„12 Uhr mittags"Räuber kamen in die Bedburger Schlossgärtnerei

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Alfred Ladenthin ist Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins.

  • In unserer Sommerserie machen wir Momentaufnahmen in der Region.
  • Wir besuchen in den Ferien belebte und einsame Orte – und beobachten, was dort geschieht.

Bedburg – Drei Artischockenköpfe recken sich neugierig der Sonne entgegen, eine kleine Bananenpflanze versucht, groß zu werden, und Lavendelblüten verströmen ihren typisch würzigen Geruch – eigentlich könnte man gerade auch in Südfrankreich oder auf einer kanarischen Insel sein. Doch der Weg führte durch ein großes, schmiedeeisernes Tor hinein in den Bedburger Schlosspark.

Nach wenigen Metern, dem Tennisclub Rot-Weiss Bedburg direkt gegenüber, findet sich rechter Hand ein kleines Paradies: 20 rund 100 Quadratmeter große Parzellen mit den unterschiedlichsten Pflanzen, ein Hochbeet, ein malerischer Bauerngarten und ein Gartenhaus empfangen den Besucher.

Bedburger Verein startete Gärtnereiprojekt

Auf dem Gelände der Alten Schlossgärtnerei hat der Obst-und Gartenbauverein Bedburg mit Unterstützung der Stadtverwaltung das ambitionierte Projekt gestartet. Seit Ende Mai 2021 gärtnern hier nun die „Unterpächter“ – Familien, Schulen, Interessengemeinschaften und Einzelpersonen, die für ihre Parzelle verantwortlich sind.

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Die Schlossgärtnerei ist in viele Parzellen unterteilt.

„Zu tun gibt es immer viel“, berichtet Alfred Ladenthin, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins. Er ist mit seinem Fahrrad mit Transporttaschen auf das Gelände geradelt und schaut nach seinen kleinen Obstbäumen im Hochbeet. „Eigentlich wird ja im Frühjahr geschnitten, aber jetzt ist die Zeit des Johannis-Riss“, erläutert der engagierte Pflanzenliebhaber und setzt gekonnt die Schere an. Die neu ausgetriebenen, dünnen und langen Äste, die keine Blüten und somit auch keine Früchte tragen, sollen damit entfernt werden.

Bedburg: Jede Parzelle hat eigenen Stil

Pflanzen, die üppig Früchte tragen, sind auf jeden Fall auf dem Gelände zu finden: Kohlrabi und Zucchini sind fast schon zu groß gewachsen, die Wachsbohnen und Tomaten sprießen üppig, und viele Kräuter warten darauf, gepflückt zu werden. Jede Parzelle hat einen anderen Stil und fast scheint es so, als ob die Beete den Charakter der Pächter widerspiegeln könnten.

Da gibt es die ganz ordentlichen, top gepflegten und professionell angelegten Gemüsereihen, aber auch etwas chaotische Beete, auf denen alles durcheinander wächst und jedes Kraut seinen Platz findet. Auch die Familienbeete sind leicht zu identifizieren: Möglichst Gesundes, das gut und schnell wächst, ein paar experimentelle Pflanzen und eine Ecke, über die wohl die Kinder die Verfügungsgewalt haben.

Häufig Diebstahle in Schlossgärtnerei Bedburg

„Anfangs gab es öfter Diebstähle“, berichtet Ladenthin, „die Pflanzen wurden ausgebuddelt oder das Gemüse einfach abgeerntet“. Durch eine höhere Präsenz des Ordnungsamtes und eine Videoüberwachung auf dem Gelände  sei das frei zugängliche Gebiet in den vergangenen Monaten aber nicht mehr leer geräubert worden. „Hier ist kein Selbstbedienungsladen“, sagt Ladenthin.

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Nur ganz selten wird eine Parzelle wieder abgegeben, die Warteliste ist lang. Die international tätige Konzertpianistin Anna Walachowski hat ihr kleines Grundstück kürzlich an eine junge Familie übergeben. Das Buddeln in der Erde sei leider nicht das Richtige für ihre Hände gewesen, bedauert sie: „Aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht, das Gärtnern war Balsam für die Seele.“

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