SozialraumkonferenzSenioren machen in Bergisch Gladbach Vorschläge zur Verbesserung ihrer Situation

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Auf Stühlen sitzen in dem Saal die Teilnehmer.

Rund Hundert Gladbacher sammelten bei der Sozialraumkonferenz Ideen, die die Lebensbedingungen älterer Mitbürger in der Stadt verbessern.

Bei der Sozialraumkonferenz in Bergisch Gladbach berichteten Senioren von ihren Problemen und machten konkrete Lösungsvorschläge.

35 000 Menschen, also rund 30 Prozent der Bergischer Gladbacher, sind Senioren. Bei der Sozialraumkonferenz im Bergischen Löwen wurden für und mit ihnen in Arbeitsgruppen Anregungen und Ideen für ein seniorenpolitisches Handlungskonzept für die Jahre 2026 bis 2030 erarbeitet. Die Gruppen Mobilität, Wohnen sowie Bildung, Ehrenamt und aktives Altern waren besonders beliebt.

Knapp 100 Teilnehmer waren der Einladung des Seniorenbüros, die für alle Gladbacher Interessierten ab 55 Jahren galt, gefolgt. Im vergangenen Herbst waren bei verschiedenen Stadtteilkonferenzen die ersten Meilensteine gelegt worden, sodass sie am vergangenen Wochenende in der Folgeveranstaltung vertieft und in Gruppen weiterdiskutiert werden konnten.

Die Hälfte der Teilnehmer waren Gladbacher Bürger

Die Teilnehmer waren eine Mischung aus Stadträten, Mitgliedern des Seniorenbeirates oder Menschen aus der Seniorenarbeit, beziehungsweise Seniorenbegegnungsstätten – und der größte Anteil, mit 50 Prozent Bürger.

So wie Michael Kracht aus Gronau. Er hatte sich für die Arbeitsgruppe Mobilität entschieden und das aus gutem Grund. „Letztes Jahr hatte ich Rücken, musste zu Ärzten in unterschiedlichen Stadtteilen“, so der 71-Jährige. Auto sei mühselig gewesen, öffentliche Verkehrsmittel aber ebenso.

Alle Vorschläge beruhen auf echten Problemen

Die Vorschläge, die in der Gruppe gemacht wurden, beruhten alle auf echten Problemen. „Oft sind die Bürgersteige nicht breit genug, dann entstehen Konfliktsituationen beim Aussteigen aus dem Bus, wenn ein Radfahrer angefahren kommt. Somit ist es dann auch eine Gefahrensituation“, nannte Kracht als Beispiel.

Noch viel größere Konfliktsituationen kannte eine weitere Teilnehmerin, die sich ebenfalls der Gruppe angeschlossen hatte. Sie wohnt am Neuenweg und ist auf ein Elektromobil angewiesen. Das passe gerade so in ihre Mietwohnung, um mit einem richtigen Bus oder der Bahn fahren zu dürfen, bräuchte sie aber ein größeres, dafür gebe es Vorgaben. Zudem kann sie damit nur bei gutem Wetter fahren.

Ehepaar bietet an, Gebäude für Wohngemeinschaften umzubauen 

„Ich würde mir eine direkte Verbindung nach Gladbach mit dem Bensberger Hüpfer wünschen. Der ist ohnehin immer leer“, so die 69-Jährige als Vorschlag. „Menschen wie ich benötigen Barrierefreiheit. Denn einfach mal in die Stadt fahren, um dort zu bummeln, das kann ich gar nicht“, sagt sie mit traurigem Gesicht.

Auch das Handlungsfeld Wohnen brachte so einige Beispiele, wo Verbesserung nötig sein könnte, hervor. Wie für das Ehepaar aus Herrenstrunden, 84 und 86 Jahre alt und immer noch mit dem Auto unterwegs. „Finden wir nicht gut, wir müssen aber, weil es sonst nichts zum Essen gibt“, machten die beiden die Problematik deutlich. Jetzt finden sie, sie hätten früher damit anfangen müssen, sich um seniorengerechtes Wohnen zu kümmern, zumal die Angebote begrenzt seien.

Sechs Stunden dauerte die Veranstaltung

Das ändern wollen künftig die Geschwister Beate Elisabeth Ditsche-Klein und Johannes Ditsche aus Refrath. Sie brachten zur Konferenz ihren Masterplan mit. Sie haben ein Konzept entwickelt, wie Wohnen in der Zukunft aussehen könnte. „Als meine Frau verstorben ist, war das Haus viel zu groß. Ich kam auf die Idee, es aufzuteilen, habe meiner Schwester eine Senioren-WG vorgeschlagen“, erzählte der 62-Jährige über den Ursprung.

Er sei seit 40 Jahren mit Technik am Bau vertraut, der Planung von Schulen oder Krankenhäusern und hat auch privat Häuser saniert, eine Leidenschaft. Die Geschwister können sich vorstellen, Altbauten zu Apartments umzubauen und mit Wohnmodulen zu erweitern als Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften, für die Gemeinschaft und gegen die Einsamkeit in Form einer Genossenschaft.

Die Pause nutzten alle Teilnehmer nicht nur, um sich mit einer Suppe zu stärken, sondern auch zum Austausch über das bereits Angeregte aus den Handlungsfeldern, die sich darüber hinaus um Digitalisierung, Pflege und pflegende Angehörige oder politische Teilhabe drehten.

Anschließend ging es wieder für alle in die Arbeitsgruppen, die jeweils von Experten geleitet wurden. Moderiert wurde die rund sechsstündige Veranstaltung von Antje Schwarze.

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