GesundheitsparkKlinikum ist nun eine Oase

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Gärtnermeister James-Graham Faulkner schaut nach seinen Schützlingen. Dieser Buchsbaum ist vom gefräßigen Zünsler noch verschont.

Gärtnermeister James-Graham Faulkner schaut nach seinen Schützlingen. Dieser Buchsbaum ist vom gefräßigen Zünsler noch verschont.

Leverkusen – Der Asteroid „DA 14“ kam der Erde Mitte Februar bis auf 27 700 Kilometer verdammt nah. Dichter als jeder andere vorhergesagte Himmelsbrocken. Gefahr bestand nicht. Doch hat der Kleinplanet als Überbleibsel noch einmal eindrücklich an die Entstehung des Sonnensystems erinnert. Leben, Sterben – auch ein Krankenhaus tickt mitunter wie ein kleiner Planet, den es gut zu pflegen gilt. Im Innenhof des „Medilev“ ist die Begrünung „DA 14“ gewidmet. Zwar wachsen hier Buchsbäume und Stinkender Nieswurz statt Affenbrot. Ein bisschen ist es trotzdem wie im Buch vom kleinen Prinzen.

Anfängliche Skepsis

Und mit dem gebürtigen Briten James-Graham Faulkner hat das Leverkusener Klinikum einen Gärtnermeister, der mit fünf Behinderten der Lebenshilfe den „Gesundheitspark“ liebevoll in eine kleine Oase verwandelt. Skeptisch sei er anfangs gewesen, als Landschaftsarchitekt Sven Peuker vor zwei Jahren den Park völlig umkrempelte. Den Scherrasen, den Umweltschützer mitunter als „grünes Leichenhemd“ bezeichnen, lies er den Wildwiesen weichen. Nur ein schmaler Streifen zu den Wegen hin wird gemäht. Ansonsten ist Platz für Wicken, Kornblumen, Schafgarbe, Schmetterlinge und Libellen.

Anfangs hätten Patienten und Besucher über das viele „Unkraut“ geschimpft. „Doch das hat sich gegeben“, weiß Faulkner. Immer öfter bekomme er zu hören, dass hier beim Krankenhaus die schönste öffentliche Grünalage der ganzen Stadt zu finden sei. Die Nachbarn sind eingeladen, hier zu verweilen. Die Öffnung hin zum Wohnumfeld ist gewollt. „Die Leute kommen nicht nur wegen der Ärzte. Sie kommen, um den Garten zu genießen“, ist Faulkner überzeugt. Auch ein Stadtstreicher habe bereits im Gesundheitspark übernachtet und sich offenbar wohlgefühlt.

In viele Gespräche wird der englische Gärtner verwickelt. Dabei gehe es kaum um Krankheitsgeschichten, umso mehr um das Thema Garten. Und das war auch die Idee des Klinikum-Geschäftsführers Hans Peter Zimmermann. Sein Büro liegt im zehnten Stock und der Blick fällt auf sehr viel Grün. Auf Fluren und in Konferenz-Zimmern wiederum stehen zahlreiche Modelle, die einen Eindruck davon geben, wie stark sich das Klinikum baulich verändert hat und sich weiter verändert – ein Spiegel der Gesellschaft. Als nächstes Projekt nennt Zimmermann die in die Jahre gekommen Abteilung der Neurologie. Sie soll zum Hauptgebäude in die Nähe der Zentralambulanz umziehen. „Das bedeutet kurze Wege.“ Der Trakt der Neurologie soll saniert werden, und anschließend für eine Psychiatrie zur Verfügung stehen.

Benno Schachner aus Aachen, wegweisender Architekt des Krankenhausbaus, plante die „Städtischen Kliniken Mitte der 50er Jahre. „Die seltene Gegebenheit der schönen parkartigen Umgebung“, schrieb er später, habe sein Konzept beeinflusst. Doch das einstige Kleinod wuchs und mittlerweile fordert auf dem Gelände neben der medizinischen Versorgung auch immer mehr das Gesundheitsgewerbe Raum. Das bauliche Wachstum fordert seinen Tribut und als das Parkhaus erweitert werden musste, war manchem Bezirkspolitikern angst und bange um die alten Bäume. Derzeit wird ein B-Plan aufgestellt, denn bisher wurden alle Aus- und Umbauten über Einzelfallentscheidungen genehmigt. Auch ökologische Ausgleichsflächen spielen im B-Plan eine Rolle.

Der Park als Rückzugsraum

Peuker beschönigt nicht, dass mancher Baum weichen musste und die Bebauung nah an den Wald heranrückte. Doch er setzte auf Renaturierung, sorgte dafür, dass das mitunter zugewachsene und abgeschottete Klinikumgelände sich nach außen hin öffnete. Auf einer parkartigen Wiese stehend erläutert er, was es mit dem „Parterre zum Gebäude 1“ auf sich hat. Hier hat er ein natürliches Gefälle mit Wiese modelliert. Findlinge, insgesamt 22 Tonnen, liegen in einer Heidelandschaft zwischen Kiefern, ein Verweis auf die einstige Schlebuscher Heide. Umgestellt wurde die Bach’sche Fuge, eine Skulptur des Künstlers Henri Nouveau, die nun viel besser zur Geltung kommt.

Park und Wald gehen eine Verbindung ein. Der Mäusebussard kreist am Himmel. Auch einen Turmfalken hat Faulkner schon gesichtet. „Das ist aber nur ein Gast, der brütet nicht hier. Dafür aber der Sperber“, sagt der Gärtner. Rehe kommen, Eichhörnchen flitzen durch den Park, Spielplätze und das Streetballfeld sind gut besucht. „Der Park ist ein Alleinstellungsmerkmal für das Klinikum“, sagt Zimmermann. Es gelte ihn als Ruhezone und Rückzugsraum einzubeziehen, nicht abzuschotten.

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