Ältester Baum LeverkusensVor zehn Jahren sollte die Morsbroicher Blutbuche weg

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Die Blutbuche im hinteren Schlosspark.

Leverkusen – 2021 ist ein Jahr, an dem es ein besonderes Jubiläum zu begehen ist. Denn in den ersten Monaten vor genau zehn Jahren spitzte sich ein Konflikt um die von Grünflächenamt und Kulturverwaltung beschlossene Fällung der Blutbuche im hinteren Schlosspark zu. Einen Gefahrenbaum nannte die Verwaltung den 200 Jahre alten Baum, er sei gefährlich vom Pilz angegriffen, der Stamm hohl, und umsturzgefährdet, eine Fällung aus Sicherheitsgründen sei notwendig. Es kam nicht dazu: weder vor zehn Jahren zur Fällung noch zum Sturz.

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Welcher Pilz genau den Stamm aushöhlt, darüber herrschte Uneinigkeit. Der erste Gutachter erkannte den schwarzen Riesenporling.

Ursache für die Zündung einer Welle des Widerstands, die bis heute anhält, war ebenfalls eine Buche, 200 Jahre alt, und sie stand noch weiter hinten im Wald. Die Stadtverwaltung hatte sie „still“ fällen lassen. Erst als der Baum lag, gab es eine Pressemitteilung, das machte viele wütend. Zweimal waren große Äste aus der Krone gefallen, die hatten einen privaten Zaun beschädigt. Der Stamm war nicht einmal hohl gewesen. Eine Pflege der Krone hätte Geld gekostet.

Interessengemeinschaft hilft

Als die Stadtverwaltung die Pilze an der Blutbuche entdeckt hatte und diesmal die Fällung vorher ankündigte, gingen schnell die Wogen hoch. Der Schlosspark wurde 1775 angelegt. Der Baum könnte also 245 Jahre alt gewesen sein, mindestens aber 200, der wahrscheinlich älteste in Leverkusen. Ein solcher Baum sei „auch Heimat“, sagte der Manforter Musiker Rolf Müller und scharte schnell eine Gruppe Baumschützer um sich, die Interessengemeinschaft„Rettung der Schlossbäume Morsbroich“ wurde ins Leben gerufen. Sie brachte eine weiträumige Absperrung der Buche mit einem Zaun ins Spiel. Die IG existiert bis heute.

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Für den Schlosspark ist die „Kulturstadt Leverkusen“ (KSL zuständig. Nachdem der Pilz entdeckt war, ließen sie 2010 in Solingen ein Gutachten erstellen, das erkannte den „Schwarzen Riesensporling“. Man empfahl, den Baum wegen der Kosten des Zauns und der Umlegung des äußeren Wegs im Park, die Buche zu fällen, dafür veranschlagte man 2000 bis 2500 Euro. Bemerkenswert ist bis heute, dass sich die Verwaltungsmitarbeiter und Politiker im Kulturausschuss für die Fällung aussprachen, die Verlegung des Wegs und weniger Skulpturen hielten sie für untragbar und für zu teuer. Den Gegnern bescheinigten einige einen „romantisch verklärten Blick“.

Geballter Protest

Die Wende brachten zuallererst der geballte Protest aus der Bürgerschaft für den Erhalt. Der dürfte auch beim damaligen Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn nicht mehr zu überhören gewesen sein. Und ein zweites Gutachten des süddeutschen Forstwirts Peter Klug, das die IG in Auftrag gab und das dem ersten zu viele Fehler nachwies. Also gab es noch ein drittes Gutachten, das dann wieder die Stadt bezahlte. Jetzt bescheinigte man dem Baum eine gewisse Standfestigkeit und empfahl die Lösung mit dem Zaun. Der Meinung schloss sich im Februar 2011 auch die Verwaltung an, den Zaun schenkte eine Gartenbaufirma der Stadt. Fall erledigt. Noch im selben Monat ließ das Amt „Stadtgrün“ am Hitdorfer Rheinufer aus grundsätzlichen Erwägungen 22 gesunde Pappeln fällen, das wirkte wie eine Trotzreaktion.

Wenig verändert

Und heute? Es hat sich wenig verändert: Ein paar neue Fruchtkörper des fiesen Riesenporlings sind vielleicht gewachsen. Sie schieben sich aus dem Stamm der Buche. Die stand aber selbst im trockensten Sommer noch mit üppigster Krone im Park.

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Kaum verändert: Ein Bild der Buche aus dem Jahr 2011.

Der Schlosspark ist wieder im Gespräch. Wieder geht es ums Geld, denn der Umbau ist teurer geworden. Der Sieger des Landschaftsarchitekten Wettbewerbs lobte bei der Vorstellung, dass es die alten Naturdenkmal-Bäume noch gebe, sie sind Bestandteil des Entwurfs. Wie auch immer das ausgeht, der wahrscheinlich älteste Baum Leverkusens ist noch einmal zehn Jahre älter geworden.

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