RechtsstreitWolfgang Zanders stellt sich gegen Vorhaben seiner Firma

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Wolfgang Zanders (links) 2011 im Gespräch mit dem damaligen Zanders-Werksleiter Heikki Husso.

Wolfgang Zanders (links) 2011 im Gespräch mit dem damaligen Zanders-Werksleiter Heikki Husso.

Bergisch Gladbach – Im Oktober 2011 kündigte der damalige Eigentümer der Papierfabrik Zanders, der finnische Konzern M-real, Massenentlassungen an. 300 Mitarbeiter sollten ihren Job verlieren. Dagegen gab es auf dem Zanders-Gelände eine große Solidaritätsdemonstration. Einer, der sich damals unter die Demonstrierenden mischte, war Wolfgang Zanders. Nachkomme des Firmengründers. Er übte demonstrativ den Schulterschluss: „Ich stehe auf Seiten der Belegschaft.“

Auf 15 Prozent der Werkspension verzichten

Im Jahr 2016 sieht die Sache etwas anders aus. Die Papierfabrik gehört inzwischen der Münchener Firma Mutares. Die Finnen trennten sich im Mai 2015 von dem chronisch verlustbringenden Werk in Gladbach. Als „Verkaufspreis“ wurden den neuen Eigentümern rund 40 Millionen Euro überwiesen. Geld, um die sofortige Insolvenz zu vermeiden und Mutares die Möglichkeit zu geben, ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen. Am 23. Dezember vergangenen Jahres erhielten rund 2400 ehemalige Mitarbeiter von Zanders die Nachricht, dass auch sie einen Beitrag zur Rettung des Werkes erbringen sollen. Auf 15 Prozent ihrer Werkspension sollen sie, auf vier Jahre befristet, verzichten. Etliche Pensionäre gingen mit diesem Schreiben sofort zum Rechtsanwalt. Auch die ehemaligen Vorstände, darunter Wolfgang Zanders. Anders als bei den kleinen und mittleren Werksrenten geht es bei den Vorständen um viel Geld. Nach Informationen dieser Zeitung erhalten sie Bezüge zwischen 10 000 und 15 000 Euro monatlich. Ihr Beitrag zu Sanierung des Unternehmens wäre dementsprechend hoch. Jeweils weit über 1000 Euro monatlich. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Wolfgang Zanders, dass ihm seine Anwälte zur Klage gegen Zanders geraten hätten. „Und durch meinen Pensionsverzicht würde ich das Werk sicher nicht retten.“

Kürzungen scheinen rechtlich nicht haltbar

Die Juristen gaben Wolfgang Zanders einen verständlichen Rat. Denn vor dem Kölner Arbeitsgericht läuft es für die neue Zanders-Geschäftsführung schlecht. Die Kürzung der Werksrente scheint rechtlich nicht haltbar zu sein. Nach einem Urteil des europäischen Gerichtshofs gilt eine Art Bestandsschutz für die Werks-Pensionen. Ehemalige Mitarbeiter, so die Richter, müssten sich darauf verlassen können, dass die ausgehandelten Bezüge nicht einseitig geändert werden. Punkt. Das gilt für hohe Pensionen wie für kleine.

Allerdings kündigte Lennart Schley, Geschäftsführer von Zanders, an: „Wir werden die Kürzungen nur bei denen zurücknehmen, die klagen.“ Gerade viele Bezieher von Kleinpensionen klagen nicht. Sie werden ihren Beitrag zum Sanierungskonzept leisten. Die aktive Belegschaft hat Gehaltskürzungen von 20 Prozent zugestimmt. Viele der 400 aktiven Zandrianer – sie müssen die Pensionen von 2400 Ehemaligen erwirtschaften, Rücklagen gibt es nicht – sind sauer auf die klagenden Pensionäre.

Es sieht gut für die Klagenden aus. Sie werden ihre volle Pension wohl weiter bekommen. Und sollte Zanders Insolvenz anmelden, springt der Pensionssicherungsverein ein. Jedenfalls bis zu rund 8000 Euro im Monat. Bei diesem Szenario wären die ehemaligen Vorstände finanzielle Verlierer. Schley berichtet von langen Schreiben der Rechtsanwälte der ehemaligen Vorstände. „Keiner hat sich aber nach unserem Sanierungskonzept erkundigt. Niemand. Dabei müssten gerade die doch ein Interesse an einer erfolgreichen Sanierung haben.“

Wolfgang Zanders berichtet, er habe sich schriftlich an die Geschäftsleitung gewandt, aber keine Antwort erhalten. Dann sagt er: „Ich bin zerrissen. Die Zukunft des Werks ist für mich eine Herzenssache.“ Wann über seine Klage verhandelt wird, ist nicht klar. Dann heißt es: Zanders gegen Zanders.

Gründungsgeschichte der Firma

Die Firma Zanders wurde 1829 von dem Düsseldorfer Forstmann Johann Wilhelm Zanders gegründet, der die Papierfabrik Schnabelsmühle von seinem in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Verwandten Fauth übernommen hatte. 1989 wurden die Mehrheitsanteile des in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Unternehmens Zanders Feinpapiere AG von der Familie an den US-amerikanischen Konzern International Paper verkauft. Nach schweren Verlusten und dem Squeeze-Out der Kleinaktionäre wurde das wieder als Zanders GmbH firmierende Werk Gohrsmühle 2000 an die finnische Metsä Serla, später M-real, veräußert. (gf)

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