Vor SchülernSamuel Koch berichtet in Gummersbach von seinen Lehren nach „Wetten, dass..?-Unglück

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Samuel Koch (im Rollstuhl) auf der Bühne mit einer Schülerin, die ihm ein Buch hinhält.

„Schwerelos“ heißt das Programm, mit dem Samuel Koch am Donnerstag vor Jugendlichen in der FCBS-Schule in Gummersbach gastierte.

„Schwerelos“ heißt das Programm, mit dem Samuel Koch unterwegs ist und an Weiberfastnacht auch an einer Gummersbacher Schule Halt machte.

„Es war mein persönlicher Super-GAU“, gesteht Samuel Koch den rund 500 Schülerinnen und Schülern der FCBG-Schulen: Im Jahr 2010 bei der Fernsehsendung „Wetten, dass …“ verunglückte er schwer bei dem Versuch, mit speziellen Sprungstiefeln über ein fahrendes Auto zu springen. Am Steuer saß sein Vater. Alle Wünsche, Träume und Hoffnungen des Stuntman und Kunstturners waren zerstört, sein Genick war viermal gebrochen. „Alles hatte ja bis dahin mit Bewegung zu tun.“

Doch wer von dem Mann, der im Rollstuhl auf die Bühne kam, Bitterkeit erwartet hatte, musste bald seinen Irrtum erkennen. Ernsthaft, eindringlich, aber auch sehr offen und nicht zuletzt locker zog er die sichtlich bewegten und faszinierten Jugendlichen von der ersten Minute an in seinen Bann.

Es gibt Wichtigeres im Leben, als den Körper fit zu halten.
Samuel Koch, Buchautor

„Schwerelos“ heißt denn auch das Programm, in dem er seine zwei so komplett gegensätzlichen Leben schildert, angefangen vom Moment seines Erwachens aus der Bewusstlosigkeit, den Kopf in einem Gestell festgeschraubt, die Erkenntnis, nicht sprechen, nicht selbstständig atmen zu können, gelähmt zu sein. „Nicht mal meinen Namen hatten sie mir gelassen, zum Schutz vor der Presse nannten mich alle Herr Schmidt.“ Er beschrieb den ersten winzigen Moment der Hoffnung und Freude, als er nach drei Monaten strenger Rückenlage im Bett während seiner Reha in der Schweiz erstmals auf dem Balkon aus eigener Kraft die frische Luft atmen und Berge und Himmel sehen durfte.

Samuel Koch mit klaren Botschaften an die Gummersbacher Schüler

Loslassen, um Krisen zu bewältigen, das ist eine seiner Botschaften an die Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Klassen. Zwischendurch liest er aus seinen Büchern, assistiert von der 15-jährigen Isabell: Nicht so sehr darauf schauen, was nicht geht, sondern was möglich ist. Mut haben. Anschaulich schildert er, wie ihn sein Bruder mit seinem Schal in einer Kirmesgondel fest bindet, aus der er um ein Haar heraus katapultiert wurde und es sich für Augenblicke sogar wünschte – bis er sich vorstellte, „in einen Schaustellerwagen zu krachen, noch kaputter als vorher.“

Darf man darüber lachen? Man darf, findet Koch, der heute als Schauspieler in Filmen wie „Honig im Kopf“ und Serien zu sehen ist, auch wenn sich die Jugendlichen angesichts seines Schicksals nicht so recht trauen. Nein, man sollte nicht für den Rest seines Lebens im Schmerz verharren, sondern „vorwärts gehen oder rollen und ein Stückchen vom Himmel auf Erden feiern.“

Wie das möglich ist? „Es gibt Wichtigeres im Leben, als den Körper fit zu halten“, sagt ausgerechnet er, und spricht von der Seele, vom christlichen Glauben.

Vor allem wegen dieser Botschaft, die er damals zehn Millionen Fernsehzuschauern vermitteln wollte, habe er bei der „Hallodriaktion“ bei „Wetten, dass …“ mitgemacht, obwohl er als „seriöser Akrobat“ eigentlich gar nicht wollte, verrät er auf die Frage einer Schülerin. Viele hätten ihm zugeredet, auch Verantwortliche aus seiner Kirchengemeinde. „Vor diesem Hintergrund habe ich dann sehr gezweifelt, dass ich ausgerechnet dabei so auf die Schnauze gefallen bin.“

Aber der Mensch handele vor allem aus dem Zweifel heraus, meint Samuel Koch und ermuntert zum Nachdenken und Fragen zu stellen, „zu glauben, auch was man nicht sieht“.

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