PopulationWaschbär ist in Refrath angekommen

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Waschbär

Waschbär

Bergisch Gladbach – Für Experten war es nur eine Frage der Zeit, wann der Waschbär das Stadtgebiet von Bergisch Gladbach erobern würde. Das Tier ist seit Jahren auf dem Vormarsch – scheinbar unaufhaltsam. Nun sind die ersten Tiere in Refrath gesichtet worden. Die nachtaktiven Tiere sind dort noch nicht auffällig geworden. Nur wenige haben sie zu Gesicht bekommen.

Das dürfte sich aber schnell ändern. Denn erfahrungsgemäß breitet sich eine Population, die Fuß gefasst hat, sehr schnell aus. Wie schnell das gehen kann, zeigen auch die Zahlen auf die ganze Republik bezogen. In den 60er Jahren waren es noch einigen hundert Tiere, in den 70er Jahren waren es zehntausende und inzwischen gibt es hunderttausende Waschbären in Deutschland. Im Rheinisch-Bergischen Kreis ist das Tier seit etwa zehn Jahren nachgewiesen. Bei der Kreisverwaltung wird über die sogenannte Jagdstrecke Buch geführt. Pro Jagdsaison sind es ein bis zwei Waschbären, die dort auftauchen. Kreispressesprecher Alexander Schiele: „Wir wissen, dass die Tiere da sind, sehen aber noch keine besonderen Probleme.“ Das hört sich beim Forstbeamten Jürgen Greißner, er weiß von Waschbären in Forsbach, aber schon anders an.

„Wenn der Waschbär sich bei uns ausbreitet, ist das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.“ Und dass er sich ausbreitet, scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Der Blick, wohin das führen kann, führt nach Kassel, heimliche Waschtierhauptstadt Deutschlands. Im Nordwesten der Stadt leben mehr als 1000 Tiere – sie sind dort eine echte Plage. Gut daran abzulesen, dass es dort auf Waschbären spezialisierte Kammerjäger gibt. Dabei waren die ersten Waschbären – wegen ihrer Färbung an den Augen haben sie den Spitznamen maskierte Banditen – noch richtig beliebt. Die putzigen Tierchen wurden teilweise als Bereicherung der heimischen Natur angesehen. Aus Nordamerika stammend wurden Anfang der 30er Jahre eine Gruppe der maskierten Banditen in Hessen ausgesetzt.

Und die Auswilderung gelang. Umstritten ist, ob der eingewanderte Waschbären einheimische Tiere verdrängt. Der Kot der Tiere stellt eine Infektionsgefahr dar, und das Tier ist ein potenzieller Überträger der Tollwut. Sicher ist auch, dass er als Nesträuber der Vogelwelt gefährlich wird. Aber als Kulturfolger lebt er vor allem von den Hinterlassenschaften des Menschen.

Bergisch Gladbach mit seinen vielen Ein- und Zweifamilienhäusern, inklusive deren Gärten, scheint für den Waschbären wie gemalt. Teilweise sollen die Tiere sogar regelrecht angefüttert worden sein. Diese Refrather freuen sich noch über die neuen Mitbewohner.

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