Bergisch GladbachHändler fordern Schadensersatz vom Strundeverband wegen Baustelle

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Benjamine Yahya schließt seinen Fachhandel für Sauberkeit und Hygiene. Da er jedoch erst im Januar eröffnet hat, will der Strundeverband ihm keine Entschädigung zahlen.

Benjamine Yahya schließt seinen Fachhandel für Sauberkeit und Hygiene. Da er jedoch erst im Januar eröffnet hat, will der Strundeverband ihm keine Entschädigung zahlen.

Bergisch Gladbach – Die Baustelle Strunde hoch vier geht an die Existenz. Für Benjamine Yahya jedenfalls ist Schluss. Er muss seinen Fachhandel für Sauberkeit und Hygiene schließen. Auch andere Einzelhändler im Laurentiusviertel sehen sich durch die massiven Kanalbauarbeiten, die seit fast zwei Jahren für Baulärm, Umleitungen und Staub sorgen, geschädigt. Sie fordern Schadensersatz vom Strundeverband.

Ob ein Anspruch auf Entschädigung besteht, wird noch von der Rechtsabteilung geprüft. Vermutlich in der kommenden Woche werde ein Ergebnis erwartet, teilt der Strundeverband auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Für den Existenzgründer Yahya spielt das keine Rolle mehr. Er ist schon dabei, sein Geschäft aufzulösen. Bereits im Mai hat der 29-Jährige eine Absage vom Strundeverband kassiert: „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Entschädigungsvoraussetzungen gemäß einschlägiger Rechtsprechung nicht gegeben sind“, lautet die knappe Antwort auf Yahyas Bitte nach Ausgleichszahlungen.

Kein Nachweis über Gewinneinbrüche

Da er seinen Fachhandel an der Buchmühlenstraße erst im Januar eröffnet hat, als die Baustelle schon lief, kann er nicht wie andere Gewinneinbrüche nachweisen.

Yahya ist enttäuscht von der Stadtverwaltung. „Als ich einzog, hat mich niemand darauf hingewiesen, dass die Bauarbeiten das ganze Jahr laufen würden. Dabei ist das Baustellenbüro direkt nebenan.“ Hätte er gewusst, dass das Chaos vor seiner Tür so lange andauern würde, hätte er sich woanders ein Ladenlokal gesucht, sagt er. Erst im Frühjahr 2018 sollen Buchmühlenstraße und Zufahrt zum Parkplatz Fronhof wieder komplett für Autos und Fußgänger frei sein.

Verzögerungen der Bauarbeiten

Zum Leidwesen aller Geschäftsleute im Laurentiusviertel verzögert sich jetzt auch noch der Fortgang der Kanalbauarbeiten aufgrund von „planerischen Abstimmungen und technischer Probleme“, wie das Baustellenbüro mitteilt (siehe Kasten). Seit etwa 14 Tagen gibt es einen Baustopp an der Kreuzung Hauptstraße/Buchmühlenstraße. Der Strundeverband hofft, in der kommenden Woche weiterarbeiten zu können.

Baustopp aufgrund von technischen Problemen

Der Grund für den Baustopp an der Kreuzung Hauptstraße/Buchmühlenstraße liegt laut Auskunft des Baustellenbüros Strunde hoch vier an unerwarteten technischen Problemen: Zum einen blockierten Mauerreste im Untergrund die Niedrigwasserleitung in Höhe der Buchmühlenstraße. Zum anderen müssten Übergänge zu anderen Kanalleitungen, etwa an der Straße An der Gohrsmühle, geschaffen werden. Dies erfordere Absprachen zweier ausführender Baufirmen, die länger dauerten als geplant.

„Unser Ziel ist es, die Hauptstraße für das Weihnachtsgeschäft frei zu haben“, sagt Martin Wagner, Leiter des Abwasserwerks. Voraussetzung sei, dass keine neuen Behinderungen aufträten. Dies gelte auch für einen Zuweg zum Fronhof. Im Advent solle es ohne Unterbrechung einen Durchgang für Fußgänger entlang der Baustelle geben. (ub)

Über eine Nachtbaugenehmigung die verlorene Zeit wieder reinzuholen sei keine Option, sagt Abwasserchef Martin Wagner. „Dafür müssen andere, zwingende Gründe vorliegen.“ Außerdem würden sich dadurch die Kosten für das Mammutprojekt Strunde hoch vier erhöhen. „Im Namen der Steuerzahler sind wir verpflichtet, alle Schritte auf ihre Notwendigkeit und Angemessenheit zu überprüfen“, erläutert Wagner. Würde der Landesrechnungshof bei einer Prüfung Anlass zu Kritik sehen, könnte das negative Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben.

Boutique-Besitzerin Anke Reisner-Korpilla hat ihre Bilanzen schon längst an den Strundeverband geschickt. Ihr wirtschaftlicher Schaden sei immens. Durch die aufgerissene und teils gesperrte Hauptstraße mieden manche Kunden die Geschäfte im Laurentiusviertel. „Es ist überfällig, dass wir entschädigt werden. Das sind schließlich städtebauliche Maßnahmen, die uns ruinieren“, sagt Reisner-Korpilla und geht fest von einem Ausgleich aus.

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Yahya hingegen steht, wie er sagt, vor dem Nichts: „Keine Ahnung, was aus mir wird.“ Aber alles sei besser, als den ganzen Tag vergeblich auf Kunden zu warten.

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