Gewerbegebiet ZinkhütteEntwidmung der Trasse hätte Folgen für Zubringer-Pläne

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Ein Teil des alten Bahndamms ist bereits von Grün überwuchert. Güterzüge fahren dort längst nicht mehr.

Ein Teil des alten Bahndamms ist bereits von Grün überwuchert. Güterzüge fahren dort längst nicht mehr.

Bergisch Gladbach – Noch gibt es intakte Gleise ins Gewerbegebiet Zinkhütte hinein. Aber spätestens mit dem Abriss der Gleise am ehemaligen Güterterminal (wir berichteten) stellt sich die Frage: Wird dieser Anschluss überhaupt noch gebraucht?

Und eine weitere Frage kommt gleich dahinter: Welche Auswirkungen hat ein möglicher Rückbau aller Gleise für die Pläne eines Autobahnzubringers über den alten Bahndamm?

Aber der Reihe nach. Eigentümer des alten Bahndamms samt Gleisen ist die Deutsche Bahn Netz AG. In diesem Unternehmen wird entschieden, wann eine Trasse aufgegeben wird. Ein DB-Sprecher gestern in Berlin: „Bis zur Entwidmung einer Trasse ist es ein sehr langer Weg.“

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Grundsätzlich sei es so, dass jede Strecke betriebswirtschaftlich betrieben werden müsse. Die Instandhaltung der Strecke werde von den Nutzern bezahlt. Bei Verlusten müsse die DB reagieren und im Zweifel ein Verfahren beim Eisenbahnbundesamt zur Stilllegung der Streckung einleiten.

Bei der Aufsichtsbehörde werde geprüft, ob die Strecke tatsächlich durch die Deutsche Bahn nicht wirtschaftlich betrieben werden könne. Bei einer Bestätigung wird die gesamt Infrastruktur zum Kauf angeboten – vielleicht gibt es ja einen anderen Betreiber für die Strecke. Sollte das nicht der Fall sein, wird die Strecke stillgelegt.

Es entstehen allerdings Kosten für die Sicherung der Strecke. Im Zweifel müssen dafür Masten oder auch Schienen abgetragen werden. Was allerdings nichts daran ändert, dass die Strecke sofort wieder aktivierte werden kann.

Erst wenn eine Trasse förmlich „entwidmet“ wird, können die Flächen verkauft und anderweitig genutzt werden. Für den Bahn-Sprecher ein „faktisch unumkehrbarer Beschluss“.

Die Hürden für die Ausweisung einer neuer Eisenstrecke seien „sehr, sehr hoch“. Deshalb dauere es auch sehr lange, bis ein solches Entwidmungsverfahren eingeleitet wird. „Als Bahn sind wir auch bereit, Durststrecken mitzugehen, wenn es eine verkehrspolitische Perspektive gibt.“

Ob es diese Perspektiven für die Zinkhütte gibt, ist zumindest zweifelhaft. Alle derzeitigen Unternehmen im Gewerbegebiet – allen voran die Krüger-Gruppe – brauchen keinen Gleisanschluss.

Eine Entwidmung der Strecke kommt zumindest theoretisch der Planung für eine neue Straße auf dem alten Bahndamm entgegen. Denn bislang muss bei dieser Strecke bis zur Zinkhütte auch Platz für ein Gleis freigehalten werden.

Gegner der neuen Straße führten unter anderem immer an, dass für Straße und Gleis kein Platz sei. Eine Entwidmung würde die Straßenplanung aus dieser Perspektive also erleichtern.

Innerhalb der Bergisch Gladbacher Politik gibt es noch keine klare Linie. CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Metten: „Das ist ein großes Thema, aber wir befinden uns da erst ganz am Anfang der Diskussion.“ Klaus Waldschmidt, SPD-Fraktionsvorsitzender: „Wir haben noch keine abschließende Meinung. Aber wir müssen natürlich zur Kenntnis nehmen, dass die Unternehmen in der Zinkhütte keinen Gleisanschluss wollen.“

Bei der Stadtverwaltung wird kein Handlungsdruck gesehen. Pressesprecher Martin Rölen: „Interessant wird es erst, wenn die Trasse einer anderen Nutzung zugeführt werden soll.“

Wenn also dort eine Straße gebaut werden soll – aber die Planungen dafür scheinen mindestens so kompliziert zu sein wie das Verfahren der Entwidmung von Eisenbahntrassen.

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