Bergisch GladbachNeufassung des Flächennutzungsplan kritisch besprochen

Lesezeit 3 Minuten
Bei der gemeinsame Sitzung des Planungsausschusses und des FNP-Ausschusses im Schulzentrum IGP, wurde der mehr als tausend Seiten starke Entwurf zum Flächennutzungsplan diskutiert.

Bei der gemeinsame Sitzung des Planungsausschusses und des FNP-Ausschusses im Schulzentrum IGP, wurde der mehr als tausend Seiten starke Entwurf zum Flächennutzungsplan diskutiert.

Bergisch Gladbach – Edeltraud Schundau legte gleich den Finger in die Wunde: Gut und schön, dass in der Neufassung des Entwurfs zum Flächennutzungsplan (FNP) die Wohnbauflächen um 50 Prozent zurückgenommen worden seien, „aber leider hat man nicht bedacht, auch die Bevölkerungszunahme mit zurückzunehmen“.

Für die Fraktionschefin der Grünen ist das „nicht akzeptabel, denn dann haben wir in der Konsequenz eine Verdichtung der Bebauung auf das Doppelte“. Die Prognose stehe ohnehin auf wackeligen Füßen.

Für die anderen Fraktionen des Planungsausschusses und des FNP-Ausschusses, die gemeinsam in der Aula der Gesamtschule Paffrath tagten, um die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zum F-Plan-Entwurf entgegenzunehmen, war die Bevölkerungsprognose nicht einfach mit einem Federstrich aus der Welt zu schaffen. CDU-Fraktionschef Dr. Michael Metten stellte nüchtern fest: „Wir haben nicht mehr viel Bewegungsspielraum.“

Träger öffentlicher Belange

Nachdem die Verwaltung und das Planungsbüro Post und Welters die 4435 Bürgereinwendungen und die Stellungnahmen der „TÖBs“ (Träger öffentlicher Belange) eingearbeitet hat, sieht der Entwurfsvorschlag erheblich kompakter aus. Er lag den Ausschussmitgliedern als umfangreichste Verwaltungsvorlage auf dem Tisch, die je in Gladbach erarbeitet wurde. Mehr als tausend Seiten ist der Papierklotz stark.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Der Wälzer wird unsere Urlaubslektüre“, meinte SPD-Fraktionschef Klaus Waldschmidt. Am 26. September werde dann über das Papier entschieden, allfällige Änderungsvorschläge der Fraktionen inbegriffen. Waldschmidt bekannte sich aber nochmals für die SPD zu den Gewerbe- und Wohngebietsausweisungen: „Wir wollen den Menschen hier Arbeitsplätze und Wohnungsraum zur Verfügung stellen, und zwar bezahlbaren Wohnraum.“ Angelika Graner (FDP) griff das Argument auf – „Junge Familien können sich Wohnraum in Gladbach inzwischen nicht mehr leisten“ – doch Waldschmidts Fraktionskollege Andreas Ebert korrigierte beide: „Bodenpreise regelt man nicht über Angebotspolitik. Das geht nach Lage, und ist die Lage attraktiv, ist das Angebot sofort weg, vor allem bei den niedrigen Zinsen.“

Werbung für Baulandversorgung

Hatte Ebert da seinem Vorsitzenden vor aller Ohren krass widersprochen? Doch er schickte gleich ein anderes Argument hinterher, um für ausreichende Baulandversorgung zu werben: den real existierenden Zuzug, der in den zwei Jahren, seit die als überzogen kritisierten Prognosen aufgestellt wurden, noch an Fahrt gewonnen hat. „Im Jahr 2015 hatten wir 1620 Neuzugänge und wer das für einen Ausrutscher hält, der muss zur Kenntnis nehmen, dass es 2016 immer noch 270 waren.

Das liegt erheblich über unserer Bevölkerungsprognose. Die Leute sind da und sie gehen nicht wieder weg.“ Wenn man für diesen Bevölkerungsschub keine zusätzlichen Flächen im Norden und Osten der Stadt bereitstelle, dann führe das zu entsprechender Verdichtung im Westen. „Im Klartext: Kleine Häuser werden abgebrochen und große Häuser werden auf dem gleichen Grundstück errichtet.“ Und das treffe dann die schon stark bebauten Gebiete in Refrath, Bensberg und Stadtmitte.

Gewerbegebiet in Kürten

Stadtbaurat Harald Flügge verwies aber noch auf eine andere Konsequenz: „Wenn wir kein Bauland bereitstellen, dann ziehen die Leute weiter raus. Aber sie fahren dann weiter über unsere Straßen, nur das wir das nicht mehr gestalten und beeinflussen können.“ Genau das will Edeltraud Schundau ändern: Das von Kürten in Spitze geplante Gewerbegebiet belaste die Verkehrslage in Herkenrath. „Wir müssen erreichen, dass der Verkehr über Kürtener Gebiet abgeleitet wird.“ Dann müssten die Kürtener erhebliche Umwege fahren, um zur Autobahn zu kommen. Gerade dieses kommunale Kirchturmdenken hatte Flügge zuvor angeprangert.

KStA abonnieren