BetreuungDebatte um offenes Kita-Konzept in Leverkusen – Erzieherin übt Kritik

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Leverkusen – Dass Veränderungen von pädagogischen Konzepten für Wirbel sorgen, kennt Jugendamtsleiterin Angela Hillen schon. Dennoch ist sie von dem freien Ansatz, ohne feste Gruppenstrukturen, in den städtischen Kindertagesstätten überzeugt (wir berichteten). „Wir glauben, dass sich mit dem Konzept die von der Landesregierung gewünschten Bildungsinhalte besser transportieren lassen“, sagt Hillen. Die eingeforderten Bildungsbereiche erstreckten sich über Medien und Bewegung bis hin zu Naturwissenschaften und Kunst.

Heidrun Wolframm kann den Unmut gegen das offene Konzept bei den städtischen Kindergärten hingegen gut verstehen. Die Opladenerin ist gelernte Erzieherin und Mutter von zwei Kindern. „Als meine älteste Tochter in den Kindergarten kommen sollte, habe ich mir verschiedene Einrichtungen angeschaut“, erinnert sich Wolframm, die zurzeit in Elternzeit ist. „Da war der Unterschied zwischen den Kitas unter städtischer oder anderer Trägerschaft schon sehr deutlich.“

Strukturen seien wichtig

Wolframm ist der Meinung, dass vor allem die kleinen Kinder feste Bezugspersonen und eine klar umrissene Gruppe bräuchten. Sie bedürften verlässlicher Strukturen mit eindeutigen Bindungspersonen. Die Kleinen könnten eben oft noch nicht sagen, ich bin jetzt müde und möchte schlafen; ich bin jetzt hungrig, ich möchte essen. Zudem seien die Pädagogen aus zeitlichen Gründen gar nicht in der Lage, in der derzeitigen Besetzung den Ansprüchen der Kinder gerecht zu werden.

„Sie können gar nicht mehr nachvollziehen, was welches Kind in welchem Zeitraum geleistet hat“, so Wolframm. Es gebe einfach zu wenig Erzieherinnen für die vielen Kinder. „Ich weiß von Eltern, die am Ende des Tages in die Windeltasche geschaut haben, ob das Kind tatsächlich auch gewickelt worden ist.“

Hillen widerspricht, dass es keine Strukturen im neuen Konzept gebe. Sie seien nur eben anders. In der Einrichtung an der Wuppertaler Straße zum Beispiel gebe es klare Zeiten für das Ankommen, die Begrüßung in einem festen Raum, Mittagessen, Ausruhen, Projektarbeit und Abholen.

Eltern eingebunden

„Da kann kein Kind stundenlang alleine in der Ecke sitzen“, so Hillen. Es werde von vielen Erziehern beobachtet. Auch die anfängliche Bezugsperson bleibe die ganze Zeit fester Ansprechpartner. Wer besondere Aufmerksamkeit brauche, bekomme die auch.

Ebenso seien die Eltern eingebunden. „Ganz wichtig ist es, dass die Eingewöhnung gut funktioniert.“ Und auch später würden die Erziehungsberechtigten auf dem Laufenden gehalten. „Dann erfahren sie zum Beispiel, dass ein Kind an dem Tag nicht essen wollte“, sagt Hillen.

Zudem ermögliche das neue Konzept vieles. So könnten etwa Treppen als Spielort mit einbezogen werden. Es gebe Platz für Wasserspiele und Bewegungslandschaften. „Man braucht ja nicht mehr für jede Gruppe einen Schlafraum. Ein Ort reicht, so dass Platz für anderes ist“, erläutert die Verwaltungsmitarbeiterin. Das sei gerade für Kinder wichtig, die Zuhause nicht solche Möglichkeiten hätten. Das Konzept wolle die Kleinen mehr einbeziehen in die Gestaltung des Tages, um sie zu eigenständigen Persönlichkeiten werden zu lassen. Anderen Argumenten verschließt sich Hillen aber nicht: „Jedes Konzept hat immer auch ein Für und Wider.“

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