EisenbahngeschichteDie Ur-Wiehltalbahn ist fast vergessen

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Noch intakt, aber nicht offen zugänglich ist der Bahnübergang bei Niederodenspiel (l.) am Ufer der Wiehltalsperre. 1929 entstand die Aufnahme am Bahnhof Wildbergerhütte, sie ist eine der wenigen Dokumente vom Zugverkehr auf der Strecke.

Noch intakt, aber nicht offen zugänglich ist der Bahnübergang bei Niederodenspiel (l.) am Ufer der Wiehltalsperre. 1929 entstand die Aufnahme am Bahnhof Wildbergerhütte, sie ist eine der wenigen Dokumente vom Zugverkehr auf der Strecke.

Reichshof – Warum sie „Alli“ hieß, wird sich heute kaum noch jemand erschließen, bei „Hütter Bahn“ allerdings könnte der Groschen bei den Alteingesessenen doch eher fallen. Mit den beiden dem Volksmund entlehnten Bezeichnungen ist nichts Geringeres gemeint, als eine längst versunkene Eisenbahnstrecke – die Linie von Brüchermühle nach Wildbergerhütte.

Während die große und bekannte Schwester, die ab Osberghausen über Bielstein und Denklingen nach Waldbröl führende Wiehltalbahn, dank gerichtlicher Entscheidungen für 50 Jahre Bestandsschutz genießt, gibt es von der weniger bekannten Hütter Bahn lediglich noch fragmentarische Überreste, wie etwa einen Brückentorso am Ufer der Wiehltalsperre.

Der Bau der Trinkwassertalsperre war letztlich auch mit dafür verantwortlich, dass die Hütter Bahn stillgelegt, überwiegend abgerissen und irgendwann auch vergessen wurde. Auchel, Nothausen oder Niederodenspiel sind nur einige der Orte, deren Bewohner ihre Dörfer verlassen mussten. Doch diese Dörfer waren nicht nur über Straßen miteinander verbunden, sondern auch Anrainer einer Bahnstrecke: der eigentlichen Ur-Wiehltalbahn.

Noch intakt, aber nicht offen zugänglich ist der Bahnübergang bei Niederodenspiel (l.) am Ufer der Wiehltalsperre. 1929 entstand die Aufnahme am Bahnhof Wildbergerhütte, sie ist eine der wenigen Dokumente vom Zugverkehr auf der Strecke.

Noch intakt, aber nicht offen zugänglich ist der Bahnübergang bei Niederodenspiel (l.) am Ufer der Wiehltalsperre. 1929 entstand die Aufnahme am Bahnhof Wildbergerhütte, sie ist eine der wenigen Dokumente vom Zugverkehr auf der Strecke.

Ein Mann, der nicht nur gegen das Vergessen angeht, sondern die Eisenbahngeschichte auch fundiert dokumentiert hat und zu erzählen weiß, ist Rüdiger Bornemann aus Troisdorf. Während die heute noch existente und 1897 eröffnete Wiehltalbahntrasse etwa 23,5 Kilometer lang ist und von Osberghausen nach Wiehl und von dort nach Waldbröl führt, folgte die „Hütter Bahn“ dem Oberlauf der Wiehl bis nach Wildbergerhütte. In einem zwölfseitigen und reichhaltig illustrierten Sonderdruck des Eisenbahnmagazins „Köln Bonner“ hat Rüdiger Bornemann die Geschichte der kurzlebigen Bahn nacherzählt.

Gebaut wurde sie ursprünglich, um das Eisenerz aus dem Grubendorf Wildberg, drei Kilometer abseits des Bahnhofs Wildbergerhütte gelegen, abzutransportieren. Doch als die 9,6 Kilometer lange Strecke 1910 endlich eröffnet werden konnte, war es für den Bergbau schon fast zu spät. Die Gruben bei Wildberg waren schon fast erschöpft und wurden 1912 endgültig stillgelegt, eine weitere Grube in Heidberg war bereits vor Eröffnung der Bahn geschlossen worden.

Als Erstes wurde deswegen die planerisch bereits sehr weit fortgeschrittene Idee verworfen, die Bahn von Wildbergerhütte noch weiter in östliche Richtung auszubauen, über Rothemühle in Richtung Finnentropp zur Biggebahn. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges ließ diese Pläne dann endgültig in der Schublade verschwinden.

Am 4. Mai 1968 gab es den Bahnhof Auchel noch, Rüdiger Bornemann hat das Foto vor exakt 46 Jahren selbst geschossen. Nach dem Abriss wurde das Tal geflutet, heute kommt von dort sauberes Trinkwasser.

Am 4. Mai 1968 gab es den Bahnhof Auchel noch, Rüdiger Bornemann hat das Foto vor exakt 46 Jahren selbst geschossen. Nach dem Abriss wurde das Tal geflutet, heute kommt von dort sauberes Trinkwasser.

So pendelten überwiegend Personenzüge und Triebwagen zwischen Brüchermühle und Wildbergerhütte, ehe die Personenbeförderung 1953 in Gänze eingestellt wurde, 1959 dann auch der Güterverkehr. Als Gedenktag für die offizielle Stilllegung der Hütter-Bahn gibt Rüdiger Bornemann den 30. Mai 1960 an.

Köln-Bonner, Fachblatt zur Geschichte der Köln-Bonner Eisenbahnen, Heft 42, 1/2016, Ehemalige Bahnstrecke Brüchermühle – Wildbergerhütte, Autor Rüdiger Bornemann , erhältlich in u.a. Rathäusern und Verkehrsämtern gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro.

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