KonzertGefühlswelt in Tiefblau

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Das Dagmar-Bunde-Quartett beim Galeriekonzert in der Villa Zanders.

Das Dagmar-Bunde-Quartett beim Galeriekonzert in der Villa Zanders.

Bergisch Gladbach – Sie schreibt Lieder, inspiriert von großen und kleinen, aber immer tief empfundenen Momenten des Lebens: die Bergisch Gladbacher Jazzsängerin Dagmar Bunde. Zum Auftakt der Galeriekonzerte 2012/2013 in der Villa Zanders gab das 1990 gegründete Dagmar-Bunde-Quartett ein Konzert, das, so die Frontfrau, „ein Wandern ist durch die Lebensphasen, die ich durchschritten habe“.

Unterstützt von drei hochkarätigen Musikern – Kontrabassist Martin Gjakonovski, Pianist Thomas Rückert und Schlagzeuger Golo Maichel – tauchte Bunde mit „Ship Of Solitude“ (Schiff der Einsamkeit) sogleich in ihre Vergangenheit ein. Vertont hat sie hier die Aufbruchsstimmung der Jugend: „Man möchte raus, sehnt sich aber zugleich auch nach etwas Heimischem“, sagte die Sängerin. „Diesen Zwiespalt habe ich thematisiert.“

Tiefblau begann das Stück, wehmütig und getragen. Die behutsam mit einem Besen gespielte Snare ließ an den Wind denken, der von der Ferne erzählt, die schimmernden Klavierklänge an Wellen, die das Schiff umspielen, es hinaus locken auf den weiten Ozean. Immer komplexer wurde das Stück, immer stürmischer das Spiel der Musiker, das Bunde mit hier kraftvollem, dort schmeichelndem Gesang begleitete.

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Dass auch ein Heimathafen nicht nur Ruhe bietet, zeigte das Dagmar-Bunde-Quartett mit „Jive Of Life“. „Das Stück hätte ich auch Alleinerziehenden-Punk nennen können“, so Bunde. Hier gehe es nämlich um ihre nicht immer stressfreie Rolle aus ihrer Zeit als alleinerziehende Mutter. Ganz ohne Text imitierte sie mit improvisiertem, mit atemlosem Scat-Gesang mal aufgebrachte Argumentation, mal liebevolle Beschwichtigung. Das tolldreiste Werk spielten die Instrumentalisten mit unbändigem Elan, die Energie eines lebenshungrigen Kindes steckte in jeder Note.

Bunde, die bereits als junges Mädchen zu komponieren begann, die in den 1990ern an der Kölner Hochschule für Musik Jazz- und Popularmusik studierte und heute an der Max-Bruch-Musikschule unterrichtet, schafft es, ihre Gefühlswelt punktgenau in Klang zu fassen. Zudem besitzt sie eine fesselnde und facettenreiche Stimme: Wenn Bunde von Liebesleid und Liebesfreud, von Einsamkeit und Zweisamkeit erzählt, dann hört man ihr gerne zu, taucht man ein in ihre Momentaufnahmen. Von den Widrigkeiten der Liebe handelt auch „Suite In B-Minor“ – ein zehnminütiges, aufregend arrangiertes Jazzmonument, das staubig schöne Melancholie und impulsiv rockende Klänge im Sog scheinbar widersprüchlicher Gefühle vereinte. Bunde bewegt sich kompositorisch auf hohem Niveau, trotzdem regierte in den von ihren drei Mitmusikern kongenial umgesetzten Stücken nie Kopflast, sondern immer Emotion.

Das nächste Konzert in der vom Haus der Musik veranstalteten Reihe Galeriekonzerte findet am Freitag, 16. November, statt. Zu hören gibt es dann das Duo Lieske Spindler Guitars.

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