EntwicklungsausschussDurch diese Maßnahmen bliebe Burscheid in Zukunft attraktiv

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Burscheid – Um mehr als 70 Wohneinheiten pro Jahr, insgesamt 783 Wohnungen bis 2025 sollte Burscheid wachsen. Dann bliebe es als Arbeits- und Wohnstadt attraktiv und die Kommune käme nicht in die kritische Situation vieler Kleinstätte, denen die Bevölkerung von der Fahne geht, die zu Schlaf- und Geisterstädten mutieren. Es gab einige Pluspunkte, die Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla vom Düsseldorfer Büro ASS (Architektur Stadtplanung Stadtentwicklung) für Burscheid aufzählen konnte. Und er ist überzeugt, dass sich die Stadt den demografischen Herausforderungen der kommenden Jahre stellt.

Landesförderung ist Anreiz

Hamerlas Büro arbeitet am Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) das die Burscheider Mitte und das Nebenzentrum Hilgen stärken will. Erste Gespräche mit Vertretern aus Gastronomie, Handel, Politik und Kultur fanden schon statt. Ende des Jahres sollen Förderanträge gestellt werden. Anfang 2017, schätzt Hamerla, können die ersten Schritte in die städtebauliche Zukunft gemacht werden. Die Landesförderung ist für die Burscheider Politiker ein Anreiz und Motor. Im Schnitt liegt sie bei 70 Prozent.

Hamerla konnte im Stadtentwicklungsausschuss jetzt schon erste Szenarien aufzeigen, die Wohnraumentwicklung habe man im Blick. Der Bedarf wachse, da es immer mehr Singlehaushalte gebe, die Ansprüche an das Wohnen demzufolge aber nicht automatisch bescheidener sind. Im Bereich des Seniorenwohnens müsse Burscheid nachbessern. „Wir brauchen dringend qualifizierte Wohnangebote für Senioren.“ Bei innerstädtischen Bauprojekten, wie zu Beispiel Büroräumen oder Handelszentren, müsse das Thema Wohnen – in Form zusätzlicher Wohngeschosse – automatisch mitbedacht werden. Immer mehr Menschen zögen in die Innenstadt, in der wohnortnah alles vom Arzt bis zum Zeitungskiosk schon vorhanden sei.

Beim Umsatz liege Burscheid im Bundesdurchschnitt. Trotz konkurrierender Zentren wie Opladen und Leverkusen kauften die Burscheider gerne in ihrem Städtchen ein, das Sortiment im Einzelhandel und die Infrastruktur sei gut. „Bergisch Gladbach hat im Vergleich keine bessere Zentralität. Wermelskirchen steht schlechter da und blickt neidvoll auf Burscheid“, erklärte Hamerla. Dass die Kaufkraft in Burscheid abgeschöpft werde, helfe allerdings dem Hilgener Handel nicht.

Hamerla wetterte gegen ein Kirchturmdenken. Burscheid und Hilgen müssten sich mehr zusammen tun. „Es muss schlechter sein, zwei Einrichtungen mit Mittelmaß zu haben, als eine Topeinheit.“ Doch hätten beide Zentren die Chance, die bestehenden Defizite aufzuheben. Aus den Bürgergesprächen seien eindeutig die Stärken Burscheids hervorgegangen. „Man kennt sich, man ist nachbarschaftlich ausgerichtet und es gibt ein hohes ehrenamtliches Engagement.“

Straßendorf muss gestärkt werden

Das Hilgener Straßendorf allerdings müsse gestärkt werden, im Zentrum fehle ein SB-Markt und die Bevölkerung gelte es an den Hilgener Kern heranzuführen. Auch Wermelskirchen hat Hamerla im Blick. Als attraktives Wohngebiet biete sich zum Beispiel die Ziegelei an.

Als eindeutiges Defizit für Burscheid nannte Hamerla, dass die Potenziale an der unmittelbaren Lage der Balkantrasse nicht ausgeschöpft würden. „Wer unter der Brücke mit dem Fahrrad durchfährt, erkennt überhaupt nicht, dass er sich gerade im Zentrum der Stadt befindet.“ Und die Aufenthaltsqualität könne auch an der Hauptstraße im Bereich der Kreissparkasse zum Beispiel durch eine Einbahnstraßenregelung aufgewertet werden. Wenn mehr Platz für Außengastronomie und eine Stadtbegrünung sei, werde dieser Abschnitt voraussichtlich mehr von den Burscheidern genutzt. 16 Alternativen für die Verkehrsführung gebe es für das Zentrum, die es zu diskutieren gilt.

Und Burscheid muss sich optisch aufhübschen. Daher werden auch Immobilienbesitzer beteiligt. Hamerla nannte Förderprojekte für Fassadensanierung.

Mit Staunen nahmen die Ausschussmitglieder die Visualisierung für ein neues Haus der Kunst auf. Ein moderner, lichter Bau für Musik, Kunst und eine soziokulturelle Begegnungsstätte könnte entstehen. Die Crux: „Es ist fraglich, ob wir das gefördert kriegen. In diesem Fall müssen wir dicke Bretter bohren“, erklärte Hamerla.

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