Otto-Hahn-SchulzentrumSchüler packten beim Umzug mit – 1400 Stühle und 800 Tische

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Ameisenstraße in Aktion: Die Schüler des Otto-Hahn-Schulzentrums zogen mit Sack und Pack in die Unterrichtscontainer. Rund zwei Jahre soll das Exil dauern, bis der Altbau saniert ist.

Ameisenstraße in Aktion: Die Schüler des Otto-Hahn-Schulzentrums zogen mit Sack und Pack in die Unterrichtscontainer. Rund zwei Jahre soll das Exil dauern, bis der Altbau saniert ist.

Bergisch Gladbach – Das große Stühlerücken: Im Otto-Hahn-Schulzentrum an der Saaler Mühle gingen am Montagmorgen die Schüler auf Wanderschaft und nahmen das Mobiliar der Klassen gleich mit.

Beim Umzug in das Containerdorf am Sportgelände, das die Realschule und das Gymnasium aufnehmen wird, während der in die Jahre gekommene Schulbau komplett saniert wird, packten die Schüler mit an.

Aus pädagogischen und finanziellen Gründen (der Umzug kostet die Stadt rund 37000 Euro) hatten die Schulleitungen vorgeschlagen, das kleinteilige Mobiliar in Eigenregie in die neuen Räume hinüberzutragen.

Emsiges Schleppen

Und so bewegte sich gestern eine endlose Prozession von Schülern durch das Treppenhaus des alten Gebäudes.

Im Gänsemarsch ging es erstaunlich diszipliniert den Hang hinauf in die neuen Containerklassen, jeder Schüler bepackt mit einem Stuhl, oder zwei paarweise unterwegs mit einem Tisch, alle emsig und zielgerichtet wie auf einer Ameisenstraße. So wanderten rund 1400 Stühle und 800 Tische in die provisorischen Klassen.

Was mancher als Fron betrachten würde, war für die meisten Schüler spannend. „Das ist ein richtiges Abenteuer“, fand Cosima (14), unterwegs mit ihrer Klassenkameradin Charlotte sowie zwei Stühlen und einem kleinen Tisch. Und selbst, wer schwerer bepackt war, hatte noch Zeit, „Alles besser als Schule“ zu murmeln.

Die Schulleitungen hatten sich im Vorfeld bemüht, die Lasten erträglich zu verteilen. „Die beiden jüngsten Jahrgänge sind heute im Tummel-Dschungel und vom Tragen befreit, die älteren Schüler tragen die schwereren Tische gemeinsam, die jüngeren die Stühle“, erklärte Wolfgang Knoch das Verfahren am Gymnasium.

Schränke, Tafeln und andere Großteile habe ein Transportunternehmen übernommen. Daher konnte der Schulleiter gestern Nachmittag bereits wieder an seinem Schreibtisch sitzen. „Die Technik läuft schon“, sagte Knoch erfreut – auch wenn sein neues Büro winzige Ausmaße hat.

„Wie eine Legebatterie“, kommentierte gleich nebenan Felix Bertenrath, Chef der Realschule, gut gelaunt, während er Computerkabel entwirrte. Dass er dies mit einem Lächeln sagte, liegt daran, dass die Schulen den Umzug ins Containerdorf durchaus positiv sehen.

„Für uns ist das eine große Verbesserung“, so Bertenrath. „Wir haben jetzt vier Räume mehr, so dass endlich jede Klasse über einen eigenen Unterrichtsraum verfügt, die alle technisch sehr gut mit Computer und Beamer ausgestattet sind.“

Die emsige Ameisenarbeit der vielen Schüler zahlte sich am Ende aus. Früher als erwartet waren die Räume möbliert. Da die Tafeln bereits montiert worden waren und selbst der Schulgong seinen Dienst ordnungsgemäß versieht, soll am Mittwoch der Schulbetrieb im Otto-Hahn-Containerdorf beginnen.

Die Bedingungen für den Unterricht mögen gut sein, die für eine Schwammschlacht sind es nicht: In den neuen Räumen fehlen die Wasseranschlüsse. „Das wäre zu teuer geworden“, so Knoch.

Daher muss künftig das Wasser zum Tafel-Wischen im Eimer aus den Sanitärräumen geholt werden, auch die Teeküche im Verwaltungstrakt leidet unter Wassermangel. „Aber der Kaffee läuft schon durch“, meinte der Schulleiter, der den Umzug nutzte, um den Bestand seiner Akten zu reduzieren.

Das wird sich für ihn spätestens in einem halben Jahr auszahlen. Dann nämlich geht Wolfgang Knoch in den Ruhestand.

Die Schüler werden in den Containern dann noch etwas „nachsitzen“ müssen. Rund zwei Jahre Bauzeit hat die Stadtverwaltung für die Sanierung des Altbaus angesetzt. Dann geht das Stühlerücken von neuem los – in entgegengesetzte Richtung.

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