Nach AnschlagBetonklötze sollen Gladbacher Weihnachtsmarkt schützen

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Diese Betonpoller wurden in Bergisch Gladbach aufgestellt.

Diese Betonpoller wurden in Bergisch Gladbach aufgestellt.

Bergisch Gladbach – Markus Stümper, Betreiber des Gladbacher Weihnachtsmarkts, setzt nach dem mutmaßlichen Terroranschlag von Berlin auf erhöhte Sicherheit: Dienstagmittag brachte ein Lkw drei tonnenschwere Betonklötze zum Marktgelände. Mit einem Kran wurden sie wenig später an der Straßenecke Laurentiusstraße und Paffrather Straße abgesetzt, also unmittelbar an den Weihnachtsbuden. Offenbar sollen die Betonklötze verhindern, dass wie auf dem Berliner Weihnachtsmarkt ein Fahrzeug in die Budenstadt hineinrast. „Ich bin tief betroffen und erschüttert von den Ereignissen in Berlin“, sagt Stümper, dessen Familie den Gladbacher Weihnachtsmarkt seit 33 Jahren organisiert. Zu den Pollern selbst wollte Stümper keine Stellung nehmen.

Auch Sicherheitsfirmen sollen ein wachsames Auge haben.

Auch Sicherheitsfirmen sollen ein wachsames Auge haben.

Der Marktveranstalter hatte schon früh am Morgen mit dem Gladbacher Ordnungsamt telefoniert. Ergebnis der Besprechung, die Stümper mit Fachbereichsleiter Peter Widdenhöfer und seiner Mitarbeiterin Ute Unrau führte: Der Sicherheitsdienst wird für die verbleibenden Tage bis 23. Dezember verdoppelt. Seit gestern kontrollieren je drei Sicherheitsmitarbeiter an den beiden Haupteingängen an der Fußgängerzone; die Wachleute haben alle Passanten im Blick, die auf den Konrad-Adenauer-Platz einbiegen. Im Verdachtsfall, sagt Stümper, seien Taschenkontrollen vorgesehen. „Wir lassen uns den Weihnachtsmarkt nicht nehmen“, so seine Meinung, eine Absage des Marktes komme für ihn auf keinen Fall in Betracht. Es gebe auch keine Informationen, dass in Bergisch Gladbach ein Anschlag geplant sei. Auch das Bild der Polizei wird sich verändern, auf dem Bergisch Gladbacher Weihnachtsmarkt, im Bensberger „Hüttenzauber“-Markt und im Refrather Winterdorf.

„Statt des Bezirksbeamten patrouilliert künftig der Streifendienst auf diesen drei Märkten“, sagt Polizeisprecherin Sheila Behlert. Das bedeutet: Die Beamten rüsten aus Sicherheitsgründen merklich auf. Die Kollegen trügen auffallende Schutzwesten tragen und zeigten mehr Präsenz als zuvor , sagt Behlert. Als Doppelstreife seien die Beamten immer zu zweit auf den auf den Märkten unterwegs. Die wichtigste optische Veränderung für die Marktbesucher: Die Maschinenpistolen werden jetzt sichtbar von den Polizisten mitgeführt, aus Gründen der Abschreckung. „Das haben wir vorher nicht gemacht“, sagt Behlert. Vertreter der Kreispolizei hatten schon gestern Morgen Kontakt zur Stadtverwaltung aufgenommen und über das veränderte Sicherheitskonzept beraten.

„Wir machen so weiter, wie wir es wollen“

Bei den Besuchern des Gladbacher Weihnachtsmarktes wollte sich gestern Nachmittag nicht so recht weihnachtliche Stimmung einstellen. „Wie auch?“, sagt eine junge Frau, die mit ihren Kollegen aus den Gladbacher Deuta-Werken zum Markt gekommen ist. Allerdings sei es keine Option gewesen, den Weihnachtsmarktbesuch abzublasen. „Das ist genau das, was diese Menschen wollen. Bei mir heißt es jetzt eher: Jetzt erst recht.“ Die Kollegen, die mit am Glühweinstand stehen, nicken. Ein Einknicken sei das Ziel der Terroristen. „Wir machen so weiter, wie wir es wollen.“

Aus Rücksichtnahme auf die Opfer blieben gestern die Lautsprecher zwischen den Buden aus: keine Weihnachtsmusik auf dem Weihnachtsmarkt. Auf Initiative der Interessengemeinschaft Stadtmitte wurde um 18 Uhr eine Schweigeminute eingelegt, an der auch Bürgermeister Lutz Urbach teilnahm.

„Mich machen diese schlimmen Ereignisse traurig“, erklärt Ralf Sungen. Der Krippenbauer, eine Institution auf dem Weihnachtsmarkt, will sich davon aber nicht unterkriegen lassen. „Angst habe ich in Bergisch Gladbach keine.“ Ähnlich denkt auch Markthändlerin Gabriele Eller. In Köln sei die Situation möglicherweise etwas anders gelagert. Aber für den Bergisch Gladbacher Weihnachtsmarkt habe sie keine Befürchtungen. „Die Täter wollen Angst schüren“, findet Sanne Aßmann, die an ihrem Stand selbst gebastelte Weihnachtssterne verkauft. Wenn man sich dem Terror beuge, hätten die Täter ihr Ziel erreicht. „Das kann es doch nicht sein.“ Siegfried Henze, der Brotspezialitäten anbietet, sagt nachdenklich: „Sicher fühlen kann man sich heute an keinem Ort mehr. Das ist alles traurig.“

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