Bäckerei WeyerInsolvenz nach 130 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Bäckerei Weyer

Bäckerei Weyer

Bergisch Gladbach – Die Türen bleiben zu, die Öfen kalt, die Regale leer. Die Einrichtung wird seit gestern abgebaut. Die Bäckerei Weyer in Bergisch Gladbach hat Insolvenz angemeldet und ihre Filialen dicht gemacht. „Wir können mit den Billigpreisen der Discounter nicht mithalten“, erklärt Christoph Weyer, Bäckermeister und Inhaber des Betriebes, zur Schließung. „Es war ein schleichender Prozess. Wir haben versucht, mit neuen Produkten mehr Umsätze zu machen. Aber es hat nicht gereicht.“

Mit der Aufgabe seiner Backstube an der Altenberger-Dom-Straße sowie fünf Verkaufsfilialen – zwei in Bergisch Gladbach, eine in Odenthal-Blecher und zwei in Leverkusen – geht auch die mehr als 130-jährige Geschichte des Familienunternehmens zu Ende. 25 Mitarbeiter, von Angestellten über Lehrlinge bis zur Aushilfe, musste der 31-jährige Firmeninhaber entlassen. Der Insolvenzantrag wurde bereits Mitte Dezember gestellt.

Viele Stammkunden bedauerten die Schließung der Bäckerei, berichtet Weyer. Immer wieder sei er nach den Gründen gefragt worden. Dazu macht Weyer eine einfache Rechnung auf: „Wenn die Verbraucher im Discounter preiswertes Brot und Brötchen kaufen und bei mir nur einen Croissant oder ein Teilchen, dann reicht das für unseren Betrieb einfach nicht.“ Leider träfen viele Verbraucher ihre Entscheidung beim Kauf von frischen Backwaren nicht nach Qualität, sondern nach günstigen Preisen.

Schon beim Einkauf stehe sich der Discounter mit Billigwaren aus dem Ausland finanziell besser. Außerdem: „Wie sehen denn dort die hygienischen Verhältnisse aus?“, hinterfragt Ulrich Lob, Ehrenobermeister der Bäckerinnung Bergisches Land. In den Backstuben hingegen stünden alle sechs Monate die Hygiene-Kontrolleure auf der Matte.

Das Verwenden von Naturprodukten und Sauerteig zum Brotbacken hatten in der Bäckerei Weyer eine lange Tradition.

In vierter Generation

Christoph Weyer führte den Familienbetrieb in der vierten Generation und hatte die Bäckerei vor drei Jahren übernommen. „Die Bäckerei war mein Leben. Ich habe das Handwerk von der Pike auf gelernt“, sagt er. Doch er weiß auch: „Eine Bäckerei kann heute nicht mehr wie früher geführt werden, wenn sie am Markt bestehen will.“ Weyer befürchtet, dass sich die kritische Situation seiner Branche noch weiter verschlimmern werde. Doch da will die Kreishandwerkerschaft jetzt mit einer Kampagne gegensteuern. „Von einer großen Not im Backhandwerk würde ich nicht sprechen. Aber wir wollen die Wertigkeit des Produktes den Verbrauchern vor Augen führen“, sagt Marcus Otto, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Qualität hat auch ihren Preis.“

Die Kampagne startet mit einer öffentlichen Brotprüfung am Dienstag, 4. Februar, ab 10 Uhr im Erdgeschoss der Rhein-Berg-Galerie in Bergisch Gladbach. Geprüft werden Brote und Brötchen, die mindestens 24 Stunden alt sind, von Sachverständigen nach Geruch, Geschmack, Aussehen, Kruste und Krumenbildung.

KStA abonnieren