Neuheit in der Stadtbücherei LeverkusenSaatgut gibt es bald zum Ausleihen

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Vier Frauen mit Saatgut und Garten-Büchern

Tanja Grojer (r) ist bei der Stadtbibliothek die Expertin für die Saatgutbibliothek, hinter der Theke: Brigitte Merz, Eva-Marie Urban und Cassandra Hennes.

Die Stadtbibliothek „verleiht“ künftig Saatgut von Kräutern und Gemüse. So sollen alte Sorten erhalten bleiben.

Mit Bayer/Monsanto sitzt der größte Saatgut-Händler der Welt gerade einmal drei Kilometer von der Stadtbücherei Leverkusen entfernt. Doch das, was in den kleinen Tütchen steckt, kommt nicht aus dem Hause Bayer, sondern von Bio-Saatgut Klaus Lang. Und das ganz bewusst. 

„Kommerzielle Hybrid-Saaten sind so gezüchtet, dass sie immer die gleichen Eigenschaften haben“, erklärt Bibliotheksleiterin Eva-Marie Urban. So wird in Form und Farbe konformes Supermarkt-Gemüse produziert. Allerdings sind die Hybriden immer nur für eine Erntesaison zu nutzen, würde man Saaten dieser Pflanzen im kommenden Jahr erneut aussähen, käme etwas ganz anderes dabei heraus. „Das will die Industrie ja auch nicht, die Landwirte sollen ja jedes Jahr neues Saatgut kaufen.“ 

Vier Tütchen mit Saatgut

21 Obst- und Gemüsesorten in 200 kleinen Beuteln stellt die Stadtbibliothek zu Beginn zur Verfügung.

Nachhaltig ist das nicht und außerdem drohen die „alten Sorten“ auszusterben. So haben die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek sich überlegt, ihr Sortiment, das schon lange über Bücher hinaus reicht, um Pflanzensamen zu erweitern. Am 19. März um 14 Uhr eröffnen sie ihre erste Saatgutbibliothek. In 200 Tütchen stehen dann 21 verschiedene Kräuter- und Gemüsesorten zur „Ausleihe“ zur Verfügung. Mit einem gültigen Bibliotheksausweis können bis zu fünf Päckchen ausgeliehen werden.  

Keine Säumnisgebühr bei ausgefallener Ernte

„Es handelt sich um samenfestes Saatgut“, erklärt Mitarbeiterin Tanja Grojer. Das Saatgut dieser Pflanzen kann geerntet und in der nächsten Saison wiederverwendet werden. „Daraus entsteht immer die gleiche Pflanze“, erklärt die Expertin. Die Idee der Bibliothek: Kunden holen sich das Saatgut und pflanzen es ein. Zum Saisonende sollen sie dann nicht nur das Gemüse ernten, sondern auch die Samen, die die Pflanze dann produziert. Diese bringen sie in die Bibliothek zurück – die sie dann in der kommenden Saison erneut „verleihen“ kann. So soll ein nachhaltiger Anbau in der Stadt entstehen, der außerdem die alten Sorten am Leben erhält.

Auch wenn die Tütchen wie die Bibliotheks-Bücher einen Barcode haben und im Kundenkonto hinterlegt werden – eine Säumnisgebühr bei fehlender Rücklieferung muss kein Hobbygärtner fürchten. „Wir wissen natürlich, dass eine Ernte nicht garantiert werden kann“, sagt Grojer. Über das Kundenkonto habe man aber einen besseren Überblick und könne die Kunden auch zur Erntesaison hin noch einmal daran erinnern, nach Möglichkeit Saatgut wieder zurückzubringen.

„Von anderen Anbietern, die das schon machen, haben wir gehört, dass das sonst häufig in Vergessenheit gerät“, erzählt Urban. Auch wenn es gut gemeint ist, bitten die Mitarbeiterinnen darum, keine Spenden von anderen Pflanzen abzugeben. Außerdem schließt die Stadtbibliothek jegliche Haftung in Bezug auf Nutzung, Verwertung und Verzehr der Pflanzen aus, eine kommerzielle Nutzung ist verboten. „Wir sind schließlich kein Gartencenter“, sagt Urban.

Neben Klassikern wie Salatgurke und Tomate stehen auch exotischere Sorten zur Verfügung: Erdbeerspinat zum Beispiel. „Der bildet nicht nur die bekannten Spinatblätter, sondern auch rote Blüten, die aussehen, wie Erdbeeren“, erklärt Grojer. Und ist damit nicht nur lecker, sondern auch hübsch anzusehen.


Saatgutbank öffnet mit Aktionswoche

Die Eröffnung der Saatgutbank in der Hauptstelle der Stadtbücherei in der Wiesdorfer Rathausgalerie wird von einer Themenwoche begleitet. Von 20. bis 22. März stehen jeweils von 16 bis 17 Uhr Expertinnen bereit, die über das neue Angebot der Saatgutbank informieren und Tricks und Tipps liefern. Alle Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche sind kostenfrei und ohne Anmeldung zu besuchen.

Am Dienstag, 19. März, eröffnet die Saatgutbank um 14 Uhr, parallel dazu findet bis 18 Uhr eine Pflanzentauschbörse statt. Hier können Pflanzen aller Art, egal ob Ableger oder ausgewachsen, Zimmer- oder Outdoor-Pflanze, abgegeben und getauscht werden. Außerdem geben lokale Akteure aus Umwelt- und Klimaschutz spannende Tipps zum nachhaltigen Gärtnern.

Am Mittwoch, 20. März basteln Gaby und Anika mit Kindern ab fünf Jahren passend zum Thema bunte Blumen aus Moosgummi – von 16 bis 18 Uhr. 

Am Donnerstag, 21. März, wird in dem bewährten Programm „Lesen verleiht Flügel“ von den Vorlesepatinnen „Paddington wird Gärtner“ gelesen – um 16 Uhr. 

Am Freitag, 22. März, kommt die Schlebuscher Stadtführerin Angela Breitrück in die Stadtbücherei und klärt auf: Wie wachsen eigentlich Kräuter? Was ist der Unterschied zwischen echter und falscher Kamille? Und wie werden Kräuter zu Pflegeprodukten?  Interessierte jeden Alters können am Aktionsstand vorbeischauen und neben vielen spannenden Informationen ihr eigenes Pflegeprodukt herstellen und mit nach Hause nehmen – von 14 bis 15.30 Uhr. 

Am Samstag, 23. März, informiert Nicole Ludwigs vom NaturGarten e.V. über Artenvielfalt im Garten, ab 14.30 Uhr.

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