Leverkusener BrückeA1-Sperre ohne Vertreter aus Leverkusen eröffnet

Lesezeit 4 Minuten

Leverkusen – Es ist etwa 10.30 Uhr, als Michael Groschek den Daumen senkt. Das heißt: Schranke runter. Der Verkehrsminister des Landes Nordrhein-Westfalen steht auf der Mülldeponie zwischen A 59 und der Rheinbrücke. Diese Schleife ist als erste gesperrt.

In ein paar Wochen werden schwere Lastwagen aus keiner Richtung mehr auf die Brücke fahren können. Die Sperranlage mit jeweils zwei Ampeln und einer Schranke ist das letzte Mittel, nachdem sich in zwei Jahren Sperrung gezeigt hat, dass sich immer noch viele Lastwagenfahrer nicht ums Verbot scheren. Zu viele: Es sind rund 150 am Tag.

Daumen runter. Michael Groschek, neben ihm Gisela Walsken, gab so das Startzeichen für die Sperranlage.

Daumen runter. Michael Groschek, neben ihm Gisela Walsken, gab so das Startzeichen für die Sperranlage.

Auf dem Feldherrnhügel oberhalb der A 59 stehen neben dem Minister Regierungspräsidentin Gisela Walsken und Amtsleiter Klaus Harzendorf aus Köln. Thomas Ganz, Regionalleiter des Landesbetriebs Straßen NRW, wird von einigen Kollegen begleitet. Auch die Polizei ist da.

Kein offizieller Vertreter aus Leverkusen

Bei diesem viel beachteten Termin in Leverkusen ist allerdings kein Offizieller der Stadt Leverkusen vertreten. Waren die womöglich nicht angefragt? „Selbstverständlich“, sagt Michael Groschek, und Gisela Walsken bestätigt das.

So ist es tatsächlich: „Herr Richrath wurde nur mündlich eingeladen. Eine schriftliche Einladung mit der Bitte, ansonsten einen Vertreter zu entsenden, erging nicht.“ Das sagt Ariane Czerwon, Sprecherin in der Stadtverwaltung, dazu auf Anfrage. Nun hat Uwe Richrath am Donnerstag und Freitag Urlaub.

So kommt es, dass die Stadt Köln den Amtsleiter Harzendorf nach Leverkusen schickt. Der Mann aus der dritten Reihe „freut sich über die Einladung“, darf auch ans Rednerpult und warme Dankesworte des Ministers und der Regierungspräsidentin entgegen nehmen. Das Wort Leverkusen dagegen kommt in den Redemanuskripten von Michael Groschek und Gisela Walsken nicht vor.

Immerhin ergeht der Hinweis, dass nicht nur mit Ford, sondern auch mit Currenta über diesen ultimativen Rettungsversuch für die Brücke diskutiert werden musste. Vertreter des Chempark-Betreibers sind zwar da, halten sich aber im Hintergrund. Die Kämpfer für den A 1-Tunnel senden an diesem öffentlichkeitswirksamen Vormittag immerhin ein verstecktes Lebenszeichen. Aktivist Klaus Stamm spricht den Verkehrsminister an und bekommt auch einen Termin bei Groschek.

Entscheidung Tunnel oder Stelze noch nicht gefallen

Der musste sich gerade viel Kritik anhören, weil er nur die Mittel für die neue Rheinbrücke beim Bund angemeldet hat, also 740 Millionen Euro. Immer mit der Ruhe, antwortet der Minister auf die entsprechende Nachfrage des „Leverkusener Anzeiger“: „Erstmal bauen wir die Brücke, dann das neue Autobahnkreuz, und erst dann fällt die Entscheidung über Tunnel oder Stelze.“ Mit dem Bundesverkehrsminister sei abgemacht, beide Varianten zu prüfen. „Da gibt es kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander“, sagt der Sozialdemokrat aus Düsseldorf über seine Gespräche mit dem Christsozialen Alexander Dobrindt in Berlin.

Im Übrigen geht es um das Jahrzehnt zwischen 2020 und 2030. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter.

Kommentar zur Eröffnung: Geht uns das etwa nichts an?

Hat der Mann etwa keine Urlaubsvertretung? Es scheint so. Oder ist die Nicht-Präsenz der Stadt Leverkusen auf einem so wichtigen Termin an der Rheinbrücke auf Prinzipien-Reiterei zurückzuführen, die so – pardon – nur in einer Verwaltung vorstellbar ist? Freilich nicht einmal in der bundesweit berüchtigten Verwaltung der Stadt Köln. Dort braucht man offenbar keine schriftliche Einladung und kann in einem Akt der Flexibilität den Amtsleiter Klaus Harzendorf über den Rhein schicken. Der hat zwar als Leiter des Ressorts für Straßen und Verkehrstechnik nur am Rande mit der Autobahn-Blockade zu tun, hat aber etwas zu sagen.

Im Leverkusener Rathaus wird der Fall dagegen so behandelt: Uwe Richrath wird von seinem Genossen Michael Groschek zur Eröffnung der Sperranlage an der Rheinbrücke gerufen. Telefonisch. Der OB hat sich zwei Tage Urlaub genommen, also müsste ein Vertreter zu der überaus öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung.

Diese klamme Stadt leistet sich drei ehrenamtliche Bürgermeister. Zudem hat Richrath im Rathaus jemanden, der während seiner Abwesenheit die Geschäfte führt: Kämmerer Frank Stein. Dann gäbe es da noch eine Baudezernentin: Andrea Deppe, die sonst den Anschein erweckt, nah dran zu sein an allem, was mit der Autobahn zu tun hat. Aus diesem Fünfer-Kreis schafft es niemand in Wiesdorfs Westen. Hoffentlich geht man sonst nicht so mit dem Thema um.  

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren