FlüchtlingshilfeGroßer Frust nach dreistem Fahrraddiebstahl beim Kolping Bildungswerk

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Heinz-Dieter Nelles koordiniert die „Mobilitätsinitiative“ des Integrationswerks Leverkusen.

Heinz-Dieter Nelles koordiniert die „Mobilitätsinitiative“ des Integrationswerks Leverkusen.

Leverkusen – Uwe Abshoff wusste schon, dass etwas anders ist, als er am Montagmorgen zur Werkstatt des Kolping Bildungswerks in Edelrath kam.

Gemeinsam mit Jugendlichen repariert Abshoff dort gespendete Fahrräder, die dann an Flüchtlinge günstig weiter verkauft werden. „Ich bin angekommen und habe schon zwei Fahrräder auf dem Parkplatz liegen sehen“, sagt er. „Ich dachte schon, Jugendliche hätten wieder einfach Fahrräder abgegeben.“

Als er dann jedoch die Werkstatt aufschließen wollte, bemerkte er, dass die Tür aufgebrochen wurde. Auch einige Fenster waren beschädigt. In der Werkstatt hatte er Fahrräder ineinander gestellt, gute und schlechtere Fahrräder zusammen.

„Die Jugendlichen suchen sich sonst immer die besten raus. Deswegen habe ich gemischt“, erklärt Abshoff. „Am Montag waren die alle auf Seite geschmissen.“ Dazu kam die bittere Erkenntnis: 18 Fahrräder waren verschwunden. Sofort verständigte Abshoff die Polizei und meldete den Diebstahl.

Lagerung zukünftig an neuem Ort

Sein zweites Telefonat erreichte Heinz-Dieter Nelles vom Integrationswerk Leverkusen.

Nelles hat die „Mobilitätsinitiative“ ins Leben gerufen. Dabei spenden Leverkusener alte Fahrräder, egal in welchen Zustand, an das Integrationswerk. Abshoff bringt diese Räder dann gemeinsam mit ein paar Jugendlichen, die er anlernt, in der Werkstatt in Edelrath auf Vordermann.

Räder, die nicht mehr repariert werden können, schlachtet Abshoff so aus, dass meist nur noch der Rahmen übrig bleibt. Alle paar Wochen werden die reparierten Fahrräder dann zu einem Festpreis von fünf oder zehn Euro, je nach Qualität des Rads, an Flüchtlinge verkauft.

Seit Kurzem gibt es auch eine separate Ausgabe von Fahrrädern an generell benachteiligte Menschen und Rentner. Mehr als 500 Fahrräder haben Abshoff, Nelles und ihre Helfer wieder auf die Straße gebracht.

Umso trauriger ist Heinz-Dieter Nelles, dass seine Initiative Opfer eines Diebstahls geworden ist. „Die interessiert nicht, wo die Fahrräder herkommen. Die interessiert nur, was sie jetzt damit machen können“, sagt er.

Dass so etwas passieren kann, hat Nelles schon geahnt. „Die Werkstatt in Edelrath ist sehr abgelegen. Wenn da einer eine Scheibe einschmeißt, merkt das keiner“, sagt er.

Der 77-Jährige hat deshalb einen Entschluss gefasst: In Edelrath werden von nun an keine Fahrräder mehr gelagert, nur noch repariert. Die fertigen Fahrräder werden dann in ein Lager in Wiesdorf gebracht. Wo genau, dieses Lager ist, will Nelles nicht preisgeben. Die Halle in Edelrath ist, bis auf ein paar Schrottteile, leer.

Nächste Abgabe

Am Samstag, den 30. Juli, gibt das Integrationswerk erneut Fahrräder an Flüchtlinge ab. Die Abgabe findet in der Breidenbachstraße 11 zwischen 11 und 13 Uhr statt. Wer ein Rad kaufen möchte, braucht ein Ticket. Diese gibt es Mittwochs und Samstags im „Biker Treff“ (Breidenbachstr. 1). Zur Ausgabe werden nur die Halter der Tickets Nummer 1 bis 20 zugelassen. (lt)

Besonders ärgert Nelles, dass unter den 18 gestohlenen Rädern auch fünf Kinderräder waren. „Die werden am wenigsten gespendet, sind aber meistens auch gut in Schuss“, erklärt er.

Die geklauten Fahrräder sind genau dokumentiert und mit einer Nummer versehen. Dass sie wieder auftauchen, glaubt Nelles nicht: „Die Räder sind vermutlich schon im Ausland. Wahrscheinlich sind die Diebe mit einem LKW vorgefahren. 18 Räder klaut man ja nicht mal eben so.“

Auch Abshoff ist sauer: „Wir machen hier eine vernünftige Aktion. Wenn dann auf einmal 18 Räder fehlen, dann baut das einen auch nicht auf.“

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