Unerwartete WendeDie Diepentalsperre bei Leichlingen wird verkauft

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Das Naherholungsgebiet  Diepental. Aus der  Luft ist gut zu sehen, dass der obere Stausee schon halb verlandet ist.

Leichlingen – Die Diepentalsperre soll verkauft werden.

Das Restaurant, die Seen, der Campingplatz, das Freibad, zwölf Häuser, sechs bebaute Grundstücke – das gesamte Naherholungsgebiet inklusive Wald, Wiesen und touristischen Einrichtungen wird seit dem Wochenende überraschend zum Kauf  angeboten.

Im Internet ist das über 300.000 Quadratmeter große Gelände samt aller Gebäude plötzlich  auf dem Portal Immobilienscout 24   aufgetaucht.

Ein nach seinen eigenen Angaben auf land- und forstwirtschaftliche Objekte spezialisierter Fachmakler, Greif & Meyer aus Lohmar, versucht das außergewöhnliche Objekt an den Mann zu bringen.

Ein Kaufpreis wird für diese Rarität von unschätzbarem Wert  nicht genannt. „Preis auf Anfrage“ ist in der Rubrik vermerkt. Und: „Kaufpreis gegen Gebot“.

Dass es sich bei dieser Offerte um einen ganz besonderen Fall handelt, wird auch aus dem Text der Annonce ersichtlich. In den Erläuterungen steht: „Gesucht werden Interessenten, welche das gute Potenzial dieses Standortes einschätzen können und die Chancen zur Entwicklung des Standorts, insbesondere im Bereich der Gastronomie und der naturnahen Freizeitgestaltung wahrnehmen wollen. Vergleichbare Standorte mit vergleichbaren Möglichkeiten (...) sind vermutlich schwer zu finden.“

Dass sich die privaten Eigentümer jetzt offensichtlich komplett von der  Diepentalsperre trennen wollen,  ist eine unerwartete Wende in der seit Jahren andauernden Leidensgeschichte des einstigen Juwels an den  verlandenden Stauseen. 

Familie Halbach hatte von ihren Verkaufsabsichten bisher nichts  zu erkennen gegeben.

Ihr Schritt ist ein deutliches Zeichen, dass  sich die Eigentümer an der geplanten Sanierung und Renaturierung der Gewässer nicht beteiligen wollen oder  können.

Wie berichtet  soll die Talsperre nach Plänen, die der Wupperverband in Auftrag gegeben hat,   mit Förderung der EU  zu einem naturnahen    Biotop zurückgebaut werden, ohne Staustufe, mit einer Gewässerlandschaft am Murbach. Denn eine wasserwirtschaftliche Funktion für den  Hochwasserschutz hat  Diepental, an dessen Staudamm  Strom erzeugt wird, nicht.

Für eine immens teure Sanierung des  Talsperren-Systems   gibt es daher keine staatlichen Fördermittel,  der Wupperverband ist nicht zuständig.

Als einzige finanzierbare Alternative steht deshalb die Renaturierung im Raum. Sie soll über eine Million Euro kosten, würde aber  voraussichtlich zu 80 Prozent aus Töpfen der Europäischen Union  gefördert. Setzt man eine Million an,  blieben 200.000 Euro übrig.

Ob die angrenzenden  Gemeinden, vor allem Leichlingen und Leverkusen, aber auch Burscheid, es bewerkstelligen können, trotz ihrer eigenen finanziellen Not einen Teil davon zu übernehmen, ist bisher völlig offen.

Aber selbst dann müssten auch die privaten Eigentümer   tief in die Tasche greifen, um das Lebenswerk  ihrer Familien, das  idyllisch gelegene Ausflugsziel, den Restaurantbetrieb und das Freizeitareal, zu erhalten.

Dazu sehen sie sich offenbar nicht in der Lage.    Oder auch nicht in der Pflicht. Im Exposé des Immobilienmaklers  liest sich die diesbezügliche Passage  jedenfalls anders.

Städte sollen zahlen

Dort wird potenziellen Käufern wörtlich versprochen, dass eine Renaturierung der Talsperre „vollständig aus Mitteln der EU und der Kommunen des Einzugsgebietes finanziert werden soll“.

„Um aber auch wirtschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden,“ heißt es weiter, „besteht für den künftigen Eigentümer die Möglichkeit, bei der Gestaltung des geplanten Natur- und Erholungsraumes wesentlich mitzuwirken.“

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Grundstücke mit Restaurants, Freibad, Campingplatz und Wohnhäusern

Angeboten wird auf dem Immobilienmarkt der Großteil des im Privatbesitz befindlichen Naherholungsgebietes Diepental samt Baubestand, Wasserflächen, land- und forstwirtschaftlichen Flächen, gewerblichen Einrichtungen und Wohnhäusern. „Für einen Teil der Gebäude besteht erheblicher Sanierungsrückstau“,  so der Hinweis an Interessenten.

Zu den 326.314 Quadratmetern  gehören im  Einzelnen: Restaurant „Haus Diepental“ mit zwei Gastronomie-Einheiten, Kiosk, Biergarten und See-Terrasse,das Schwimmbad,15 Hektar Wald, 11 Hektar Wasserfläche (Hauptbecken Talsperre  6 Hektar, Vorbecken 2, Ausgleichsweiher 2,5, östlicher Teich 0,5 Hektar),1 Hektar Campingplatz, Liegewiese und Freibad,3 Hektar Gebäude- und Freiflächen, 2 Hektar Grünland und Betriebsfläche Talsperre,zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt sieben Wohnungen und sechs Appartements,ein Einfamilienhaus,neun  Wochenendhäuser, die vermietet sind,sechs Erbbaugrundstücke mit Wochenendhäusern der Erbbauberechtigten, sowie350 Parkplätze. Zum Eigentum gehören außerdem die Wasser- und Fischereirechte.

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