Handball-BundesligaVfL Gummersbach will gegen Balingen Platz sechs verteidigen

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Lukas Blohme vom VfL Gummersbach wirft frei vom Kreis, während die Balinger Abwehrspieler nur zuschauen können.

Lukas Blohme und der VfL Gummersbach setzten sich beim Auswärtsspiel mit 34:31 gegen HBW Balingen-Weilstetten durch.

Gegen den Tabellenletzten ist die Schwalbe-Arena zum neunten Mal in Folge ausverkauft und der VfL hätte gerne mehr Kapazitäten. 

Man dürfe bei aller Euphorie nicht vergessen, wo der VfL herkomme, sagt Trainer Gudjon Valur Sigurdsson. Es sei erst drei Jahre her, dass der Club auf Platz drei der Zweiten Liga gestanden und den Aufstieg verpasst habe, möchte er auf die Bremse treten. Dabei haben die Gummersbacher aktuell Gründe, euphorisch zu sein, was auch an der Arbeit von Geschäftsführer Christoph Schindler und Trainer Sigurdsson liegt.

Wenn am heutigen Freitag, 19 Uhr, die Bundesligapartie gegen den Tabellenletzten HBW Balingen-Weilstetten angepfiffen wird, ist es das neunte Spiel in Folge, das ausverkauft ist. Zudem zog der VfL mit dem 34:31-Erfolg am Ostermontag am TSV Hannover-Burgdorf vorbei auf Platz sechs in der Tabelle, der eine Europapokalteilnahme bedeuten könnte. Zudem sorgte die Verpflichtung des französischen   Handball-Europameisters Kentin Mahe für Aufsehen, und nun wird der Verein mit der Verpflichtung des kroatischen Torhüters Dominik Kusmanovic in Verbindung gebracht. Der VfL ist wieder wer im Handball.

Platz sechs ist für den VfL Gummersbach nicht selbstverständlich

„Das ist alles nicht selbstverständlich und ich bin stolz auf die Jungs“, sagt Sigurdsson. Natürlich wolle man so lange wie möglich Platz sechs halten, sich aber auf den Moment konzentrieren. Und da heiße es, gegen die HBW Balingen-Weilstetten zu punkten. Der Tabellenletzte   kommt zwar mit einer 17:25-Niederlage gegen Leipzig im Rücken nach Gummersbach, doch zuvor hatte die Mannschaft von Trainer Jens Bürkle den Tabellenzweiten Füchse Berlin am Rande einer Niederlage.

Die Balinger selber sprachen von einer desolaten Leistung gegen Leipzig. „Das ist nicht fair, denn viele Chancen, mit denen sie gescheitert sind, waren gut herausgespielt“, erklärt der Gummersbacher Trainer. Den Sieg der Leipziger macht er vor allem am starken Torhüter Dominik Ebner fest, der mit 21 Paraden dominiert habe. Sechs Toren standen bei Balingen in der ersten Halbzeit 16 Fehlwürfe und sieben technische Fehler gegenüber.   Dass es nach der Pause besser lief, dafür sorgten die beiden HBW-Torhüter Mohamed El-Tayar und Mario Ruminsky, die zusammen auf 20 Paraden kamen.

Balingen steht um den Klassenerhalt vor einer Herkulesaufgabe

Im Hinspiel hatte der VfL zur Pause mit sechs Toren in Balingen geführt, hatte die Gastgeber anschließend herankommen lassen, um am Ende doch mit 34:31 zu gewinnen. Vor der Pause hatte sich Tom Jansen seinen Kreuzbandriss zugezogen und fällt seitdem für den VfL aus. „In nur noch sieben Spielen, sechs Punkte gegenüber der Konkurrenz aufzuholen, ist eine Herkules-Aufgabe, aber auch nicht unmöglich“, heißt es aus Balinger Sicht vor dem Anpfiff. Ein Sieg gegen Gummersbach würde die Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben halten.

Dass selbst an einem Montag gegen Leipzig oder am Freitag gegen den Tabellenletzten Balingen deutlich mehr als die 4132 Zuschauer in die Schwalbe-Arena kommen möchten, stimmt VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler froh. „Doch auch wenn die letzten acht Spiele alle ausverkauft waren, stehen wir im Zuschauerschnitt nur auf Rang 13“.   Das verdeutliche, wie viele Mannschaften größere wirtschaftliche Möglichkeiten alleine durch größere Hallenkapazität hätten.

Trotz voller Halle steht der VfL Gummersbach bei den Zuschauern nur auf Platz 13

Um mehr Menschen den Besuch eines VfL-Spiels zu ermöglichen, habe man als ersten Testballon ein Highlightspiel gegen die Füchse Berlin an Weihnachten in die Kölner Lanxess-Arena verlegt, um zu sehen, wie das Angebot angenommen wird. „Der VfL gehört nach Gummersbach und in die Schwalbe-Arena“, sagt Schindler, dass man sich aber durchaus vorstellen können, einmal pro Saison in eine größere Halle um zu ziehen.

Zudem habe man, so der Geschäftsführer, auch schon einen ersten Vorstoß Richtung der Verantwortlichen der Schwalbe-Arena unternommen, ob es nicht Möglichkeiten gebe, mehr Zuschauern unterzubringen, „auch wenn   das aus logistischer und statischer Sicht extrem schwierig ist“. Man wolle den Dialog suchen, erklärt der VfL-Geschäftsführer.   Beim Bau 2013 habe man nicht absehen können, dass die Arena gut zehn Jahre später schon zu klein sei. Es sei ein erster Vorstoß und unterm Strich sei man sehr, sehr zufrieden mit der Schwalbe-Arena und sich bewusst, eine der schönsten und stimmungsvollsten Hallen zu haben – nur fehlten 2000 bis 3000 Zuschauer.

„Es schmeichelt uns, dass viele gute Spieler mit uns in Verbindung gebracht werden“, sagt Christoph Schindler zu den Gerüchten um eine Verpflichtung von Dominik Kusmanovic. Aktuell habe der VfL für die nächste Saison   mit Daniel Rebmann und Bertram Obling ein Torhüterduo. Obling habe sogar Vertrag bis 2026.

In den nächsten Wochen, so der VfL-Geschäftsführer, werde es auch eine Entscheidung darüber geben, wer Hauptsponsor der Bundesliga-Handballer sein werde. Der Vertrag mit Sabo läuft im Sommer aus. Auch im Partnermanagement sei man im ständigen Dialog. Wie der Trainer spricht auch Christoph Schindler von einer schönen Momentaufnahme. „Wir genießen die aktuelle Situation   und haben auch noch andere Ziele“, sagt Schindler.   Und dazu gehöre, den Verein wirtschaftlich noch besser aufzustellen.


VfL Gummersbach bindet zwei Jugendspieler an die Profis

Mit Rückraumspieler Mykola Protsiuk und Torhüter Anel Durmic hat der VfL Gummersbach zwei Spieler aus der Handballakademie ab der neuen Saison mit Profiverträgen ausgestattet. Protsiuk hat einen Vier-Jahres-Vertrag bis 2028 unterschrieben und Durmic einen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2026. „Wir sind natürlich sehr stolz, zwei solch extrem talentierte Jungs bei uns zu haben“, sagt VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson: „Beide werden in der nächsten Saison viel in der neuen, mit vielen Talenten bestückten U20-Mannschaft spielen und trainieren, aber eben auch einige Einheiten mit der ersten Mannschaft absolvieren.“

Der 18-jährige Protsiuk kam im November 2022 nach Gummersbach und ist ein wichtiger Bestandteil der aktuellen U19- und U23-Mannschaft. Aktuell sammelt der Ukrainer aufgrund der Verletzung von Dominik Mappes bereits Erfahrungen im Bundesligateam. „Er hat in der letzten Zeit schon viel mit uns trainiert und hatte auch schon seine ersten Einsatzminuten im Bundesligakader. Trotz seiner erst 18 Jahre ist er schon ein sehr starker Rückraumlinker“, beschreibt ihn Sigurdsson: „Er hat noch viel zu lernen, aber ein extremes Potenzial, ist lernwillig und arbeitet hart an sich, um immer besser zu werden.“

Mykola Protsiuk, VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson und Anel Durmic (v.l.).

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit seinen beiden neuen Jungprofis Mykola Protsiuk (l.) und Anel Durmic.

„Für mich ist das ein großer Schritt in den professionellen Handball. Ich gebe alles dafür und mein Ziel ist es, der Mannschaft so schnell wie möglich zu helfen und mit der Zeit zu beweisen, dass ich auf diesem Niveau spielen kann“, sagt Protsiuk und blickt mit Vorfreude   auf die neue Saison.

Anel Durmic wechselte im Sommer 2023 von seinem Heimatverein HSG Hanau zum VfL. Im Sommer gewann der 17-jährige Torhüter beim European Youth Olympic Festival mit der deutschen U17-Auswahl die

Goldmedaille. „Er spielt in der deutsche Jugendnationalmannschaft und ist ein extrem talentierter Torhüter und für uns ein sehr spannender Spieler“, so Sigurdsson.

„Ich bin stolz, beim VfL meinen ersten Profivertrag unterschrieben zu haben. Hier habe ich die besten Voraussetzungen, um mich weiterzuentwickeln“, ist sich Durmic sicher.

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