„Amazing Shadows“Amerikanische Akrobaten faszinierten in Wiehltalhalle

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Wiehl – Tatsächlich sieht es so aus, als ob sich auf der Leinwand ein Film abspielt. So präzise getaktet und aufeinander abgestimmt agieren die Tänzer hinter dem Leinen im Gegenlicht. Um gar nicht erst den Anschein zu erwecken, das Schattentheater könnte aus einem Projektor stammen, haben sich die sieben jungen Akteure zu Beginn dem Publikum in der Wiehltalhalle gezeigt.

Kurz winken die vier leicht bekleideten Frauen und drei Männer in den gut gefüllten Saal, schon verschwinden sie hinter der Leinwand – und ihre Körper verwandeln sich in faszinierende Schatten.

Das US-amerikanische Ensemble Catapult überzeugte einst die Jury der Fernsehsendung „America’s Got Talent“, dem Pendant zum deutschen „Das Supertalent“ (RTL). Wer am Mittwochabend nach Wiehl gekommen war, um die Show „Amazing Shadows“ zu sehen, der wusste schnell, warum die Schattenakrobaten ihre Spielstätten nun bereits auf einer zweiten Tournee durch Deutschland füllen.

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Den rund zweistündigen Abend eröffnen die beschwingten Streicherklänge von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Eine Reise durch eben diese kündigt der Sprecher aus dem Off an – und schon wird’s Frühling. Gerade noch sind die Tänzer als menschliche Konturen erkennbar, schon verschmelzen jeweils zwei von ihnen zu Tulpen. Im nächsten Moment ist ein See mit Enten zu sehen. Warme Farben, die auf die Leinwand projiziert werden, kündigen den Sommer an.

Die Tänzer erzählen auch hier kleine Geschichten: So flüchten Schwimmer vor einem Hai. So geht’s weiter durchs Jahr: Im Herbst erscheinen Apfel und Kürbisse, im Winter Pinguine und Weihnachtsbaum. Die Figuren wandeln sich schnell – und immer wieder erschallt überraschtes Lachen im Saal, gepaart mit Applaus.

Die Faszination liegt im Fehlen der dritten Dimension. Es ist gleichsam ein Film, den die Tänzer auf die Leinwand bringen. Und die rund 350 Zuschauer ahnen, wie schnell und koordiniert die Tänzer hinter der Leinwand durch den Raum flitzen müssen, damit das zweidimensionale Spektakel funktioniert, die Körperschatten perfekt aufeinander abgestimmt sind. Kopf des Ensembles ist Adam Battelstein, der seine Catapult-Truppe 2008 gründete und ausschließlich Tänzer akquirierte, die etwa Erfahrung auf dem Broadway oder in der New Yorker Metropolitan Opera gesammelt hatten.

Stationen eines Lebens

Wie in einer Oper wird auch bei „Amazing Shadows“ eine Geschichte erzählt – oder viel mehr mehrere kleine Geschichten. Innerhalb von zehn Minuten spielen die Tänzer ein ganzes Leben durch, vom Radfahrenlernen, über die Hochzeit bis zum Kinderkriegen. Ein Geschenk extra für das deutsche Publikum sind die Figuren, die das Schicksalsjahr 1989 wieder aufleben lassen: Die Mauer fällt, die Episode endet mit einem Peace-Zeichen.

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