Gies-NachlassLetter-Stiftung scheitert auch in der Berufungsinstanz

Lesezeit 2 Minuten
Arbeiten von Ludwig Gies sind derzeit in ein paar Vitrinen im Forum ausgestellt.

Arbeiten von Ludwig Gies sind derzeit in ein paar Vitrinen im Forum ausgestellt.

Leverkusen – Ludwig Gies hat den Bundesadler gestaltet, aber nicht nur ihn. Die Witwe des Professors für Bildhauerei an der Kölner Werkschule überließ in den 70er-Jahren einen Teil des künstlerischen Nachlasses der Stadt Leverkusen.

Die damals getroffene Vereinbarung besagt: Die Kulturverwaltung Leverkusen verpflichtete sich, eine Auswahl der Werke in einer ständigen Ausstellung in repräsentativer Umgebung sicherzustellen.

Raus aus dem Dachzimmer

Nachdem der Museumsleiter Markus Heinzelmann die Werke aus einem Dachzimmer im Schloss Morsbroich, aus dem sogenannten „Gies-Kabinett“ entfernt hatte, begann ein Rechtsstreit der Nachlassverwalter mit der Leverkusener Kulturverwaltung.

Aktuell stehen einige Vitrinen mit den Gies-Werken im Forum. Die Nachlassverwalterin, die Kölner Letter-Stiftung, findet den Zustand nicht angemessen und wollte das per Gerichtsentscheid ändern.

Zuletzt hatte das Landgericht der Stadtverwaltung recht gegeben. Bei der Berufung vorm Kölner Oberlandesgericht unterlag die Letter-Stiftung erneut. Dabei gehe es bei dem Prozess nicht nur um die Werke von Gies, befand Bernd Ernsting vom Vorstand der Stiftung. Ernsting sagte im Gerichtssaal:

„Wie immer dieser Rechtsstreit enden wird, er wird ein Präzedenzfall sein für Leute, die der öffentlichen Hand ihre Kunstsammlung schenken wollen.“ Die Richterin, die sich Fotos von den Vitrinen angesehen hatte, gestand der Letter-Stiftung ihren Unmut über die Präsentation im Forum zu.

Zum Chef der Stiftung sagte sie: „Ich habe Verständnis für Sie, aber die Stadt Leverkusen ist nicht unbegrenzt reich. Sie müssen von Ihrer Maximalforderung herunter.“ Maximalforderung, das heißt in diesem Fall: eine ständige kleine museale und repräsentative Ausstellung.

Ginge es nach der Letter-Stiftung, sollte das alte Gies-Kabinett wieder eingerichtet werden. Die Leverkusener Kulturverwalter sind hingegen mit der kleinen Schau im unklimatisierten Forum zufrieden. Die Vorstellungen liegen also sehr weit auseinander: Museumsleiter Markus Heinzelmann nutzt das Museum ausschließlich für Wechselausstellungen und möchte auf keinen Fall einen Raum für Gies reservieren. Er war selbst im Gericht erschienen und saß mit einem Kölner Rechtsanwalt auf der Beklagten-Seite.

Einigung dringend empfohlen

Man habe schon überlegt, ob die Schenkung rückgängig zu machen sei, aber damit läge das Problem der Ausstellung statt bei der Leverkusener Kulturverwaltung bei den Erben und das sei keine Lösung, sagte die Richterin.

Das Forum als Ausstellungsort sei nach Ansicht des Senats nicht per se ungeeignet, aber eine bessere Unterbringung der Gies-Werke sei angeraten.

Den streitenden Parteien gab sie auf den Weg: „Setzen Sie sich zusammen, es muss im Forum eine Möglichkeit geben, mit der alle leben können.“ Was die Richterin nicht unbedingt wissen konnte: Diesen gut gemeinten Rat haben die Museumsleitung und die Stiftung schon mehrmals bekommen.

KStA abonnieren