F-Plan in Bergisch GladbachHeftiger Konkurrenzkampf um verfügbare Flächen

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Mögliche Gewerbeflächen bei Voislöhe rufen den Protest von Anwohnern hervor.

Mögliche Gewerbeflächen bei Voislöhe rufen den Protest von Anwohnern hervor.

Bergisch Gladbach – „Die Verfügbarkeit von Flächen macht Städte groß.“ Mit diesem einleitenden Satz riss der neue Stadtbaurat und technische Beigeordneter Harald Flügge vor Unternehmern und Gewerbetreibenden im Saal der Kreishandwerkerschaft das Hauptproblem des Flächennutzungsplans (F-Plan) an, der derzeit neu aufgestellt wird. Verfügbare Fläche für Bauvorhaben unterschiedlicher Art sind nämlich in Gladbach aus topografischen und ökologischen Gründen knapp – erheblich knapper, als ein flüchtiger Blick auf ein Luftbild suggeriert.

Um die verfügbaren Flächen wird heftig konkurriert: Wohnen, Gewerbe und Freiraum heißen die Ziele, hinzu kommt der Verkehr. Angesichts dieses Interessenkonfliktes wünschte sich Flügge, dass die Unternehmen ihre Standpunkte deutlicher verfechten, wie er unumwunden kundtat. „Die Entwicklung des neuen F-Plans ist die herausragende Herausforderung, um die Zukunft dieser Stadt in unserer Region zu meistern. Wir können nicht weiter mit dem Plan von 1978 in den Tag hineinleben.“

Thema des Abends, zu dem die Initiative „Leben und Arbeiten in GL“ gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft eingeladen hatte, war „Wie soll der Unternehmensstandort Bergisch Gladbach in Zukunft aussehen?“. Dabei haben Unternehmer und Handwerker offenbar das Gefühl, dass ihnen in der Öffentlichkeit ein kalter Wind ins Gesicht weht. Schreiner Hubert Menk aus Refrath: „Ich brauche den sozialen Kontakt zu meiner Kundschaft. Für mich ist es keine Lösung, in ein entferntes Gewerbegebiet am Ortsende ausgelagert zu werden.“ Er forderte die Integration von kleinen Handwerksbetrieben in die Nachbarschaft von Wohnsiedlungen in der Form des herkömmlichen Mischgebietes. Doch da musste Flügge bedauern: „Mischgebiete sind kein Planungsziel. Wir haben Mischgebiete nur da, wo es darum geht, einen Altbestand zu sichern und zu erhalten.“

Die Emissionsschutzbestimmungen ließen die Verquickung von Wohnen und Arbeite nicht mehr zu. Schon das großräumige Nebeneinander von Wohnsiedlung und Gewerbe stößt auf teils massiv formulierte Widerstände, wie das Echo auf die frühzeitige Bürgerbeteiligung zum F-Plan-Vorentwurf deutlich machte. Da hätte Flügge gern mehr von der anderen Seite gehört, als Schützenhilfe für die Verwaltung, die ein halbes Dutzend Gewerbestandorte im Süden und Osten des Stadtgebietes vorsehen möchte.

„Was wir jetzt nicht im F-Plan festsetzen, das steht uns später nicht mehr zur Verfügung. Heute stecken wir die Spielräume ab, die uns morgen bleiben“, sagte Flügge und beschwor die Unternehmer, „sich bemerkbar zu machen“. Dabei ging es ihm nicht nur um Eingaben im F-Plan-Prozess, sondern auch um Akzeptanzwerbung: „Zum Beispiel mit einem Tag der Offenen Tür. Die meisten Leuten können sich unter modernem Gewerbe nichts vorstellen. Das ist in den Köpfen hauptsächlich immer noch mit Schloten verbunden.“

Vorwurf an Politik

Da lief der Stadtbaurat nicht nur offene Türen ein. Es gibt etliche Bemühungen, Verständnis für die Bedürfnisse der Wirtschaft zu wecken: von der gastgebenden ILA-GL über den Autobahnzubringer e.V. bis zur Industrieakzeptanzinitiative „Gemeinsam Zukunft Leben“. Deren Sprecher Fred Arnulf Busen (Polytron Kunststofftechnik) drehte den Spieß um und warf der Politik vor, ihre Hausaufgaben nicht zu machen: „Es ist Aufgabe der Parteien, Konzepte zu entwickeln und zu vertreten und nicht, sich zurückzulehnen und abzuwarten.

Warum wählen wir die Politiker denn? Man kann doch diese Aufgaben nicht auch noch den Unternehmen aufbürden!“ Auch Roman Konrads vom Porschezentrum Bensberg, der schwere Auseinandersetzungen durchstehen musste bei der Umsiedlung von Kürten nach Meisheide, schlug in diese Kerbe: „Das können wir allein nicht schaffen. Verwaltung und Politik müssen für einen Standort eintreten.“

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