Totes Schaf von OberaggerKeine Willkommenskultur für Wölfe in Oberberg

Lesezeit 3 Minuten
War ein Wolf bei Oberagger? Zurzeit werden die Spuren nach einem Riss eines Mutterschafes immer noch untersucht.

War ein Wolf bei Oberagger? Zurzeit werden die Spuren nach einem Riss eines Mutterschafes immer noch untersucht.

Oberagger – Erst nach Ostern werden die Ergebnisse der DNA-Analysen vorliegen, die Gewissheit darüber geben sollen, ob das im Februar in Oberagger getötete Schaf von einem Wolf gerissen wurde oder doch von einem streunenden Hund.

Das hat am Mittwoch die Landesanstalt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) auf Anfrage mitgeteilt. Analysiert werden die in Oberagger genommenen Proben im Gelnhausener Senckenberg-Labor in Hessen, das bundesweit für Luchse und Wölfe zuständig ist.

Anlässlich einer sehr gut besuchten Bürgerversammlung zum Thema „Wolfserwartungsland NRW“ im Dorfhaus Oberagger versuchte der Windecker Schafzüchter und Wolfsexperte Gerd Dumke, „Ängste zu nehmen“, aber auch Kritik an der „Willkommenskultur für Wölfe“ loszuwerden, wie sie beispielsweise vom Naturschutzbund (Nabu) propagiert werde.

Einige der Themen und Fragen rund um den Wolf und aus der Sicht des Fachmanns haben wir im Folgenden zusammengestellt:

Einen Wolf hat rund um den „Tatort“ in Oberagger niemand gesehen. Kann das Schaf nicht ebenso von einem wildernden Hund gerissen worden sein, den auch niemand gesehen hat?

Laut Gerd Dumke sprechen der Kehlbiss und das verzehrte Fleisch gegen einen Hund, außerdem seien drei Lämmer verschwunden. Auch das sei nicht typisch für einen wildernden Hund. Ob letztlich die DNA-Untersuchung hinreichend Aufschluss bringt, ist aus seiner Sicht ungewiss: „Das Labor hat ein Monopol für die DNA-Prüfungen. Sollte da in deren Referenzdatenbank durch was auch immer ein Fehler sein, stimmt gar nichts mehr, dann können Sie auch das Ergebnis vergessen.“

Müssen jetzt Spaziergänger oder Wanderer, vor allem auch Kinder, Angst haben, im Wald einem Wolf zu begegnen?

Der Mensch passe nicht in das Beuteschema von Wölfen, sagt Dumke. Dass der Wolf im Wald lebe, sei zudem ein weit verbreitetes Märchen, auch sei ein Wolf nicht scheu. „Ein Wolf lernt nicht aus Erfahrung, sondern aus einmaliger Beobachtung, er hält sich meist da auf, wo es leicht Nahrung gibt.“ So gesehen könne der Wolf auch ein Kulturfolger sein, ein sehr intelligenter zudem. Dumke nennt als Beispiel einen Jäger, der beim Schießen vom Ansitz von Wölfen beobachtet wird. „Hat er ein Reh oder ein Wildschwein erlegt und ist nicht innerhalb von zehn Minuten bei der Strecke, haben die Wölfe die Beute schon mitgenommen.“ Das sei kein „Jägerlatein“, sondern Realität, aber nicht hier im Westen. Bei den hiesigen Wolfssichtungen der letzten Jahre handele es sich durchweg um einzelne Tiere.

Etwa 150 Menschen waren zum Infoabend gekommen, Angst vorm Wolf muss in Oberberg aber niemand haben.

Etwa 150 Menschen waren zum Infoabend gekommen, Angst vorm Wolf muss in Oberberg aber niemand haben.

Wie können Schafhalter oder überhaupt Tierhalter ihr Vieh schützen?

Von den „Notfallzaunsets“, wie sie der Nabu zum Schutz von Weidetieren vor Beutegreifern anbiete, hält Dumke nichts. Selbst breite Wassergräben könnten Wölfe nicht schrecken, „denn sie sind auch gute Schwimmer.“ In Nordspanien beispielsweise, wo erheblich mehr Weidetiere bis hin zu großen Rindern von Wölfen gerissen würden als von den „Wolfsbotschaftern“ zugegeben werde, könnten die Raubtiere nur durch „Pulver und Blei“ auf Distanz gehalten werden.

In Deutschland gehört der Wolf zur Roten Liste der bedrohten Tierarten. Wie viele Wölfe gibt es schätzungsweise?

Weltweit 400000, in Europa 15000 bis 20000, sagt der Experte: „Es ist eine Lüge, dass der Wolf vom Aussterben bedroht ist.“ In Deutschland stehe der Wolf fälschlicherweise auf der Roten Liste. Gerd Dumkes Fazit: „Der Wolf ist keine Bestie und auch kein Ungeheuer, aber er ist ein unberechenbares, hochintelligentes und wildes Tier, das wir hier nicht haben wollen.“

KStA abonnieren