Alte Fabrik bei BuirKeiner will die Industrieruine

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Die Ruine der ehemaligen Imprägnierfabrik Günter Ruhr im Wald bei Buir.

Die Ruine der ehemaligen Imprägnierfabrik Günter Ruhr im Wald bei Buir.

Nettersheim-Zingsheim – Der Ton wurde bisweilen sehr scharf während der Sitzung des Bauausschusses im Ratssaal in Zingsheim. Grund war die Debatte über das Fabrikgelände Günter Ruhr bei Buir, das seit einigen Wochen für Aufsehen sorgt. Zu Anfang hatte Bürgermeister Wilfried Pracht erklärt, das Land habe ihm schriftlich bestätigt, dass es das Eigentum an dem Gelände übernommen habe.

Franz-Josef Hilger, Fraktionsvorsitzender der UNA (Unabhängige Nettersheimer Alternative), verwies dagegen auf einen Brief des Umweltministeriums an die Gemeinde vom 14. November. Darin sei das vorherige Schreiben an Pracht als Fehlinformation bezeichnet worden. Darauf reagierten Pracht und der Ausschussvorsitzende Guido Kurth empört. „Der Brief liegt nicht vor“, rief Pracht und fragte, wieso Hilger von einem Schreiben wisse, das er als Bürgermeister nicht zu Gesicht bekommen habe. Den Absender des Schreibens konnte Hilger nicht nennen.

Im Altlastenkataster

Im Oktober war bei einem Pressetermin, an dem auch Franz-Josef Hilger teilgenommen hatte, die Sorge geäußert worden, dort könnten ungesichert gefährliche Chemikalien lagern - das Unternehmen hatte sein Geld mit dem Imprägnieren von Holz verdient. Eingeladen hatte zu dem Termin Volker Hoffmann, Kreisvorsitzender des BUND Euskirchen. 

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„Warum waren da Kreis und Gemeinde nicht dabei?“, hatte Pracht bereits damals bemängelt. Vor dem Bauausschuss legte er nach: Zu keiner Zeit habe eine Gefahr bestanden, das Gelände sei regelmäßig überwacht worden, es sei im Altlastenkataster des Kreises verzeichnet. Das letzte Mal habe sich der Gemeinderat im Dezember 2012 mit der Angelegenheit befasst. „Dagegen entstand der Eindruck, als sei die Brache 1996 in Vergessenheit geraten“, führte er aus, doch das stimme nicht. Das Land müsse die aufgelassene Firma nun übernehmen, forderte Pracht.

Angesichts der Vehemenz begann Hilgers zurückzurudern. „Die Zielvorstellungen sind gleich“, warb er für seine Position.

Doch seien die Eigentumsverhältnisse immer noch ungeklärt. Der Versuch, noch sprachliche Veränderungen in die vom Bürgermeister vorgelegte Beschlussempfehlung einzubringen, wurde von CDU und SPD abgelehnt.

Der Ausschuss entschied, die Eigentumsverhältnisse von einem Rechtsbeistand beurteilen zu lassen. Außerdem sollen mit Kreis und Land Verhandlungen über den Rückbau der Industriebrache geführt werden und die Sicherheitsvorkehrungen mit den Fachbehörden des Kreises abgestimmt werden.

Wie tief die Verbitterung sitzt, wurde in Diskussionsbeiträgen der CDU deutlich. „Ihre Rolle ist unklar“, wandte sich Josef Falkenberg an Hilger. Gefahrenabwehr sei ja nicht notwendig gewesen, das habe der Bürgermeister dargelegt. „Blinder Eifer schadet am Ende nur der Gemeinde Nettersheim“, schloss er.

Das befürchtete auch Herbert Falkenberg (CDU): „Wenn die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind, können die Kosten den Haushalt platzen lassen.“

Pracht warnte davor, darauf zu setzen, dass die Brache im Zuge des Weiterbaus der Autobahn 1 saniert werde. „Wenn wir auf die A 1 warten, warten wir möglicherweise lange“, sagte er.

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