Archäologie in Bergisch GladbachRömische Ziegel geben Rätsel auf

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Rhein-Berg – Wurde schon in römischer Zeit im Lerbacher Wald Kalk gebrannt? Dieses Thema sorgte am Donnerstagabend beim Jahresrückblick in der Außenstelle Overath des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege wohl für die meisten Diskussionen. Schließlich zählte zu den mehr als 200 Grabungen und Untersuchungen im Zuständigkeitsgebiet der Archäologen, von denen deren Leiter Dr. Erich Claßen eine Auswahl vorstellte, auch die im vergangenen Herbst angefangene Untersuchung eines Zufallsfundes im Lerbacher Wald. Wie berichtet hatte der Geschichtsforscher Herbert Selbach römische Ziegel sowie Vertiefungen im Boden gefunden, die auf Brennöfen hindeuteten.

Auch spätere Zeit ist denkbar

Erste Vermutungen, es könne sich um eine bis heute nicht gefundene, nur durch Ziegelstempel aus dem Linksrheinischen bekannte römische Ziegelei namens „transrhenana“ handeln, schlossen die Archäologen bereits nach dem ersten Grabungsschnitt aus. „Für uns ist ganz klar, dass es sich um einen Kalkbrennofen handelt“, betonte Archäologe Claßen am Donnerstag. Allerdings: „Diese Kalköfen sehen seit der Römerzeit so aus, wie wir sie gefunden haben.“ Und: „In der Grube im Boden wurden keinerlei römische Ziegel gefunden, sondern nur in der oberen Humusschicht.“ Damit schließen die Archäologen die Möglichkeit nicht aus, dass die römischen Ziegel erst in späterer Zeit in den Lerbacher Wald gebracht wurden. Claßen: „Ich rechne mit allem zwischen römischem Ursprung und dem 18./19. Jahrhundert.“

Klarheit sollen nun Wissenschaftler der Universität zu Köln bringen, die mit einer sogenannten Thermolumineszenz-Untersuchung herausfinden wollen, wann der Kalkofen zuletzt befeuert wurde. Mit Ergebnissen rechnen die Archäologen Ende des Jahres. „Wenn er aus römischer Zeit ist, wäre das spektakulär“, so Archäologe Claßen. Aber auch wenn die Kalköfen erst in der Neuzeit errichtet wurden, sei der Fund interessant, weil trotz bestens erforschter Kalkherstellung in Bergisch Gladbach bislang keine Öfen im Lerbacher Wald bekannt seien. Derweil wies Herbert Selbach am Donnerstagabend auf einen weiteren einzelnen Ofen hin, den er zusätzlich zu den bereits entdeckten mehreren Vierer-Batterien von Öfen entdeckt hatte. Der Gladbacher Herbert Stahl präsentierte zudem ein besonders großes Fragment eines römischen Dachziegels, den er vor vielen Jahren aus Lerbach erhalten habe. Bodendenkmalpfleger Claßen kündigte an, dass seine Leute auch die übrigen entdeckten Kalköfen erfassen würden.

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