Zwei Jahre Krieg in der UkraineCaritas Oberberg und Valentyna Butulay in unermüdlichem Einsatz

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Valentyna Butulay sowie rund 25 Helfer sortieren die Spendengüter für den Weitertransport in die Ukraine.

Valentyna Butulay (Mitte, Daumen hoch) sowie rund 25 Helfer sortieren die Spendengüter für den Weitertransport in die Ukraine.

Zwei Jahre nach Kriegsbeginn in der Ukraine erinnern sich Valentyna Butulay und Peter Rothausen (Caritas Oberberg) an die ersten Hilfstransporte.

Ein voll beladener Lkw, eine Wohnung voller Hilfsgüter, ein ebenso volles Treppenhaus und eine lange Schlange im Hof vor ihrem Haus – genau zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine erinnert sich Valentyna Butulay an die Anfänge der vielen Hilfstransporte, die sie seitdem mit Unterstützung der Caritas Oberberg in die Ukraine gebracht hat.

„Eine Hilfsaktion auf lokaler Ebene hatten wir als Caritas Oberberg in dieser Dimension noch nicht“, sagt Peter Rothausen, Caritasdirektor und Vorstandsvorsitzender in Oberberg. Als der Krieg am 24. Februar 2022 ausbrach, sei sofort klar gewesen, dass man von Seiten der Caritas helfen wolle – sowohl in der Ukraine als auch den Geflüchteten, die nach Oberberg kamen. „Als Kreisverband sind wir den hier lebenden Menschen verpflichtet“, so Rothausen.

Wunsch der Caritas, eigene Hilfen im Oberbergischen zu organisieren

Zunächst habe man die Hilfen, wie üblich, über „Caritas international“ in Freiburg laufen lassen wollen. Doch schnell sei in der Mitarbeiterschaft der Wunsch laut geworden, im Oberbergischen eigene Hilfen zu organisieren. Denn spätestens, als die ersten Familien, die vor dem Krieg geflüchtet waren, in Gummersbach ankamen, sei der Krieg auch hier sichtbar gewesen. „Uns war es wichtig, dass wir eine solche Hilfsaktion von Gummersbach aus nur stemmen können, wenn wir hier jemanden haben, der ein solches Projekt aufbauen, die Hilfstransporte koordinieren und Kontakte in die Ukraine herstellen kann“, berichtet Rothausen.

Als vier ukrainische Frauen zwei Tage nach Kriegsbeginn mit einer ukrainischen Flagge und Kerzen in der Gummersbacher Innenstadt gegen den Krieg protestierten, wurde Andrea Missbrandt von der Caritas Oberberg auf Valentyna Butulay aufmerksam, die selbst aus der Ukraine stammt, aber schon lange in Deutschland lebt. Sie stellte den Kontakt für die Zusammenarbeit mit der Caritas her. Es war der Beginn eines großen Engagements auf beiden Seiten.

Mehrere Männer und Frauen beladen einen Lkw mit Hilfsgütern für die Ukraine.

Hier beladen die Mitarbeiter der Caritas Oberberg den fünften Hilfs-Lkw für die Ukraine (Zhytomyr), darunter Andrea Missbrandt (l.) und Valentyna Butulay (2.v.l., in weiß).

„Mein erster Gedanke war, dass die Leute in der Ukraine Hilfe brauchen“, erzählt Butulay, die sofort begann, Sachspenden zu organisieren. Die Hilfsbereitschaft in Oberberg sei riesig gewesen. Innerhalb kürzester Zeit kamen so viele Spenden zusammen, dass Butulay nicht wusste, wo sie zuerst anpacken sollte. „Ich war total überfordert. Wir hatten anfangs nur ein kleines Lager und das war innerhalb einer Stunde komplett voll“, erzählt Butulay, die auch mit einer ukrainischen Privatinitiative zusammenarbeitet.

Bereits am 28. Februar 2022 war der erste Lkw voll beladen. Anfangs fuhren diese nur bis zur polnisch-ukrainischen Grenze, wo umgeladen wurde, bevor es weiterging. Die Kontakte zu den Fahrern stellte Butulay über Bekannte her. Später steuerten die Fahrer der Hilfstransporte direkt die Ziele in der Ukraine an.

Die Caritas und Butulay arbeiten mit einer Stiftung in der Ukraine zusammen. „Das war uns wichtig, dass es eine feste Adresse vor Ort gibt und wir sicherstellen können, dass die Hilfsmittel an der richtigen Stelle ankommen. Das ist auch den Spendern sehr wichtig“, betont Rothausen. Und Butulay ergänzt: „Ich bin sehr dankbar, dass die Oberberger uns so vertraut haben.“

Für die Organisation der Spenden hatte sie ihre private Handynummer veröffentlicht. „Das war krass. Es haben mich zahlreiche Anrufe erreicht, aber ich habe wirklich sehr viele gute Gespräche geführt. Nicht nur die Spenden waren wichtig, auch die aufbauenden Worte. Das hat mich besonders motiviert.“

Auf das erste Lager im Feuerwehrhaus in Wiehl folgten weitere, darunter, dank Kontakte der Caritas, die zeitweise leerstehenden Räume im ehemaligen Einkaufszentrum in Gummersbach sowie bis zum heutigen Tag Räume der Firma Korthaus in Bergneustadt. In Gummersbach wurde ein Gabenzaun aufgestellt und mehrfach am Tag geleert.

Caritas Oberberg: Mehr als 160.000 Euro Spenden für die Ukraine-Hilfe

162.300 Euro sind bis heute auf dem Spendenkonto der Caritas Oberberg und Valentyna Butulay für die Ukraine-Hilfe angekommen, 48 Lkw mit Hilfsgütern, auch in Zusammenarbeit mit dem Klinikum Oberberg, wurden bisher ins Kriegsgebiet geschickt. Alle Hilfen werden akribisch dokumentiert, die Spender können selbst entscheiden, wofür ihre Gelder in der Ukraine oder in Oberberg genutzt werden sollen.

„Wir kontrollieren so gut es geht, vertrauen aber auch auf die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten“, sagt Rothausen. Dabei habe man auch einiges an Bürokratie neu lernen müssen, denn wann stelle man schon Frachtpapiere aus oder schreibe Briefe an das Ministerium, meint er schmunzelnd.

Auch, wenn die Spenden mittlerweile weniger geworden sind, die Hilfseinsätze aus und im Oberbergischen halten bis heute an und sollen weitergehen, solange es möglich und nötig ist. „Unser Lager ist immer in Bewegung“, betont Butulay, die nicht nur unermüdlich im Einsatz ist, sondern auch selbst Hilfstransporte in die Ukraine begleitete und sich die Arbeit der Stiftung, mit der die Caritas zusammenarbeitet, vor Ort anschaute. Nebenbei arbeitet sie übrigens als technische Zeichnerin. „Meistens nachts, da habe ich die meiste Ruhe“, verrät sie.


Solidaritätstag in Gummersbach

Am heutigen Samstag, 14 Uhr, veranstalten Valentyna Butulay und die ukrainische Initiativgruppe in der Agewis, Steinmüllerallee 28, in Gummersbach einen Solidaritätstag als Dankeschön für Unterstützer. Bei der nicht öffentlichen Veranstaltung berichtet die Caritas von Hilfsaktionen. Landrat Jochen Hagt wird ein Grußwort sprechen. Auch Kreisdechant Christoph Bersch und Vertreter des Klinikums Oberberg nehmen teil. 

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