Polizei in Rhein-BergPolizei-Motorräder werden selten

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Hauptkommissar Gerd Bellmann vor dem Polizeigebäude: Motorräder wie dieses werden bei der Polizei in Rhein-Berg bald Mangelware sein.

Hauptkommissar Gerd Bellmann vor dem Polizeigebäude: Motorräder wie dieses werden bei der Polizei in Rhein-Berg bald Mangelware sein.

Rhein-Berg – Auf den Straßen im Rheinisch-Bergischen Kreis werden in Zukunft deutlich weniger Polizeimotorräder unterwegs sein. Landesinnenminister Ralf Jäger reduziert aus Kostengründen die Polizeimotorräder in NRW von 534 auf 400 und die Fahrer in Uniform von 1280 auf 700. Rund fünf Millionen Euro sollen dadurch im Landeshaushalt 2014 eingespart werden. Von den Sparmaßnahmen ist auch der Rheinisch-Bergische Kreis betroffen.

Dabei ist die Motorradstaffel der Polizei Rhein-Berg von Jägers Sparkurs mehr gebeutelt als andere. Während in den meisten Kreisen des Landes ein oder zwei Dienstmotorräder abgegeben werden mussten, fiel der Aderlass in Rhein-Berg beträchtlich aus. Teilten sich im Jahr 2013 noch 18 Motorradpolizisten fünf Motorräder, sind aktuell noch vier Polizisten im Wechseldienst auf zwei motorisierten Zweirädern unterwegs. Der Innenminister habe den Motorradstaffeln in NRW die Pistole auf die Brust gesetzt, um die Zahl der Motorradpolizisten einzudampfen, war aus Polizeikreisen zu hören. Die Reduzierung der Motorradpolizisten habe auch mit der teuren Neuanschaffung von Fahrerausrüstungen und digitalfunkfähigen Motorrädern zu tun. Rund 3000 Euro kostet eine neue Motorradkombi mit Helm, ein neues Motorrad ist nicht unter 25 000 Euro zu bekommen.

Ministerium weist Vorwurf zurück

Dem Landesinnenministerium die Schuld für den Personalabbau in den Motorradstaffeln zuzuweisen, sei schlichtweg falsch, sagt dagegen dessen Sprecher Wolfgang Beus: „In einer Studie haben wir festgestellt, dass viele Polizeimotorräder zu wenig bewegt werden. Wir haben alle Dienststellen gebeten, ein schlüssiges Konzept für den Einsatz der Zweiräder vorzulegen.“ Der Rheinisch-Bergische Kreis habe nur zwei Motorräder für vier Fahrer haben wollen. Beus: „Hätten die Verantwortlichen in einem Konzeptvorschlag vier Motorräder vernünftig begründet, hätten sie diese auch genehmigt bekommen.“

Hauptkommissar Gert Bellmann von der Kreispolizei hat den Vorschlag für das Ministerium ausgearbeitet und bestätigt, dass in Zukunft nur noch zwei Motorräder im Kreis unterwegs sein werden. Dass dieses Konzept allerdings eher von Sachzwängen als von der Notwendigkeit geprägt ist, daran lässt Bellmann keinen Zweifel. „Wir können mit zwei Motorrädern nicht zufrieden sein, aber die landesweite Personalausstattung und damit auch die in Rhein-Berg ließ uns keine andere Möglichkeit“, erklärt Bellmann.

Anders als in der Vergangenheit dürfen nur noch Polizisten auf den Motorrädern sitzen, die hauptamtlich fahren, also keine andere polizeiliche Tätigkeiten übernehmen. Und das sei, laut Bellmann, der limitierende Faktor. Der Erlass des Innenministeriums schreibe bindend vor, wie die Zweiradfahrer einzusetzen seien.

Stephan Hegger, Pressesprecher der Gewerkschaft der Polizei, zeigt Verständnis für beide Seiten: „Die Motorräder waren nicht alle ausgelastet, und die Fahrer erlangen Sicherheit nur durch Fahrpraxis. Deshalb ist es richtig, dass die Zweiräder und ihre Piloten auf ein vernünftiges Maß reduziert wurden.“ Die Frage, ob das im Motorradparadies Rhein-Berg, mit vielen Motorradtouristen und einer sehr hohen Unfallquote bei Zweiradfahrern, der richtige Schritt gewesen sei, stimmt Hegger eher nachdenklich: „Im Rheinisch-Bergischen machen Motorräder am Ort des Geschehens schon Sinn.“

Zusätzlich zu den Motorrädern in Polizeifarben ist noch ein ziviles Zweirad unterwegs. Auf einem Provida-Krad (Proof Video Data System), ausgerüstet mit einer Videokamera, machen Polizisten Jagd auf Raser, die auf zwei oder vier Rädern unterwegs sind.

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