Gebäude steht weiter zum VerkaufDas sagen die Euskirchener zum Verbleib von Galeria Kaufhof

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Das Bild zeigt den Kaufhof aus der Luft.

Seit 1974 hat Galeria Kaufhof in Euskirchen seine Heimat. Das wird wohl auch noch länger so bleiben.

Die Galeria-Filiale in Euskirchen wird nicht geschlossen - sehr zur Freude vieler Euskirchener und der Angestellten.

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres – die Euskirchener Filiale ist nicht betroffen. Der Standort an der Spiegelstraße, dort ist Kaufhof seit 1974 ansässig, bleibt bestehen.

Für viele ist die Kreisstadt ohne das Unternehmen nicht denkbar. Entsprechend groß war auch die Erleichterung, als am Samstagvormittag von Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus verkündet wurde, dass Euskirchen nicht zu den 16 Filialen gehört, die Ende August dichtmachen müssen.

Geschäftsleute und Politiker freuen sich über Kaufhof-Verbleib

„Wir sind hocherfreut darüber, dass der Kaufhof in Euskirchen eine Größe darstellt“, sagt Christian Lange, Vorstandsmitglied des Stadtmarketingvereins Zeus und Vorstandsmitglied des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen. Dass die Filiale nicht zu den Streichkandidaten gehört, zeige, dass „der Standort Euskirchen eine gewisse wirtschaftliche Stabilität hat“.

Euskirchen sei Mittelzentrum und mit Blick auf die Eifel ein „sehr interessanter Standort“, so Lange im Gespräch mit dieser Zeitung: „Euskirchen ist eine Einkaufsstadt und Euskirchen ist eine abwechslungsreiche Einkaufsstadt, sonst hätte sich die Konzernspitze nämlich nicht zu Euskirchen bekannt.“

Galeria-Filiale in Euskirchen nach der Flut umfangreich saniert

Wenkal Bathija ist seit Juli der Filialleiter von Galeria in Euskirchen. „Wir haben in Euskirchen immer unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt er: „Wir konnten nie die Entscheidung beeinflussen, aber wir haben das getan, was wir tun konnten.“ Ein Vorteil des Standorts in Euskirchen sei auch die millionenschwere Sanierung nach der Flutkatastrophe gewesen. Vor ziemlich genau zwei Jahren eröffnete Galeria Kaufhof in Euskirchen nach dem Hochwasser wieder.

Allein im Untergeschoss sind im Zuge des Wiederaufbaus mehr als 3000 LED-Strahler verbaut und ausgerichtet worden, um die Waren ins richtige Licht zu rücken. Insgesamt waren mehr als 70 Prozent der 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche modernisiert worden – ein Pfund, mit dem der Standort Euskirchen wuchern konnte.

Ich bin sehr froh über diese für den Standort positive und für die Beschäftigte befreiende Nachricht.
Klaus Voussem, Euskirchener und CDU-Chef der Christdemokraten der Kreisstadt

Auch Langes Vorstandskollege beim Stadtmarketingverein, Patrick Rothkopf, ist glücklich über den Verbleib von Galeria Kaufhof in Euskirchen: „Das Warenhaus ist ein Magnet für viele Besucher und für die Stadt von ganz besonderer Bedeutung. Wir sind froh, dass mit der Filiale die Arbeitsplätze erhalten bleiben, doch auch für die Attraktivität der Innenstadt hätte der Verlust einen massiven Einschnitt bedeutet“, sagt er.

Das sieht auch Klaus Voussem, Chef der Euskirchener CDU, so: „Ich bin sehr froh über diese für den Standort positive und für die Beschäftigte befreiende Nachricht. Die Entscheidung spricht auch für die Attraktivität unseres Mittelzentrums mit zentraler Versorgungsfunktion für den gesamten Kreis Euskirchen.“ Für die Frage, welche Filialen fortgeführt werden, hätten laut Galeria, so Voussem, „neben der notwendigen Profitabilität auch soziodemografische Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle gespielt.“ Es bleibe zu hoffen, „dass es den neuen Eigentümern der Kette gelingt, ihr Warenhauskonzept gegen Onlinehandel resilient und zukunftsfähig zu machen.“

Stimmung unter den Galeria-Angestellten in Euskirchen gelöst

Die Stimmung unter den Galeria-Angestellten war am Samstag während des Stadtfestes gelöst. „Natürlich haben wir uns gefreut“, sagte eine Mitarbeiterin. Eine andere warnte allerdings: „Wir hatten die vermeintliche Erlösung schon einmal und dann dauerte es nur ein paar Monate und schon kam der nächste Insolvenzantrag.“

Victoria Merten schlenderte am Samstag über das Stadtfest in der Euskirchener Innenstadt. „Besonders zur Weihnachtszeit ist der Kaufhof für mich immer eine feste Anlaufstelle. Es wäre wirklich schade gewesen, wenn sie den Euskirchener Standort hätten schließen müssen“, sagte sie.

Kaufhof-Gebäude in Euskirchen steht nach wie vor zum Verkauf

Auch Bernd Schmitz freut sich über den Verbleib von Galeria Kaufhof. „Es ist wirklich traurig, dass ein so traditionsreiches Geschäft so viele Filialen schließen muss. Glücklicherweise bleibt es für uns in Euskirchen erhalten. Ich erinnere mich noch sehr genau an die feierliche Wiedereröffnung vor zwei Jahren nach der Flut. Der Kaufhof hat eine wichtige Bedeutung für die Stadt“, sagte der Besucher des Stadtfestes.

Unabhängig vom Insolvenzverfahren steht das 1974 errichtete und nach der Flut umfangreich sanierte Gebäude zum Verkauf. 12,3 Millionen Euro werden auf einem Immobilienportal im Internet aufgerufen. „Im Hinblick auf die ausgezeichnete Rendite, Zentrumslage, Wertsteigerungspotenzial und insbesondere durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen in hohem einstelligen Millionenbereich, handelt es sich hier um ein ausgezeichnetes Investment“, heißt es in dem Exposé. Dort ist auch zu lesen, dass das Mietverhältnis zum 31. März 2025 endet.

„Dem Mieter wurde das Recht eingeräumt, das Mietverhältnis um zwei mal fünf Jahre zu den Bedingungen des Mietvertrages zu verlängern“, heißt es weiter. Positiv beschieden sei zudem eine Bauvoranfrage für die etwa 10.900 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Denkbar sei auch eine Wohnnutzung. „Das Objekt könnte demnach – was jedoch zurzeit weder sinnvoll noch notwendig ist – nach Beendigung des Mietverhältnisses, entsprechend dem Konzept aus dem Bauvorhaben, durch einen Neubau ersetzt werden“, heißt es wörtlich in dem Exposé.

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