MobilitätIn Brühl erhalten Leihfahrräder nun doch eine zweite Chance

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Zu sehen sind abgestellte Fahrräder am Stadtbahnhalt Brühl-Mitte.

In Brühl soll erneut der Einsatz von Mieträdern getestet und dabei auch die Bahnhaltestelle einbezogen werden.

Eine erste Testphase für Leihfahrräder war unterschiedlich bewertet worden, nun erteilte das rot-grüne Mehrheitsbündnis im Rat einem weiteren Versuch grünes Licht.

In Brühl wird es eine weitere Testphase für ein Leihfahrradsystem geben. Das Votum des rot-grünen Mehrheitsbündnisses für ein erneutes Ausprobieren dürfte einige Bürger überraschen, denn die Verwaltung um Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) hatte sich nach der Auswertung eines ersten achtwöchigen Tests noch gegen weitere Aktionen ausgesprochen.

Zwischen Mitte August und Mitte Oktober hatte die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft mbH (REVG) an sieben Stationen im Stadtgebiet 35 Mobic-Leihräder zur Ausleihe bereitgestellt. Knapp 640 Ausleihen gab es – durchschnittlich 18 pro Rad.

SPD und Grüne wollen erneuten Testlauf in Brühl

Während die REVG um Geschäftsführer Walter Reinarz dies als Erfolg einstufte, hielt Freytag dagegen: „Bei allem Verständnis für die Konzeption der Leihräder, es sind nicht mehr als gut zehn Ausleihen pro Tag vorgenommen worden.“

Angesichts der Kosten ergebe sich für die Stadt Brühl bei Hochrechnung dieser Zahlen ein Betrag von gut zehn Euro je Fahrt. „Selbst bei einer höheren Auslastung wird der Kostenbeitrag der Stadt pro Fahrt nicht signifikant sinken. Daher kann ich den Ratsmitgliedern angesichts der Haushaltssituation keine Beteiligung der Stadt Brühl vorschlagen“, lautete Freytags damaliges Fazit.

Dass sich das Brühler Stadtoberhaupt einige Zeit später bei der Abstimmung im Rat enthielt, überraschte daher. Seine SPD-Genossen stimmten derweil genau wie die Grünen um Fraktionschefin Simone Holderried für einen weiteren, nun sechsmonatigen Test, der im Mai 2024 beginnen soll.

„Leihfahrräder und auch Leihlastenräder sind unseres Erachtens ein wichtiger Bestandteil eines klimafreundlichen Mobilitätsangebotes in der Stadt“, so Holderried. Der achtwöchige Test sei zu kurz gewesen, um repräsentativ zu sein.

Das können wir uns nicht leisten
Jochem Pitz, FDP-Fraktionschef im Brühler Rat

Außerdem seien zu wenig Stationen bedient worden und die möglicherweise nachfragestarken Örtlichkeiten an den DB-Bahnhöfen und den Stopps der Linie 18 nicht dabei gewesen. „Der Rahmen war nicht optimal“, sagt sie.

Nun sollen 40.000 Euro in die Hand genommen werden, um 60 bis 70 Räder an zwölf bis 15 virtuellen Stationen zur Leihe anzubieten – mit dazugehöriger Werbung. Sofern die Resonanz erneut nicht überzeuge, müsse man das Projekt „sehr kritisch bewerten“, erklärt Holderried. Derzeit besteht das Mobic-Angebot in weiteren sieben Städten des Rhein-Erft-Kreises.

CDU und FDP kritisieren Vorhaben als zu teuer

Jochem Pitz, Fraktionsvorsitzender der FDP, hält die Entscheidung für falsch. „Das können wir uns nicht leisten, selbst wenn wir jede Fahrt nur mit sieben Euro subventionieren“, sagt er. Noch deutlicher wird Holger Köllejan, Fraktionschef der CDU, der von einem „Klopper“ spricht. Er vermutet einen Alleingang der Grünen.

„Dass in dieser Koalition der grüne Schwanz mit dem roten Hund wedelt, ist hinreichend bekannt. Weiß der Bürgermeister nicht mehr, was er gesagt hat, oder müssen Bürgermeister und SPD wirklich jede Kröte der Grünen schlucken, um einen scheinheiligen Koalitionsfrieden zu bewahren?“, fragt Köllejan.

Auch das Timing des Versuchs sieht er kritisch. Vom Frühjahr an sei eine zumindest etwas höhere Nutzung zu erwarten. „Warum lässt Grün-Rot das nicht ab Januar testen?“, fragt der Christdemokrat.

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