Vorsitzende gesuchtDem Bürger- und Heimatverein Refrath droht das Aus

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  • Obwohl die Mitgliederzahlen des Bürger- und Heimatverein Refrath stetig steigen, droht dem Verein nun das Aus.
  • Diese Sorge beschäftigt den Vorsitzenden Hans Peter Müller, der die Geschäfte seit acht Jahren gemeinsam mit seinem Vize Konrad Büscher führt.

Bergisch Gladbach – Man kann nicht wirklich sagen, dass der Bürger- und Heimatverein Refrath Not leidet.

Die Mitgliederzahl stieg in den vergangenen acht Jahren von 100 auf heute rund 280, Exkursionen, Vorträge, Führungen und Publikationen füllen ganze Ordner, Pflege- und Reparaturaktionen an historischer Bausubstanz im Ort gehören zum regelmäßigen Geschäft, die Finanzen gelten als geordnet. Und dennoch geht die Angst um, dass der Verein vor dem Aus stehen könnte.

Diese Sorge beschäftigt den Vorsitzenden Hans Peter Müller, der die Geschäfte seit acht Jahren gemeinsam mit seinem Vize Konrad Büscher führt. Denn beide sind mittlerweile 74 Jahre alt und möchten ihre Ämter aufgeben. Doch trotz intensiver Suche haben sich bisher keine Hände gefunden, in die sie ihre Aufgaben legen könnten. Viele Mitglieder seien beruflich stark eingebunden und nicht zur Kandidatur zu bewegen, meint Müller, der die Mitgliederliste schon mehrfach inspiziert hat. „Auch die jüngste Vorstandssitzung hat uns keinen Schritt weitergebracht“, bedauert er. Bis Ende Juli müsse ein neuer Vorstand gewählt sein, sonst werde es eng für den Traditionsverein.

Schon vor acht Jahren war die Situation ähnlich. „Damals lag bei mir nach einem Urlaub ein Zettel vom Vorstand im Briefkasten. »Wir hören auf!«“, stand da, erinnert sich Müller, der damals Vize war. „Auch damals ging die Suche los.“ Müller hatte eigentlich andere Pläne. „Aber der Druck nahm Woche für Woche zu.“ Dass er dann doch einwilligte und mit neuem Team loslegte, war für den Verein ein Glücksfall.

Die lange Liste der Aktivitäten beweist, dass die gemeinnützige Organisation, die 1920 als Interessengemeinschaft begann und sich 1952 als Verein auf eigene Füße stellte, keine verstaubte Heimattümelei betreibt, sondern neben der Archivarbeit auch ganz praktisch die Ärmel hochkrempelt. So hatten Vereinsmitglieder maßgeblichen Anteil an der Wiederherstellung der alten Motte und der Restaurierung der Alten Kirche. Der Verein organisiert Führungen und Exkursionen, hat in acht Jahren sechs Bücher herausgebracht, drei historische Rundwege konzipiert (der vierte ist derzeit kurz vor der Fertigstellung), 40 Infotafeln zur Ortsgeschichte erarbeitet, aufgestellt und gepflegt – und auch an künftigen Projekten ist kein Mangel. So sei der Kahnweiher stark renovierungsbedürftig, berichtet Büscher, der Zaubersee hätte eine Sanierung ebenso nötig, „und wenn wir die Infotafeln nicht kontinuierlich pflegen, sind sie in kürzester Zeit kaputt.“

Vieles, was früher Identität gestiftet habe, sei bereits verloren gegangen, erklärt Müller, warum auch aktuelle Planungsvorhaben der Stadt von den Vereinsmitgliedern intensiv verfolgt werden. Die Denkmalliste der Stadt weise für Refrath nur vier Bauten aus: die Alte Kirche, das Pastorat, Stachelsgut 38 und das Herrenhaus Steinbreche. „Die Kirche Maria Königin könnte das fünfte Denkmal sein“, sagt Müller mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um die Kirche in Frankenforst.

Der Mai beginnt mit dem Maibaumfest des Vereins, und „Gladbach putz-munter“ kann auf Beteiligung zählen. Refrath soll nach dem Willen des Vereins ein lebenswerter Ort sein und bleiben, der seine Vergangenheit kennt, aber auch offen für Neues ist. „Die Flüchtlingsarbeit ist uns sehr wichtig“, nennt Müller ein weiteres Aufgabengebiet des Bürgervereins.

Unterstützer seien dringend nötig und könnten sich unter (02204) 6 63 55 oder per E-Mail bei ihm melden. Bei der Einarbeitung in die Aufgaben des Vorstands, der insgesamt aus sechs Leuten bestehe, helfe man gerne. Müller: „Es muss aber niemand Sorge haben, dass er in unsere Fußstapfen treten muss.“

hpmueller06@web.de

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