FlutschädenDie Restaurierung der Markuskapelle in Altenberg in Odenthal ist abgeschlossen

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Die Markuskapelle Altenberg direkt neben dem Küchenhof.

Die kleine Markuskapelle in Altenberg ist das älteste erhaltene Bauwerk des ehemaligen Klosters. 2021 wurde sie Opfer der Flut. Nun ist sie restauriert.

Zur Weihe des neuen Altars kommt Weihbischof Ansgar Puff nach Altenberg. Im Gepäck hat er eine Reliquie.

Es riecht kein bisschen katholisch, sondern nur nach frischer Farbe und frischem Holz. Der typische Weihrauchduft, der eigentlich in jeder katholischen Kirche schwer in der Luft hängt, er fehlt in der Markuskapelle. Doch das dürfte sich bald ändern.

Denn am Sonntag, 28. April, wird die uralte romanische Kapelle, unmittelbar neben dem Küchenhof in Altenberg, wieder für Gottesdienste in Betrieb genommen. Zur feierlichen Einsegnung (Konsekration) gegen Mittag, nach Ende der 11-Uhr-Messe im Altenberger Dom, wird Weihbischof Ansgar Puff erwartet.

Die Reliquie für den neuen Altar wir dem heiligen Markus zugeordnet

Im Gepäck wird er ein kleines, aber bedeutsames Relikt haben: Eine Reliquie, die dem heiligen Markus zugeordnet wird. Sie stamme aus dem Nachlass von Kardinal Meisner und sei ihm einst in Rom übergeben worden, berichtet Thomas Taxacher, leitender Pfarrer in Odenthal und Altenberg. Das etwa ein Zentimeter große Knochenfragment soll der Tradition folgend in den neuen Altar eingelassen werden und an den Namensgeber der Kapelle erinnern.

Pfarrer Thomas Taxacher am neuen Altar aus Muschelkalk.

Pfarrer Thomas Taxacher am neuen Altar, der eine Reliquie aufnehmen wird, die vom Evangelisten Markus stammen soll.

Das kleine romanische Bauwerk, das im kommenden Jahr 800 Jahre alt wird und damit wesentlich älter ist als der hoch aufragende Dom schräg gegenüber, war im Juli 2021 Opfer der Hochwasserkatastrophe geworden. Gottesdienste waren hier seitdem nicht mehr möglich. Nun sind die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.

Die Dhünn hatte 2021 die Kapelle geflutet

Die Dhünn hatte damals das Bauwerk geflutet. „Hier stand das Wasser 1,40 Meter hoch“, erinnert sich Taxacher. Wände, Boden und Ausstattungsstücke waren von dichtem Schlamm bedeckt, so das Team des Fachbereichs Kunstdenkmalpflege des Erzbistums. Zerstört wurden die Stühle und Sitzbänke, die Textilien an den Wänden, der Sakristeischrank, die technischen Einrichtungen und vieles mehr.

Der schlichte, hölzerne Altar schwamm dem Küster Adam Mainusch damals auf dem Wasser entgegen, als er endlich die Türe zur Kapelle öffnen konnte. Dem neuen Altar wird dieses Schicksal nicht so leicht widerfahren können: Er ist ein massiver Block aus Muschelkalk, der stärker ins Zentrum des Raumes gerückt wurde.

Die Restaurierung wurde überwiegend aus Mitteln des Landes finanziert

Der Boden der Kapelle besteht jetzt aus Grauwacke, die umlaufenden Bänke und Sitze aus geölter Eiche, auch die Beleuchtung und die gesamte Technik wurden erneuert. Die künstlerische Gestaltung der Ausstattung hat Hans Rams übernommen, die Arbeiten am Stein wurden von der Firma Brahm Steinmetze aus Oberwesel gefertigt.

Innenraum der Markuskapelle Altenberg: Kreuzrippengewölbe, darunter fünf romanische Fenster, Sitzbänke und Hocker aus hellem Holt, davor ein Steinblock als Altar.

Der Innenraum wirkt nach der Renovierung heller als früher. Mehr als einen Meter hoch stand hier 2021 das Wasser.

Die Restaurierung der Markuskapelle durch das Erzbistum, zum Großteil finanziert aus den Flutfördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und Eigenmitteln des Bistums, habe die Wiederherstellung des Zustands vor der Überflutung zum Ziel gehabt, so die Restauratoren: „Geändert hat sich nur, dass der gewachsene Zustand der verschiedenen Einrichtungsphasen nun einer einheitlichen Gestaltung gewichen ist.“

Nur eine Orgel fehlt weiterhin im sakralen Raum

„Dadurch hat der Raum sehr gewonnen“, freut sich Thomas Taxacher über die Veränderung, die die Kapelle nun wesentlich heller und harmonischer als bisher wirken lässt. Der sakrale Ort, der jetzt mehrere Jahre nicht zu nutzen gewesen sei, habe vielen gefehlt, berichtet der Priester. Auch ihm selbst: „Ich habe meine allererste Hochzeit als Diakon hier gefeiert“, erinnert er sich, und schon als Jugendlicher habe er in der Markuskapelle viele Gottesdienste erlebt.

Nur eine Orgel existiert weiterhin nicht in der Altenberger Kapelle. Sie war schon Jahrzehnte vor der Überflutung so beschädigt, dass sie abgebaut wurde. Ein Ersatz im Rahmen der Restaurierung sei nicht zu finanzieren gewesen, bedauert Taxacher. „Bei Gottesdiensten müssen wir das Instrument nutzen, das uns der liebe Gott gegeben hat“, meinte er.

Nach der Altarweihe steht die Kapelle wieder Besuchern offen

So wird es wohl auch bei der Altarweihe an diesem Sonntag sein, wenn Weihbischof Ansgar Puff aus dem grauen Muschelkalk-Block mittels Salböl (Chrisam), Feuer und Weihrauch einen Messtisch macht. Wenn dann auch die schon in der Osternacht vorbereitete Osterkerze in der Markuskapelle Einzug gehalten hat, werden hier wieder wie früher Gottesdienste, Taufen und andere religiöse Feiern in kleinem Rahmen möglich sein.

Hell leuchten werden dann auch wieder die Zwölf Apostel – die historischen Wandleuchter der Markuskapelle. Das runde Dutzend war nach der Restaurierung plötzlich auf zehn Apostel zusammengeschrumpft, was nicht mit der biblischen Überlieferung in Einklang zu bringen war, „aber nur unserem Küster aufgefallen ist“, sagt Thomas Taxacher lächelnd. Die zwei vergessenen Nachzügler wurden schließlich doch noch aufgetrieben und eilig montiert, um die biblische Einheit wiederherzustellen.


Die Markuskapelle in Altenberg

Die Markuskapelle in Altenberg wurde unter Abt Berno (1133-51) geweiht. Der heute existierende Bau wurde aber erst um 1225 auf älteren Fundamenten errichtet, die man bei Grabungen im Jahr 1895 fand. Von mehreren Kapellen, die in den Quellen zur Geschichte des ehemaligen Klosters Altenberg überliefert sind, ist die Markuskapelle die einzige, die erhalten geblieben ist.

Die Kapelle diente zeitweilig auch als Begräbnisstätte. Nach Auflösung des Klosters 1803 verwahrloste die Kapelle, wurde unter anderem als Schmiede genutzt und war zuletzt als Geräteschuppen in Gebrauch. Erst ab 1899 wurde das Bauwerk komplett restauriert. Die Markuskapelle gehört zu den herausragenden romanischen Bauten im Rheinland. Das Bauwerk gehört zu insgesamt rund 20 Kirchen und Kapellen im Erzbistum Köln, die durch das Hochwasserereignis 2021 stark geschädigt und restauriert wurden, beziehungsweise noch werden. (spe)

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