Detlef Schrempf über BayerWarum sich die Leverkusener NBA-Legende nicht über die Meisterschaft freut

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Detlef Schrempf (rechts) in Seattle mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (Mitte)

Detlef Schrempf (rechts) in Seattle mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (Mitte)

Detlef Schrempf wuchs in Leverkusen auf und wurde in den USA zum Star. Wir haben ihn in seiner Heimat Seattle getroffen.

Nein, sagt Detlef Schrempf, so richtig könne er sich nicht mit Bayer 04 Leverkusen über den Gewinn der Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga freuen. „Seit sie den Basketball geschnitten haben, ist es schwierig, sie zu unterstützen“, sagt der 2,08-Meter-Mann. Bayer Leverkusen, das war sein Heimatverein, die Startrampe für eine Weltkarriere als erster Deutscher in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt. Heute heißen sie Giants, das Geld der Bayer AG, einst Millionen jedes Jahr, fließt schon seit vielen Jahren nicht mehr, in der Ostermann-Arena wird dritte Liga gespielt.

Detlef Schrempf war Wüsts Idol

Detlef Schrempf steht auf einer Aussichtsplattform des Pike Market Place, des berühmten Markts in Seattle, der Stadt, die im Laufe der Jahrzehnte zu seiner Heimat wurde. Die Düsseldorfer Staatskanzlei hat angefragt, Ministerpräsident Hendrik Wüst ist auf USA-Reise, wird am Folgetag Microsoft besuchen und wollte das, Zitat Wüst, „Idol meiner Jugend“ treffen.

Schrempf wurde 1963 in Leverkusen geboren, wuchs in Boddenberg auf, „es war schön. Ich bin praktisch auf dem Dorf aufgewachsen“, sagt er über die kleine Ortschaft bei Leverkusen-Steinbüchel. Wenn er spricht, klingt er wie ein US-Amerikaner, der hervorragend Deutsch spricht, aber der amerikanische Einschlag schwingt deutlich mit.

Detlef Schrempf

Detlef Schrempf

„Ich war als einziger Protestant in meiner Klasse auf der katholischen Grundschule“, erzählt der 61-Jährige. In Opladen besuchte Schrempf dann das Landrat-Lucas-Gymnasium. Von Bayer-Jugendtrainer Otto Reintjes bei einem Schulspiel entdeckt, zog es ihn als 16-Jährigen in die USA. „Da hat sich das Leben geändert.“

High School, College, beide Stationen mit beachtlichen Erfolgen und Meisterschaften, dann 1985 der Sprung in die NBA. Sein erstes Team: die Dallas Mavericks, jener Verein, bei dem Dirk Nowitzki später zur Legende wurde. Es ging weiter zu den Indiana Pacers und nach Seattle zu den Supersonics, später noch zu den Portland Trailblazers.

Detlef Schrempf: Dreimal All-Star

Insgesamt 16 NBA-Saisons spielte Schrempf. Der Leverkusener wurde dreimal ins All-Star-Aufgebot gewählt. 15.671 Punkte erzielt der deutsche Basketball-Star bis zu seinem Karriereende im Jahr 2001. Eine besondere Randnotiz: Bei Dirk Nowitzkis erstem Einsatz für die Dallas Mavericks in der NBA im Februar 1999 stand Schrempf beim Gegner Seattle Supersonics auf dem Feld.

Nach der aktiven Karriere war Schrempf Co-Trainer in Seattle, gründete eine Stiftung für benachteiligte Kinder und Jugendliche, machte Karriere als Vermögensberater und Lobbyist für die Fisch- und Meeresfrüchte-Branche.

Zuletzt war Schrempf regelmäßig in Leverkusen, „drei, vier Mal in den letzten sechs Monaten“, sagt er. Schrempfs Mutter lebt noch hier, sein Vater ist gestorben. Das Elternhaus ist weiter in Familienbesitz, seine Nichte wohnt jetzt dort.

„Es ist immer schön, zuhause zu sein“, sagt Schrempf, „Leute zu sehen, die ich nicht oft sehe, die aber einen großen Eindruck auf mich gemacht haben. Ich treffe alte Freunde und Mannschaftskameraden, mit denen ich vor 40 Jahren gespielt habe. Auch meinen Coach, Otto Reintjes. Ohne ihn hätte ich, was weiß ich, Fußball gespielt.“

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst habe er vor der Anfrage der Staatskanzlei nicht gekannt, sagt Schrempf. „Ich bin politisch nicht ganz dabei“, sagt er. „Ist schwierig genug in unserem Land hier heutzutage. Aber wenn ich bei meiner Mutter bin, lese ich die Zeitung.“

Und dann geht Schrempf auch in die Bay-Arena zum Fußball – trotz des Ärgers über die Aufgabe des Basketballs im Konzern. Zuletzt sei er im November zweimal dort gewesen. Für seinen nächsten Besuch ist er jetzt auch ausgestattet: Hendrik Wüst hat ein Geschenk dabei – das Trikot der Meister-Mannschaft, beflockt mit Schrempfs Name und der Nummer 11. Jener Ziffer, die auf dem Basketball-Trikot des Weltstars aus Boddenberg stand.

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