SpendenaufrufDrohbrief und Sitzungsabsage folgt in Brühl eine Welle der Solidarität

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Zu sehen ist das Vochemer Schützenheim, dort sollte die Veranstaltung steigen.

Die Stehsitzung der KG Ölligspiefe im Brühl-Vochemer Schützenheim wurde nach einem Drohbrief abgesagt.

Die Polizei hat noch keine neuen Erkenntnisse über den Verfasser des Drohschreibens. 

Die Rückkehr in den Alltag fiel Ralf Rosenkranz, Ehrenpräsident der Brühl-Vochemer Karnevalsgesellschaft Ölligspiefe, nicht leicht. Zu tief saß auch am Montagmorgen noch der Schreck über die Geschehnisse des Wochenendes. Unbekannte hatten am Samstagmittag einen Drohbrief mit Hinweisen auf eine mögliche Gefährdung der Besucher der geplanten Stehsitzung an einem Streifenwagen vor der Brühler Wache hinterlassen.

Gegen 18 Uhr waren die Verantwortlichen der Ölligspiefe dann zu dem Entschluss gekommen, ihre für den Abend geplante Karnevalsveranstaltung im Vochemer Schützenheim kurzfristig abzusagen. „In der Zwischenzeit hatte die Polizei über mehrere Stunden mit Sprengstoffspürhunden die Veranstaltungsstätte durchsucht“, so Rosenkranz.

Zwar sei das Schützenheim für sicher befunden worden, doch angesichts der Drohung gegen die Veranstaltung, habe man kein gutes Gefühl gehabt. „So eine Entscheidung tut einem als eingefleischtem Karnevalisten richtig weh“, betont der Ehrenpräsident der rund 120 Mitglieder zählenden Gesellschaft.

Schaden für die KG aus Brühl beläuft sich auf 8000 Euro

Die Absage hat aber auch handfeste Folgen für die Vochemer KG. „Wir haben keine großen Sponsoren oder einen Senat, der Geld bereitstellt. Wir leben von den Mitgliedsbeiträgen und dieser einen Veranstaltung“, macht Rosenkranz deutlich. Ganz konkret sei es in diesem Jahr darum gegangen, Geld für die Anschaffung neuer Uniformen für die 20 Frauen der Tanzgarde zu erlösen.

Weil man bewusst auf Eintrittsgelder verzichte, müsse der Verkauf von Getränken und Speisen den Erlös bringen. „Wir haben mit rund 300 Gästen bei einem sechsstündigen Programm gerechnet“, sagt der Karnevalist.

Zudem gebe es im Vorfeld viele Ausgaben. „Allein die Luftballon-Deko hat 200 Euro gekostet“, erklärt Rosenkranz. Getränkewagen, Stehtische, Lebensmittel wie Bockwürstchen, Mett und Brötchen – all das habe man bezahlen müssen. 3500 Euro seien im Vorfeld ausgegeben worden, rechne man die entgangenen Einnahmen hinzu, belaufe sich der finanzielle Schaden auf rund 8000 Euro, erklärt er.

Brühler Band verzichtet auf Gage

Umso mehr freut man sich in Vochem über die Solidarität der Jecken. Die Künstler hätten vorbildlich auf die Absage reagiert. Die Brühler Band De Bömmelöms habe auf ihre Gage verzichtet, der Discjockey sich sehr entgegenkommend gezeigt.  „Und die Tanzgarde Schiff Ahoi aus Vernich wollte ebenfalls nichts, obwohl sie schon zu uns unterwegs waren“, so Rosenkranz.

Die Anteilnahme ist groß, die Hilfsbereitschaft beeindruckend
Peter Lautenschläger, Präsident des Festausschusses Brühler Karneval

Dabei wird es nicht bleiben. Der Festausschuss Brühler Karneval um seinen Präsidenten Peter Lautenschläger traf mit seinem Spendenaufruf zugunsten der Ölligspiefe offenbar einen Nerv. „Die Anteilnahme ist groß, die Hilfsbereitschaft beeindruckend“, sagt Lautenschläger. Fritz Wittig, kommissarischer Präsident der Schloßgarde, kündigte Unterstützung an. Andreas Granrath, Präsident der Fidele Bröhler Falkenjäger, erklärte, sich bereits mit einer Spende beteiligt zu haben.

Eine kurzfristige Neuansetzung der Stehsitzung wird es angesichts der Verunsicherung und der kurzen Session nicht geben, das machte Rosenkranz klar. Zunächst wolle man ohnehin die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen abwarten. Neue Erkenntnisse gab es laut Polizei am Montag noch nicht.

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