An der DhünnJagdhund von Kreuzotter gebissen – nur knapp überlebt

Lesezeit 3 Minuten
Karin Steppuhn behandelte Jagdhundmix Felix nach dem Schlangenbiss. Hundebesitzerin Katja Wendelmann will das Ufer der Dhünn jetzt bei Spaziergängen meiden.

Karin Steppuhn behandelte Jagdhundmix Felix nach dem Schlangenbiss. Hundebesitzerin Katja Wendelmann will das Ufer der Dhünn jetzt bei Spaziergängen meiden.

Bergisch Gladbach/ Odenthal – Felix weiß, was er zu tun hat, wenn er die Tierarztpraxis von Dr. Karin Steppuhn in Schildgen betritt. Ohne Aufforderung geht der drei Jahre alte Jagdhundmix erstmal auf die Waage, bevor er schnurstracks und ohne Anzeichen von Angst auf den Behandlungstisch springt.

Erstaunlich für einen Hund, der in den vergangenen drei Monaten häufiger dort war als manche Artgenossen in ihrem ganzen Leben. Fast hat es den Anschein, als wüsste er, dass die Veterinärmedizinerin sein Leben gerettet hat.

Anfang November hatte Felix, dessen Name übersetzt so viel bedeutet wie der Glückliche, richtig Pech. Nach einem Spaziergang an der Dhünn in Odenthal ging es ihm plötzlich schlecht. „Er hatte hohes Fieber, über 42 Grad, und wollte nicht mehr aufstehen. Wir haben zuerst gedacht, er hat vielleicht was Falsches gefressen oder eine Allergie auf das neue Nassfutter“, erinnert sich Katja Wendelmann. Ihrer Mutter sowie ihrer jüngeren Schwester war beim Spaziergang nichts aufgefallen.

Gebissabdruck brachte Gewissheit

Die Eltern alarmierten den Tiernotdienst, der ein fiebersenkendes Schmerzmittel spritzte. Da das aber nur kurzzeitig half, fuhr die Familie mit Felix in eine Tierklinik. Dort sei er mehrfach ohne Befund geröntgt worden und habe auch Morphine bekommen. Mittlerweile war der Bauch angeschwollen und gerötet.

Als keine Besserung eintrat, holten sich die Wendelmanns Rat bei der Schildgener Tierärztin. „Ich habe mich gefragt, was solch eine Allergiereaktion auslösen konnte, und bin auf einen Schlangenbiss gekommen“, berichtet Steppuhn. Sie vermutete eine Kreuzotter als Übeltäter. Bei genauer Untersuchung des Bauches fanden die Besitzer dann tatsächlich den Gebissabdruck: zwei schwarze Punkte, knapp einen Zentimeter voneinander entfernt. Mittlerweile war die Entzündung weiter fortgeschritten, der Hund hatte am ganzen Körper Ödeme.

Das Wettrennen gegen die Zeit und gegen eine drohende Blutvergiftung begann. Felix kam an den Tropf, bekam Kortison, Fiebersenker, Schmerzmittel und Antibiotika. An der Bissstelle war eine Wunde mit gut 15 Zentimetern Durchmesser entstanden, Gewebe starb ab und färbte sich schwarz. „Für einen Laien sah das nicht schön aus“, gibt die Tierärztin zu. „Für uns war das ein Schock“, ergänzt Katja Wendelmann.

Später versorgte sie die Wunde mit Honigsalbe, und Felix bekam T-Shirts übergezogen, damit er sich nicht am Bauch schleckte. Jeden Tag musste der Vierbeiner zur Wundversorgung in die Praxis. Der stattliche Deutsch Drahthaar/ Münsterländer-Mix ließ sämtliche Behandlungen ohne Betäubung über sich ergehen.

Kreuzottern im Bergischen?

Erst vor wenigen Tagen, fast drei Monate nach dem Biss, schloss sich die Wunde. Jetzt erinnert nur noch eine kleine, unbehaarte Stelle am Bauch an die Begegnung mit der Schlange.

Aber Kreuzottern im Bergischen? Da gehen die Meinungen auseinander. „Schwer vorstellbar“, meint eine Mitarbeiterin des Bergischen Naturschutzverein (RBN). „Das kann man nicht ausschließen“, heißt es dagegen beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). „Unser Artenschützer ist seit 30 Jahren im Amt, und ihm ist noch nie eine untergekommen“, erklärt Hannah Weisgerber von der Pressestelle der Kreisverwaltung.

Eine Hundebesitzerin aus Odenthal hingegen berichtet, dass ihr Bruder vor einigen Jahren in Lindlar nachweislich von einer Kreuzotter gebissen worden sei. Katja Wendelmann weiß von einer Pferdestallbesitzerin, die sieben solcher Exemplare im Misthaufen gefunden hat.

Für Karin Steppuhn war es der erste Schlangenbiss, den sie in ihrer Praxis versorgen musste, „aber mir haben schon viele Wanderer gesagt, dass sie hier Kreuzottern gesehen haben“.

Infektionen könnten auch durch den Biss einer ungiftigen Schlange wie der Schlingnatter entstehen, gibt Olaf Schriever, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Oberberg, zu bedenken. Die Symptomatik spreche jedoch durchaus für eine Kreuzotter.

„Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Schlange ausgesetzt wurde, ist höher, als dass es sich um ein wildlebendes Exemplar handelte.“ Katja Wendelmann ist das egal. „Felix ist an der Dhünn auch schon mal in eine Glasscherbe getreten. Wir gehen da jetzt nicht mehr lang.“

KStA abonnieren