Pakistani aus KürtenEs droht die Abschiebung trotz Integration und Arbeit

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Setzt sich für seinen Mitarbeiter Muhammad F. ein: Rainer Orbach (r.) hofft auf den Petitionsausschuss.

Setzt sich für seinen Mitarbeiter Muhammad F. ein: Rainer Orbach (r.) hofft auf den Petitionsausschuss.

Kürten – Seit zwei Jahren arbeitet Muhammad F. als Elektriker bei der Firma Orca in Kürten. Der Asylbewerber zahlt Steuern, hat mittlerweile einen deutschen Führerschein gemacht und fühlt sich integriert. Sein Arbeitgeber hält große Stücke auf ihn.

Trotzdem soll Muhammad F. abgeschoben werden, und mit ihm Ehefrau Samreen und die beiden Söhne Faris, 16, und Taha, 10, sowie Töchterchen Laiba, 18 Monate. Die persönlichen Asylgründe reichen den Entscheidern beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht aus.

Der Mann aus Pakistan setzt für die Kürtener Firma Bauteile zusammen, die später in der Entkeimungstechnik großer Fleischereien oder Fischfabriken eingesetzt werden. Mit seiner Familie wohnt er in einer Mietwohnung in Biesfeld, die beiden Söhne gehen in Kürten zur Schule. „Er ist eine wirkliche Säule unseres Betriebs“, sagt Rainer Orbach, der Geschäftsführer. „Wir könnten gar nicht mehr auf ihn verzichten.“ F. hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag und wird von seinen Kollegen hochgeschätzt. „Eigentlich ist er sogar überqualifiziert für uns.“

In seinem Heimatland Pakistan war der 38-Jährige selbstständig mit einem Elektrikunternehmen, ein Hochschulstudium hat er erfolgreich abgeschlossen. Für Orbach ist Muhammad F. ein Musterbeispiel für eine gelungene Integration. Im Fluchtpunkt Kürten wird F. von einer Patenfamilie eng begleitet.

Positive Sozialprognose

Was Orbach und viele der Kürtener Unterstützer nicht verstehen, ist, dass Muhammad F. mit seiner Familie trotz positiver Sozialprognose nicht bleiben darf. Orbach: „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das nicht nachvollziehbar.“ Der erste Bescheid des Bundesamts zu seinem Asylverfahren war ablehnend, derzeit läuft das Widerspruchsverfahren. Große Hoffnung auf eine positive Entscheidung gibt es nicht, auch nicht bei Rainer Orbach. Seit Anfang Januar rechnet F. täglich mit der Abschiebung. „Wir befürchten das Schlimmste“, sagt Orbach.

Bei der Kreisverwaltung in Bergisch Gladbach verweist Sprecher Alexander Schiele darauf, dass der Kreis nur ausführendes Organ des Bundesamts sei und selbst keinen Einfluss auf das laufende Asylverfahren habe.

Online-Petition

Um wirklich alles zu versuchen, hat Orbach im Namen seiner Firma eine Online-Petition an den Petitionsausschuss des Landtags verfasst. Für Muhammad F. und seine Familie fordern die Mitarbeiter ein dauerhaftes Bleiberecht, die Ausschussmitglieder sollen den Fall eingehend prüfen. „Unabhängig von seiner persönlichen Lage, die eine Abschiebung nach Pakistan mit sich bringen würde, kann und will die Orca GmbH nicht auf seine qualifizierte Arbeitskraft verzichten.“ Unterstützer können online unterzeichnen.

In Pakistan habe er um sein Leben fürchten müssen, nachdem er für eine Oppositionspartei einen Auftrag angenommen habe, schildert der Asylbewerber. Drei Attacken auf sein Leben habe es gegeben, als Radfahrer sei er von einem Auto gerammt worden. Auch seine Kinder und seine Frau seien bedroht worden. „Ich musste mein Land verlassen, um meine Familie zu retten“, schildert er auf Englisch. Schleuser nahmen ihm die Papiere ab, man setzte die Familie in ein Flugzeug. Er habe gar nicht gewusst, wo es hingeht, angekommen seien sie dann am Flughafen Frankfurt. Das war vor zweieinhalb Jahren.

Sohn geht in Kürten auf die Gesamtschule

An der Kürtener Gesamtschule besucht der älteste Sohn die zehnte Klasse. „Er wird eine Ausbildung zum Elektriker beginnen“, erklärt Schulleiter Klaus Schröder. Mehrere Schüler seien in den vergangenen Wochen abgeschoben worden, meist überraschend für die Lehrer und Mitschüler. Die Behörden würden aus seiner Sicht mit großer Härte vorgehen. „Für uns ist das unverständlich.“ Die Schülervertretung sei auch eingeschaltet und kämpfe für das Bleiberecht der Familie.

Auch Rainer Orbach hofft auf den Petitionsausschuss. Für das Verfahren beim Bundesamt hat er wenig Hoffnung. Sein Mitarbeiter habe dort die Situation in Pakistan nochmals geschildert, aber es habe keine neuen Aspekte gegeben. Orbach fürchtet, dass die Entscheidung des Bundesamts zu Ungunsten seines Angestellten ausfällt.

Im Internet können Unterstützer die Petition unterschreiben.

www.fluchtpunkt-kuerten.de

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