KatastrophenschutzDie bundesweite App Nina jetzt in Rhein-Berg einsatzbereit

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Bei einem Großbrand in Troisdorf im August 2015 kam Nina erstmals zum Einsatz. Die Bevölkerung wurde mit Infos versorgt.

Bei einem Großbrand in Troisdorf im August 2015 kam Nina erstmals zum Einsatz. Die Bevölkerung wurde mit Infos versorgt.

Rhein-Berg – Am Ende ging es doch schneller als gedacht: Die bundesweite Warn-App Nina ist ab sofort auch in Rhein-Berg einsatzbereit.

Wenn jetzt irgendwo ein Großschadensereignis, also etwa ein Feuer in einer Industrieanlage, ein verunglückter Chemikalientransporter auf der Autobahn oder ein Terroranschlag, die Sicherheit der Bürger im Kreisgebiet bedroht, kann die Kreisleitstelle über Nina, die „Sirene in der Tasche“, die Bürger warnen, sofern diese sich die entsprechende App auf ihr Handy oder ihren Tablet-Computer heruntergeladen haben.

Am heutigen Mittwoch will die Kreisverwaltung den Gesundheitsausschuss über den schnellen Fortschritt informieren und hofft auf Zustimmung, die Warn-App ab sofort und nicht erst ab der Kreistags-Sitzung am 8. Dezember einsetzen zu dürfen.

Hohe Zugriffszahlen

Nina, bundesweit bekanntgeworden durch hohe Zugriffszahlen beim Münchner Amoklauf am 22. Juli, ergänzt damit in Rhein-Berg die herkömmliche Sirenen-Warnung der Bevölkerung – um die es allerdings innerhalb des Kreisgebiets sehr unterschiedlich gut bestellt ist.

Möglich geworden sei die kurzfristige „Dienstverpflichtung“ von Nina (Abkürzung für Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes) durch die hiesigen Katastrophenschützer, weil das Land die „flächendeckende Einführung dieses Warnsystems in die Wege geleitet“ und landesweit alle Leitstellen mit der technischen Voraussetzung „Mowas“ (Modulares Warnsystem) ausgestattet habe, so die Kreisverwaltung.

Mit dieser Grafik grenzte Nina am 9. August das Warngebiet beim Brand der Farbenfabrik in Troisdorf ein.

Mit dieser Grafik grenzte Nina am 9. August das Warngebiet beim Brand der Farbenfabrik in Troisdorf ein.

Katastrophenalarm – doch nicht bei uns? Von wegen. Am Dienstag, 9. August, heulten in mehreren Städten und Gemeinden des benachbarten Rhein-Sieg-Kreises abends die Sirenen, und zwar nicht nur als normaler Alarm für die Feuerwehr, sondern später am Abend auch mit jenem auf- und abschwellenden Heulton, der die Bevölkerung warnen soll. Ergänzend dazu löste die Rhein-Sieg-Leitstelle den Nina-Alarm aus, und die Menschen erfuhren auf diese Art und Weise, dass in Troisdorf eine Druckmittel- und Farbenfabrik brannte und sie Fenster und Türen geschlossen halten sollten.

Anschaffungskosten trägt erstmal das Land NRW

Das Warngebiet wurde damals in der App grafisch verdeutlicht: Es reichte vom Rhein bei Bonn im Südwesten bis an die A3 im Nordosten – als quasi genau an die Kreisgrenze. Mag sein, dass dieses Ereignis die Sensibilität der Verantwortlichen im Kreishaus erhöht hat und sie das im Kreistag Ende Juni durch einen Antrag von CDU und Grünen geforderte Projekt danach mit einer höheren Priorität versehen haben.

Jedenfalls meldet die Kreisverwaltung dem Kreistag jetzt Vollzug: Im Oktober seien Mitarbeiter der Kreisleitstelle auf dem System geschult worden, und mit dem „Abschluss der Mitarbeiterschulung sind die Voraussetzungen zur Nutzung des Systems und die Verbreitung lokal bezogener Warnhinweise für den Rheinisch-Bergischen Kreis über die App Nina gegeben“.

Die Anschaffungskosten für das System und die Betriebskosten für die ersten fünf Jahre trägt übrigens nicht der Kreis, sondern das Land NRW.

Traditionelles Warnsystem bleibt bestehen

Parallel zur Warnung per App gibt es im Kreis weiterhin die traditionelle Sirenenwarnung der Bevölkerung. Hier gibt es allerdings große Unterschiede in den einzelnen Kommunen. An dem quartalsmäßigen Probealarm im Regierungsbezirk nehmen bisher lediglich Overath, Kürten, Leichlingen und Burscheid teil. Rösrath und Odenthal werden nach Angaben der Kreisverwaltung derzeit umgerüstet.

Die Kreisstadt Bergisch Gladbach will ihr nach dem Kalten Krieg verschrottetes Sirenenwarnsystem ganz allmählich wieder beleben: Vier Sirenen sollten dank eines Landeszuschusses bereits 2015 in Betrieb genommen werden (Reuterstraße, Mülheimer Straße Wittenbergstraße, Herrenstrunden). Ab 2016, beschloss der Rat, soll sieben Jahre lang jährlich eine Anlage hinzukommen, und zwar nacheinander an der Kempener Straße, nach Paffrath, Heidkamp, Sand (Schulstraße), Moitzfeld (Diakonissenweg), Bensberg (Kaule) und Herkenrath.

In Wermelskirchen hat die Stadt vier mobile Sirenen angeschafft. Auf die hat die Kreis-Leitstelle aber keinen Zugriff.

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