Trotz HänseleienLeverkusener Schulsanitäter lassen sich nicht entmutigen

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Einsatz in der 10-Uhr-Pause: Die Schulsanitäter Joshua Endres, Can Kuzina und Noah Vetterle (v.l.)

Einsatz in der 10-Uhr-Pause: Die Schulsanitäter Joshua Endres, Can Kuzina und Noah Vetterle (v.l.)

Leverkusen – Noah, Joshua und Can sind auf dem Schulhof nicht zu übersehen. Sie tragen neongelbe Warnwesten und ein rotes Köfferchen. Die Sechstklässler sind die ersten Schulsanitäter der Sekundarschule Leverkusen – und stolz darauf. Wenn ihre Klassenkameraden oder Schüler der benachbarten Hauptschule sie wegen ihrer Westen mal wieder „Müllmänner“ nennen, zucken die drei nur mit den Schultern. „Ist mir egal“, sagt der zwölfjährige Noah „mir macht der Dienst Spaß“.

Ein halbes Schuljahr lang haben sich die Schüler in ihrer Freizeit zu kleinen Sanitätern ausbilden lassen. Jeweils eine Stunde pro Woche haben sie gelernt, wie sie verletzten oder erkrankten Mitschülern helfen können. Sie können nun sterile Verbände anlegen, beherrschen die stabile Seitenlage und sogar die Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Angeleitet werden die Schulsanitäter von Lehrer Stefan Bernsmann, der Anfang des Jahres an die im Aufbau befindliche Sekundarschule kam. „Ich habe schon an anderen Schulen Sanitätsdienste eingeführt und hier haben die Jungs es mir besonders leicht gemacht. Sie sind wirklich engagiert und können sich ganz toll in andere einfühlen“, sagt Bernsmann. Unterstützt wird er vom Deutschen Roten Kreuz, der Kreisverband Leverkusen ist Partner der Schule und stellt die Ausrüstung. Natürlich gehe es nicht darum, dass die Kinder die Arbeit von Ärzten übernehmen.

Viel wichtiger sei, dass sie auf dem Pausenhof, bei Ausflügen und Sportveranstaltungen ein Auge darauf haben, ob es jemandem schlecht geht und im Notfall wissen, wie sie richtig reagieren. „Einmal hatte ein Mitschüler auf dem Weg von der Sporthalle einen epileptischen Anfall“, berichtet der elfjährige Can von seinem aufregendsten Einsatz. „Ich habe ihn dann aufgefangen, hingelegt, mit Jacken zugedeckt und den Notarzt gerufen.“

Schulleiterin Carola Becker ist stolz auf ihre kleinen Nothelfer. „Die Jungen haben schon mehrfach richtig gut reagiert.“ Aber nicht nur die praktische Hilfe für die Mitschüler begrüßt sie. „Die Kinder lernen nicht wegzusehen, sondern zu helfen, wenn es jemandem nicht gut geht. Auf andere Menschen eingehen, das ist für das spätere gesellschaftliche Leben auch enorm wichtig.“

Vorbilder für die Jüngeren

Can, Joshua und Noah sollen nun an der Ausbildung von weiteren Schulsanitätern aus den Reihen der neuen Fünftklässler beteiligt werden. Da sich die Sekundarschule im Aufbau befindet, werden die aktuellen Sechstklässler bis zu ihrem Abschluss immer die ältesten an der Schule sein. „Wir wollen auch Vorbilder sein“, erklärt Can seine Motivation für das Ehrenamt. Alle drei können sich auch vorstellen, später einmal im medizinischen Bereich zu arbeiten, Knochen zu flicken und Leben zu retten.

Wenn sie in der 10-Uhr-Pause ihren Schulhofdienst erledigen, ist ihr wichtigstes Utensil aber das Kühlpad. „Am häufigsten müssen wir eigentlich trösten“, sagt Joshua. „Vor allem wenn jemand hingefallen ist oder Bauchschmerzen hat.“ Und dann werden die Jungs nicht mehr als „Müllmänner“ belächelt. Dann sind ihre Mitschüler dankbar, dass jemand für sie da ist. Und sei es nur mit einem Pflaster und aufmunternden Worten.

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