters gefeiert wurde, ist eigentlich unvorstellbar.

Über die allermeiste Zeit dieser 900 Jahre sind Ordensgemeinschaften in Steinfeld nachgewiesen, und so lange hält auch schon die Verehrung des „Eifelheiligen“ Hermann-Josef an, der im Hauptschiff der Basilika sein Grabmal hat. Papst Pius XII. hatte 1958 in einem Dekret verfügt, dass er entsprechend verehrt werden dürfe. Dieses offiziellen Hinweises aus Rom hätte es aber gar nicht bedurft: Die gläubige Eifeler Bevölkerung hatte es schon seit Jahrhunderten so gehalten.


Gefeiert wird die Übernahme des Klosters Steinfeld durch den Orden der Salvatorianer vor 100 Jahren am 8. Dezember um 17.30 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Basilika. Hauptzelebrant ist der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser. Der musikalische Höhepunkt ist die erneute Aufführung der „Missa Sandte Francisci Assiesensis“ von Damian Mocnik durch Chor und Orchester an der Basilika unter der Leitung von Erik Arndt.

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