Abi-Klausuren in LeverkusenBuddenbrooks stehen hoch im Kurs

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Damit die Abiturienten ungestört sind, müssen die anderen Schüler am Landrat-Lucas-Gymnasium diverse Regeln beachten.

Damit die Abiturienten ungestört sind, müssen die anderen Schüler am Landrat-Lucas-Gymnasium diverse Regeln beachten.

Leverkusen – Muss ein Schüler über 700 Seiten „Die Buddenbrooks“ gelesen haben, um über Thomas Manns Roman eine Abiturprüfung zu schreiben? Grinsend schüttelten einige Landrat-Lucas-Schüler am Dienstag den Kopf: Nein, man kann sich das Wissen über die Kaufmannsfamilie auch mit Interpretationshilfen aneignen.

Zum Auftakt der zentralen Abiturprüfungen in NRW standen am Dienstag die schriftlichen Prüfungen in Deutsch auf dem Programm. Am Landrat-Lucas-Gymnasium machen in diesem Jahr rund 250 Schüler das Abitur. Mehrere Deutsch-Leistungs- und Grundkurse traten zur ersten Prüfung an.

Alle Leistungskurs-Schüler im Land hatten die Wahl zwischen drei Themen. Sie konnten „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann mit „Hiob“ von Joseph Roth vergleichen oder Goethes „Iphigenie auf Tauris“ mit Schillers „Kabale und Liebe“. Wer sich lieber mit Lyrik beschäftigt, konnte sich an Liebesgedichten von Heinrich Heine und Clemens Brentano abarbeiten.

Andrea Glensk (19), Klara Leusch (18) und Vanessa Nieder (18) mussten nicht lange überlegen: Die drei Freundinnen wählten die Klausur mit den „Buddenbrooks“ und untersuchten die Vater-Sohn-Beziehung. „Auch wenn es ein dickes Buch ist, ist es leicht zu verstehen. »Iphigenie auf Tauris» ist viel dünner, aber schwerer zu lesen“, erklärte Vanessa, die sich als Note „mindestens eine Drei plus erhofft“.

Aufgeregt seien sie am Morgen gewesen, erzählten die Abiturientinnen, als sie sich nach vier Stunden Klausur im Foyer des Gymnasiums trafen. Überraschendes indes brachten die Aufgaben nicht mit sich. Welche Autoren und Themen im Zentralabitur vorkommen, wissen die Schüler. Über „Die Buddenbrooks“ zum Beispiel habe sie in der Oberstufe ihre beste Deutschklausur geschrieben, erzählte Andrea. „Jetzt bin ich aber froh, meine letzte Deutsch-Arbeit hinter mir zu haben.“ Auf das Schreiben „ellenlanger Interpretationen“ haben sie und Klara nach dem Abi jedenfalls keine Lust mehr. Mehr moderne Texte hätten sie sich als Lernstoff gewünscht, fügten die beiden hinzu: „Manchmal fragt man sich schon, wofür lese ich das alles und wann brauche ich das noch mal?“ Ganz anders Vanessa: Sie möchte Germanistik und Geschichte studieren – und später als Lehrerin die nächsten Generationen zum Abitur führen.

Lernen statt feiern, so erging es Engin Celik zu seinem 19. Geburtstag am Montag. Der Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums verzichtete auf Besuch und Party, schließlich stand ihm am Dienstag eine der wichtigsten Prüfungen seines jungen Lebens bevor. Um 13.40 Uhr verließ Engin den Klassenraum und teilte erleichtert mit: „Es war in Ordnung und nicht allzu schwierig. Ich hatte nur sehr viel im Kopf und war beim Schreiben zu langsam. Aber so geht es mir immer.“ Gedichte lägen ihm und es sei genau das vorgekommen, was er gelernt habe, freute sich der Abiturient. Und weil er bis zur nächsten Klausur noch eine Woche Zeit hat, wollte Engin am Dienstag nicht mehr lernen – sondern seinen Geburtstag nachfeiern.

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