FlüchtlingeAnwohner lehnen sozialen Wohnungsbau in der Dürscheider Siedlung ab

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In der Nähe des Friedhofs soll ein Grundstück für sozialen Wohnungsbau genutzt werden. Anwohner lehnen das ab.

In der Nähe des Friedhofs soll ein Grundstück für sozialen Wohnungsbau genutzt werden. Anwohner lehnen das ab.

Kürten – Anwohner der Dürscheider Siedlung Kirchberg wehren sich gegen sozialen Wohnungsbau in ihrer Umgebung. Im Bau- und Planungsausschuss äußerte ein Anlieger-Vertreter massive Kritik, bis zu 5000 Hektar für ein Wohnungsbauprojekt im Umfeld des Friedhofs zu nutzen. Der Sprecher verwies auf anerkannte Flüchtlinge („zu 80 Prozent alleinreisende Männer“) als Zielgruppe. Eine rechtliche Statusänderung mache diese Personengruppe „nicht anders“.

Die Anlieger kündigten an, sich anwaltlich vertreten zu lassen. Sollte die Gemeinde höher bauen als der Häuserbestand, gehe es auch um Regresskosten wegen Wertverlusts.

Die Kirchberg-Vertreter hatten vorab ein Papier an den Ausschuss gereicht, das ihre Aussagen bekräftigte. Unter anderem heißt es dort: „Es kann nicht funktionieren, dass in einem Wohngebiet (z. B. Neubaugebiet Kirchberg mit 57 Anwohnern) eine größere Anzahl von Personen verschiedener Kulturkreise zusammengepfercht werden.

Dies kann kein Sicherheitskonzept auffangen. So kann Integration nicht funktionieren, darunter leiden Wohnqualität und sozialer Friede.“ Man erwarte ein Umdenken in der Baupolitik, „um die Sicherheit unserer Kinder zu gewährleisten, den Wert unserer Immobilien zu erhalten und den geflüchteten Menschen eine echte Chance durch dezentrale Unterbringung zu ermöglichen“.

Flüchtlinge und sozial benachteiligte Menschen sei man bereit aufzunehmen, „allerdings mit Augenmaß“. Die Initiative hatte im Frühjahr Unterschriften gegen den Bau einer Flüchtlingsunterkunft an gleicher Stelle gesammelt.

Im Ausschuss ließ der stellvertretende Vorsitzende Peter Brülls (Bürger für Bürger) den Anlieger zunächst vortragen. Er schritt ein, als die Rede wiederholt auf die Flüchtlinge kam. Um Menschen gehe es, die günstigen Wohnraum erhalten sollten, dazu zählten Kürtener Bürger und Flüchtlinge, sagte Brülls. Die Aussagen des Anwohners seien offenbar als „Drohung“ in Richtung Gemeinde verstehen. Der Sprecher bestritt dies.

Die Ausschussmitglieder machten den Weg frei für weitere Planungen. Am Kirchberg in Dürscheid sollen in Friedhofsnähe Flächen von Gemeinde und Kirche einbezogen werden, 2300 Quadratmeter von der Gemeinde und 2600 von der Kirche. Gleiches gilt für Eichhof, mit dem Haus der Alten Schule, dem Dorfplatz und einem angrenzenden Grundstück der Kirche, insgesamt knapp 4900 Quadratmeter.

Auch die Brachfläche an der alten Jugendherberge steht auf der Wunschzettelliste für Sozialen Wohnungsbau. Für alle drei Flächen gilt allerdings einschränkend: „sofern die Verwendung für eine andere Nutzung ausscheidet“.

Komplexe Lage

Die Lage ist nämlich komplex: In Eichhof könnte die sanierte Alte Schule weiterhin als Jugendzentrum genutzt werden, die Brache Jugendherberge ist ebenfalls Option für den Neubau eines Jugendzentrums. Weit gediehen sind die Wohnungspläne in der Verwaltung bislang nicht.

Die Siedlungsgesellschaft Aachen-Münchner (kirchlicher Träger) habe abgesagt, berichtete Bürgermeister Willi Heider, sie wolle kein „Getto“ (O-Ton Heider) in Kürten bauen. Mit der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft (RBS) halte man Kontakt. Helmut Werning (SPD) mahnte Tempo an. Die RBS habe bereits fertige Pläne für Kürten in der Schublade. Das habe die SPD-Fraktion bei einem Besuch bei RBS-Geschäftsführerin Sabine Merschjohann erfahren.

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