Steigende KostenSo helfen die Wohnhilfen Oberberg in Not geratenen Menschen

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Die Ängste und Sorgen sind bei vielen Klienten und Klientinnen der Wohnungshilfen Oberberg groß. (Symbolbild)

Oberberg – Noch seien die Ausmaße der aktuellen Inflation und der Energiekrise nicht richtig greifbar, das werde sich aber schon bald ändern, vermuten Wilfried Fenner und Christiane Zwetsloot von den Wohnhilfen Oberberg. „In einem halben oder Dreivierteljahr wird die Situation ganz anders aussehen und die Folgen der Krise deutlich spürbar sein“, ist sich Fenner sicher.

In den unterschiedlichen Angeboten der Wohnhilfen Oberberg, die der Diakonie Michaelshoven angegliedert sind, stelle sich das Thema Energiekrise mit steigenden Heiz- und Stromkosten derzeit ganz unterschiedlich dar. Während es im stationären Wohnen noch selten zur Sprache komme, sei das Thema im ambulant betreuten Wohnen dagegen schon jetzt sehr präsent, berichtet Christiane Zwetsloot. „Die steigenden Kosten werden von all meinen Klienten als sehr belastend wahrgenommen.“

Viele Klienten der Wohnhilfen Oberberg haben in der Krise große finanzielle Sorgen

Zwetsloot gibt ein Beispiel aus der Praxis: Ein Klient, 40 Jahre alt, beziehe Arbeitslosengeld II und lebe in einer 38 Quadratmeter-Wohnung. Für diese müsse er nun, nach der Preiserhöhung durch die Aggerenergie, allein 300 Euro für Gas zahlen. Vorher seien es immer 160 Euro gewesen. Sie habe ihn daraufhin an das Jobcenter verwiesen, wo er sich zunächst schriftlich habe rechtfertigen müssen, warum er so hohe Gasabschläge zahlen muss. Noch während der Beratung stieg der Gaspreis erneut. „Letztendlich wird die Preiserhöhung nun vom Jobcenter bezahlt“, berichtet Zwetsloot. Damit seien die Probleme aber noch nicht gelöst, denn die Stromrechnung müsse ihr Klient selber zahlen und stehe nun vor der nächsten großen Sorge.

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Wilfried Fenner von den Wohnhilfen Oberberg

Eine weitere Klientin von Christiane Zwetsloot, Rentnerin und sehr sparsam, muss die steigenden Kosten von ihrer kleinen Rente bezahlen. „Sie hat Wohngeld beantragt, liegt jedoch mit ihrer Rente knapp über dem Satz. Wir könnten nur etwas machen, wenn die Miete erhöht würde, aber momentan haben wir noch keine rechtliche Handhabung.“ Zwetsloot spricht damit genau das an, woran es zurzeit mangelt. Nämlich nicht an der Bereitschaft der entsprechenden Sozialämter, in Not Geratenen zu helfen, sondern vielmehr an den rechtlichen Handhabungen. „Die Initiative, Gesetze zu ändern ist auf jeden Fall da, aber das ist alles noch nicht in Form gegossen.“

Besonders traurig sei in diesen Tagen auch, wenn Menschen ihre Haustiere nicht mehr versorgen können, da das Billigfutter nicht mehr erhältlich, und das Markenfutter zu teuer ist.

„Wir sind nah dran und spüren, dass die Ängste und Sorgen groß ist. In diesen Fällen sind wir vor allem Ansprechpartner und können stabilisierend zum Erhalt des Wohnraums beitragen“, erklärt Wilfried Fenner, der weiß: „Die Menschen, die knapp über dem Sozialleistungs- und Wohngeldniveau liegen, kann die Krise besonders hart treffen, wenn sie plötzlich Nachforderungen erhalten.“

Finanzielle Not: Wichtig ist, schnell zu reagieren

In diesen Fällen sei es vor allem wichtig, schnell zu reagieren und überprüfen zu lassen, ob man einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung hat. „Das geht aber nur für den jeweiligen Monat, man muss direkt handeln“, betont Fenner, der befürchtet, dass viele dies aus Unwissenheit nicht machen. „Viele Menschen haben ein Leben lang gearbeitet und kommen nun in der Krise in die Bredouille. Das wollen sich viele zunächst nicht eingestehen. Aber es ist nicht schlimm, nach Hilfe zu fragen und diese auch anzunehmen“, appelliert Fenner.

Er und sein Team der Wohnhilfen Oberberg haben sich vor allem auf die Fahne geschrieben, dass sich durch ihre Hilfe die Situation ihrer Klienten nicht weiter verschlechtert. „Uns ist wichtig darüber zu informieren, wo und welche Hilfe es gibt. Außerdem helfen wir beim Stellen entsprechender Anträge, denn diese können schnell überfordern.“

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Besonders hart treffe die aktuelle Krise die Wohnungslosen. Im Oberbergischen sei vor allem die versteckte Wohnungslosigkeit ein Thema, berichtet Fenner. Die Betroffenen kämen häufig zunächst bei Bekannten unter. Sie bekommen derzeit vor allem die massive Preissteigerung der Lebensmittel zu spüren. Eine direkte Lösung für Wohnungslose lasse sich oft nur schwer finden, was auch an dem immer teurer werdenden Wohnungsmarkt mit zu wenigen Sozialwohnungen liege.

Obwohl die Wohnhilfen Oberberg schon jetzt gut ausgelastet sind: „Wir lassen niemanden, der Hilfe benötigt, vor der Türe stehen“, betont Wilfried Fenner.

Die Hilfsangebote

Bei den Wohnhilfen Oberberg finden Menschen Unterstützung, die sich in Wohnungsnot, Wohnungslosigkeit oder anderen Krisensituationen befinden. Sie ist kreisweit organisiert. Die Hilfsangebote werden wohnortnah in allen oberbergischen Regionen angeboten: In der Kreismitte, im Süden und im Norden des Kreises stehen jeweils Regionalteams zur Verfügung.

Unter einem Dach befinden sich die Fachberatung für Menschen in Wohnungsnot, die in Trägerkooperation mit der Diakonie An der Agger und dem Caritasverband für den Oberbergischen Kreis durchgeführt wird, und das Ambulant Betreute Wohnen für Menschen in Wohnungsnot sowie psychisch oder Suchtkranke. Darüber hinaus können Menschen mit sozialen Schwierigkeiten an tagesstrukturierenden Maßnahmen teilnehmen. In Haus Segenborn im Südkreis gibt es auch eine stationäre Hilfe für die Betroffenen. Dort wird Arbeit und Beschäftigung für Menschen mit einem komplexen Hilfebedarf angeboten.

Kontakt zu den Wohnhilfen Oberberg ist per E-Mail und unter folgenden Telefonnummern möglich: Kreismitte: Karlstraße 1, Gummersbach, 02261-969060 Oberberg-Süd: Brölbahnstraße 1-5, Waldbröl, 02291-808500 Oberberg-Nord: Hochstraße 14, Wipperfürth, 02267-6557750

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