Nach AbrissWestern-Stadt Lubbock Town ist wieder im Aufbau

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Lommersum – Holzhäuser säumen die Straße zum Saloon. Ein Gunshop, eine Kirche, ein General Store – alles, was es im Wilden Westen eben so gab. Im Saloon tummeln sich die Cowboys und Ladies, der Wirt verkauft Getränke im Austausch gegen Dollarnoten. Fast könnte man meinen, man wäre wirklich irgendwo in einem Städtchen der amerikanischen Pionierzeit gelandet und nicht zwischen Lommersum und Groß-Vernich auf einen unscheinbaren Wirtschaftsweg abgebogen. Denn dort liegt Lubbock Town, die Western-Stadt des gleichnamigen Vereins.

Auch dieses Städtchens hat eine bewegt Geschichte. Walter Milz hat Lubbock Town mit seinem Vater und den Vereinsmitgliedern Anfang der 1970er mit errichtet. „Jetzt bauen wir sie zum zweiten Mal wieder auf“, sagt der neue und alte Vorsitzende des Vereins.

Im Zuge vereinsinterner Querelen war er aus dem Verein ausgeschlossen worden. Als der Pachtvertrag dann gekündigt wurde und der Abriss der Stadt begann, habe er, so Milz, einige Häuser vor der Zerstörung retten können. Mit ihm im Vorsitz wagte der Verein den Neuanfang. Seitdem arbeiten die Westernfreunde daran, Lubbock Town wieder aufzubauen.

Sind zufrieden damit, wie Lubbock Town sich entwickelt hat: Walter Milz und Monika Krupinski vor der neu aufgebauten Kirche der Westernstadt. )

Sind zufrieden damit, wie Lubbock Town sich entwickelt hat: Walter Milz und Monika Krupinski vor der neu aufgebauten Kirche der Westernstadt. )

Zwei bis drei Wochen dauert es, ein Gebäude aufzubauen“, erzählt Walter Milz. Gerade erst ist die Kirche fertig gestellt worden. Sie steht nun direkt gegenüber dem Eingang. Die Kirche soll, so Milz, auch geweiht werden, so dass dort offiziell geheiratet werden kann. Zeremonien mit einem Laienprediger werden schon jetzt wieder dort abgehalten. „Wir hatten schon wieder zwei Hochzeiten hier“, sagt der Vorsitzende.

Inspiriert sind die Bauherren von alten Fotos und Filmen. Jedes der Häuser gehört einem Vereinsmitglied. Die Besitzer dürfen sich natürlich selbst überlegen, welche Art Gebäude sie aufbauen wollen. Wie genau die aussehen sollen, wird aber mit dem Vorsitzenden abgesprochen – schließlich sollen die Häuser ins Bild der Western-Stadt passen. „Es darf auch nichts doppelt geben“, erklärt Walter Milz.

Vor jedem Haus ein

„Parkplatz“ fürs Pferd

Im Kern handelt es sich bei den Häusern um Fertighäuser. Das Grundgerüst wurde dann von den Westernfreunden für das jeweilige Gebäude angepasst. „Wir haben bei allen Häusern lange Terrassen davor gebaut“, erklärte Milz. Auf die Kirche wurde ein kleines Türmchen gesetzt. Und natürlich gibt es vor jedem Häuschen einen Platz, um sein Pferd anzubinden.

An diesem Abend versammeln sich die Western-Freunde zum Countryabend. Der belgische Country-Sänger Eric Bear wird im Saloon singen. Dazu sind nicht nur die aktuell 22 Mitglieder des Vereins eingeladen – auch andere Westernfreunde aus der Region zieht es in den Saloon. Sie kommen aus der ganzen Region.

„Es ist einfach eine tolle Gemeinschaft hier“, erklärt Monika Krupinski. Sie ist seit 40 Jahren aktiv in der Western-Szene und genießt es, fast jedes zweite Wochenende nach Lubbock Town zu kommen. „Das ist kein reines Männerhobby“, betont die Kölnerin. Sie fühle sich als Frau in der Gemeinschaft gut aufgehoben. „Wir haben hier noch Gentlemen“, sagt sie.

Jedes Mal, wenn sie nach Lubbock Town kommt, ist sie ein bisschen anders verkleidet: mal als Südstaatenlady, mal viktorianisch. „Ich habe locker 40 Outfits“, erzählt Krupinski. Und die ließen sich so kombinieren, dass sie nie zweimal im gleichen Dress auftreten müsse. Die Verkleidungen aber, so betont sie, seien kein Muss. „Hier wird auch keiner schief angeschaut, der nur ein kariertes Hemd anhat“, betont Krupinski. Schließlich seien die Kostüme teuer. Lubbock Town sei für alle offen, die sich für die amerikanische Geschichte interessieren. „Wir haben hier halt den Easy Way of Life“, sagt Krupinski.

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